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Belials Braut

Belials Braut

Titel: Belials Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiterging.
    Über die Kanalbrücke hinweg fuhren die Autos. Immer wieder tauchten für einen kurzen Moment die Lichter auf, bevor sie wieder verschwanden. Aus dieser Perspektive waren die Fahrzeuge zu schnellen Geistwesen geworden.
    Es traf ihn auch seltsam, dass sich außerhalb des Lokals niemand aufhielt. Da parkte kein Wagen, kein Roller und auch kein Rad. Er sah Licht hinter der Reihe der Fenster, und es war schwächer als das, das der Engel ausstrahlte.
    Aus dieser Entfernung war es ihm bereits möglich, durch die Fenster zu schauen. Normalerweise hätte er hinter den Vierecken die Schatten der Gäste sehen müssen, doch auch damit konnte Angels Corner nicht dienen.
    Oder gab es dort keine Gäste?
    Eigentlich ein Unding, wenn man bedachte, dass in dieser Gegend zahlreiche Menschen lebten. Links von ihm hoben sich die grauen Fassaden schmaler Wohnhäuser in den Nachthimmel. Hin und wieder verlor sich ein Lichtreflex auf der Haut aus Stein und Putz, ansonsten war hier tote Hose.
    Beim Näherkommen stellte er fest, dass es die Rückseiten der Häuser waren. Da hatte er schon so etwas wie eine Erklärung für dieses Phänomen.
    Von irgendwoher hörte er den schrillen Pfiff einer Lok. Wirklich nicht weit entfernt, doch diese Welt kam ihm vor, als hätte er sie mit dem Aussteigen aus der U-Bahn verlassen, um sich anschließend durch völlig neues Terrain zu bewegen.
    Es waren nur noch wenige Meter bis zum Ziel. Eine Kleinigkeit, ein Nichts – im Normalfall. Nicht jetzt, denn die Aufregung kehrte wieder zurück.
    Und so ging er weiter. Zitternd. Schweiß an den Handflächen. Auch auf dem Rücken.
    Noch ein Mal schaute er hoch.
    Jetzt blickte er direkt in das Gesicht des nach vorn gebeugten Engels. Es war künstlich, doch nicht mehr für ihn. Da lebte das Gesicht. Es lächelte sogar, als wollte es ihm einen Willkommensgruß schicken.
    Der nächste Schritt brachte ihn bis an die Tür. Er sah sie genauer. Sie schien aus Stahl zu bestehen, so sehr schimmerte sie im Restlicht des Engels.
    Das stimmte nicht. Sie bestand aus Holz. Man hatte sie nur entsprechend angestrichen.
    Er drückte mit seiner rechten Hand dagegen und spürte das schnelle Kribbeln bis in die Fingerkuppen hinein. Craig hatte die Tür kaum berührt, da schwang sie auf wie von Zauberhand geführt...
    ***
    Die Tür rutschte von seiner Hand weg, und Craigs Arm sank nach unten. Er stand staunend auf der Schwelle und bewegte sich um keinen Millimeter vor. Er war überrascht, denn so etwas wie hier hätte er nicht vermutet.
    Fasziniert betrachtete er die Einrichtung.
    Er war nicht in der Lage, sie zu beschreiben. So etwas gehörte in eine Küche und weniger in ein Lokal. Wohin er auch blickte, er sah Stahl. Das Ambiente glich dem Inneren eines Raumschiffs, aber nicht dem einer Kneipe. Es gab auch keine Engel, und er fragte sich, ob Engel sich in dieser stählernen Umgebung überhaupt wohlfühlen konnten.
    Die Theke, die Stühle, die Tische, alles bestand aus dem gleichen Material und wirkte wie frisch poliert. Das Licht floss aus den in die Decke integrierten Leuchten nach unten, traf das Material und gab ihm einen spiegelhaften Glanz.
    Hinzu kam der Steinboden in einer hellgrauen Farbe. Das Material besaß zahlreiche Einschlüsse und sah trotzdem nicht rau aus, sondern blank.
    Er zögerte, den Raum zu betreten. Zugleich hatte er das Gefühl zu frieren. Das hier war nicht seine Welt. Das hatte er auch noch nie in irgendwelchen Prospekten gesehen.
    Er sah keinen Menschen, als er endlich dazu kam, sich mal darauf zu konzentrieren. Kein Gast saß auf den Hockern am Tresen, die natürlich auch aus Stahl bestanden. Allerdings war ihre Sitzfläche gepolstert. Das weiße Leder sah so kostbar aus, dass Craig sich überlegte, ob er dort seinen Platz einnehmen sollte.
    Kein Gast war zu sehen.
    Die Leere hatte so gut wie keinen Charme. Craig konnte schauen wie er wollte, für ihn war ein Lokal ohne Menschen eben leer. Und wenn noch diese Einrichtung hinzukam, dann rann schon ein gelinder Schauer über seinen Rücken.
    Hinter ihm war die Tür wieder zugefallen. Wilson überlegte, ob er sich umdrehen und gehen sollte, ohne direkt einen Fuß richtig in die Lokalität gesetzt zu haben, aber dann erschien wieder das Gesicht vom Bildschirm vor seinem geistigen Auge.
    Angelina!
    Sie hatte ihn hierher bestellt, und sie hatte es nicht grundlos getan. Tief in seinem Innern war er sogar froh, in einer derartigen Umgebung zu stehen und nicht in einer Kneipe oder Kaschemme, wo so

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