Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
Wüste und nicht das englische Landleben. Hier unternimmt man nicht so einfach einen Spaziergang oder einen Ausritt.“
Plötzlich erinnerte sich Bella an den riesigen schwarzen Schatten, der ihr aus der gleißenden Sonne entgegengekommen war. „ Sie tun es“, erinnerte sie ihn spröde.
„Ich bin hier geboren. Ich kann jeden Sonnenstand und jede Sandbewegung interpretieren und würde trotzdem niemals so schlecht … beziehungsweise gar nicht ausgerüstet durch die Wüste reiten wie Sie. Sollten Sie noch einmal ein Verbrechen planen, kann ich Ihnen nur empfehlen, mehr Zeit und Sorgfalt in die Vorbereitung zu investieren“, entgegnete er zynisch.
Als Bella ihn nur stumm aus großen Augen anstarrte, fluchte er unterdrückt.
„Keine Landkarte, keine passende Kleidung, kein Proviant, kein Wasser!“, hielt er ihr vor. „Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“
„Ich … ich glaube, ich habe überhaupt nicht nachgedacht“, gestand sie nun doch etwas eingeschüchtert von den vehementen Vorwürfen und besonders von dem Wort Verbrechen . „Ich wollte einfach nur in die Stadt und habe offenbar die Entfernung unterschätzt.“
„Und dieser kleine Irrtum hätte fast zwei Leben gekostet, wenn ich nicht zufällig vorbeigekommen wäre!“
„Zwei …“ Als sie begriff, was er damit andeuten wollte, stockte Bella der Atem. „Was … was ist mit dem wunderschönen Pferd?“, fragte sie ängstlich. „Ist es …“
„Die Stute wird überleben. Dass sie unendlich wertvoll und nahezu unersetzbar ist, wissen Sie ja wohl selbst. Darum haben Sie sie schließlich gestohlen.“
Bella blinzelte verwirrt. „Ich habe sie ausgesucht, weil sie mir besonders zahm und freundlich erschien“, murmelte sie abwesend, immer noch in dem Albtraum gefangen, fast am Tod eines Lebewesens schuldig geworden zu sein. Wieder einmal hatte sie alles verpatzt! Das hätte wohl niemanden, der sie kannte, besonders überrascht.
„Sie hat reines Araberblut in den Adern, nicht?“, fragte sie fast schüchtern. „Man kann es an ihren feinen Zügen erkennen.“
„Die Ihnen doch höchst vertraut sein müssen! Wie sonst hätten Sie sicherstellen sollen, dass Sie auch das richtige Tier erwischen?“
„Sie haben jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Ich bin es ja selbst, obwohl ich nie vorhatte, die Stute absichtlich in Gefahr zu bringen. Ich liebe Pferde nämlich über alles … sogar mehr als Menschen …“ Ihre Stimme drohte zu versagen, aber Bella riss sich zusammen. „Ich habe ernsthaft geglaubt, weniger als eine Stunde bis in die Stadt zu brauchen.“
„Wo Sie natürlich erwartet wurden.“
„Erwartet?“, echote sie verblüfft. „Von wem?“
„Von Ihren Komplizen natürlich! Halten Sie mich eigentlich für beschränkt?“
„Nein“, versicherte sie völlig aufrichtig. „Aber ich habe wirklich keine Komplizen.“
„Dann wollten Sie den Verkauf der Stute allein abwickeln?“
Jetzt reichte es ihr. „Ich wollte das arme Tier doch nicht verkaufen!“, empörte sie sich. „Ich wollte sie zusammen mit einer Entschuldigung und einer Entschädigung für den Besitzer zurück in die Stallungen schicken!“
„Sie wollen mir ernsthaft weismachen, dass Sie die Stute gestohlen haben, um sie wieder zurückzuschicken?“
„Ich stehle keine Pferde!“ Inzwischen war Bella so erregt, dass ihre Stimme fast kippte. „Ich … ich habe mir das Pferd nur geliehen – für eine kurze Zeit! Will das denn nicht in Ihren Kopf hinein?“
Ihre Erbitterung stand seiner in nichts nach.
„War die Stute ausgebrochen?“, fragte Zafid nach einer langen Pause mit erzwungener Ruhe.
„Nein.“
„Haben Sie sie mit eigener Hand aus dem Stall geführt?“
Bella seufzte theatralisch. „Ich habe sie mir geborgt !“
Allmählich war sie ernsthaft beunruhigt, wollte es sich aber nicht anmerken lassen. Wenn sie wenigstens eine Waffe hätte! Doch dann erinnerte sie sich glücklicherweise daran, dass dieser finstere Geselle vor ihr eben auch nur ein Mann war. Und sie hatte bemerkenswerte blaue Augen, wie man ihr immer wieder versicherte.
„Ich kann das erklären …“ Ihre Stimme klang plötzlich sanft und unterwürfig. Zafids verblüfftem Blick begegnete sie offen und mit einem weichen Lächeln auf den vollen Lippen.
„Da bin ich aber gespannt“, murmelte er mit erhobenen Brauen und vor der Brust verschränkten Armen.
Vielleicht habe ich noch nicht den richtigen Blick drauf? überlegte Bella und ließ ihre Augen wie blaue Sterne leuchten. Doch
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