Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
dass sie sich in einer Situation wie dieser so weit aus dem Fenster lehnen musste. „Klingt gar nicht mal so schlecht nach der Wüstenhitze …“, konnte sie sich aber doch nicht verkneifen. Die Vorlage war einfach zu gut gewesen.
Als Zafid jedoch gelassen auf sie zu schlenderte, zog sie sich hastig bis ans äußerste Ende der Matte zurück. „Schon gut! Ich habe verstanden … Humor ist nicht erlaubt. Aber in England ist es üblich, einen Scherz wenigstens mit einem höflichen Lächeln zu quittieren, selbst wenn er einem nicht zusagt.“
Eigentlich hatte sie ihn nur fragen wollen, wofür er einen Dolch brauchte. Doch das wagte Bella jetzt nicht mehr. Er hatte so gar nichts mit den Typen gemein, mit denen sie sich normalerweise umgab. Aber ihr gefiel diese brisante Mischung aus ungezähmtem Mann und purer Sexualität …
3. KAPITEL
Das ist ein Mann, der mir ernsthaft gefährlich werden könnte, überlegte Bella und betrachtete fasziniert die markanten Gesichtszüge, die innere Stärke, Souveränität und ein gesundes, wenn nicht gnadenloses Selbstbewusstsein demonstrierten.
„Könnte ich jetzt vielleicht auch meine Kleider zurückbekommen?“, fragte sie bewusst forsch. „Sonst fühle ich mich Ihnen gegenüber noch mehr im Nachteil als ohnehin schon.“
An das Ehrgefühl eines Mannes zu appellieren, war immer ein geschickter Schachzug, und er zeigte auch diesmal den gewünschten Erfolg. Ihr Retter hatte sogar den Anstand, sich ungefragt abzuwenden, während Bella noch etwas wackelig auf den Beinen in ihr Leinenensemble schlüpfte. Sie war froh, als sie endlich wieder saß, und betrachtete sinnend den breiten Männerrücken vor ihr. Seltsam, in der traditionellen arabischen Robe wirkte er fast noch männlicher als halb nackt.
Zumindest konnte sie ihn sich eher im Ringkampf mit einer wilden Bestie vorstellen als an einem Schreibtisch in einem modernen Wolkenkratzer. Entsetzt von ihrer überschäumenden Fantasie und frustriert über die unrühmlichen Umstände, in denen sie dieses Prachtexemplar von Mann kennengelernt hatte, legte Bella die Hände vor die Augen und lachte hilflos.
Zafid wandte sich um und betrachtete mit gerunzelter Stirn seinen ungebetenen Gast. Wahrscheinlich hatte ihr die Hitze mehr zugesetzt, als er bisher vermutet hatte. „Ich bin überrascht, dass Sie in Ihrer Situation noch lachen können.“
Damit sind wir wieder beim Sie ! konstatierte Bella enttäuscht. Gerade jetzt, wo …
„Sie haben sich wohl verirrt und nicht die leiseste Ahnung, wo Sie sich befinden.“
„Halb so wild“, wiegelte sie ab, „ich bin doch bei Ihnen.“
„Das sollte Ihnen eher Angst machen, als Sie zu beruhigen“, erwiderte er. „Ich könnte für Sie eine größere Bedrohung sein als die Wüste. Hier ist niemand außer uns. Keiner hört Ihr Schreien und …“
Bella konnte nicht anders als laut zu lachen. „Sie hören sich an, als wollten Sie einen Horrorfilm synchronisieren!“
„Ich versuche nur, Ihnen zu vermitteln, dass eine gesunde Dosis Angst und Vorsicht Ihr Leben um ein Beträchtliches verlängern könnte.“
„Ich habe abwechselnd in London und New York gelebt und kann ganz gut auf mich aufpassen“, behauptete Bella kess. Sein wölfisches Lächeln ließ sie dennoch erschaudern.
„Hier sind Sie aber weder in London noch in New York, sondern inmitten der arabischen Wüste, mit einem Mann, den Sie nicht kennen. Und außerhalb dieses Zelts gibt es Schlangen, Skorpione und genügend Sand, um Ihren Körper zu verschlingen, bevor Sie wissen, wie Ihnen geschieht.“
Bei seinen Worten stellten sich zwar ihre Nackenhaare auf, doch so leicht ließ Bella sich nicht einschüchtern. „Hören Sie lieber auf damit“, warnte sie. „Oder möchten Sie Ihr Zelt mit einer hysterischen Frau teilen?“
„Ich will es mit gar keiner Frau teilen“, kam es kalt zurück.
„Oh …“ Bella brauchte einen Moment, um das zu verdauen. „Verstehe, Sie sind schwul.“
Ungläubige Wut flammte in Zafids schwarzen Augen auf. „Ich bin weder schwul noch bin ich auf sonst eine Gesellschaft aus. Was ich suche, ist Einsamkeit!“
„Wirklich?“ Fasziniert schaute Bella zu ihm auf. „Sie meinen … Sie wollen wirklich ganz allein sein?“
„Allein zu sein und Zeit zum Nachdenken zu haben, ist ein Geschenk.“
Sie zog ein Gesicht. „Was mich betrifft, ist Nachdenken ein völlig überbewerteter, langweiliger Zeitvertreib. Ich bin lieber unter Menschen.“
„Was haben Sie dann in dem Einkehr-Zentrum
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