Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
erwartete –, sondern ihr im Gegenteil ganz einfach nur gutgetan.
Während sie ihre Kleider prüfte, die noch nass waren, war sie sich seiner Blicke sehr bewusst. Mit stolz erhobenem Kopf wandte Bella sich um und ging langsam und völlig gelassen auf Zafid zu, der sich inzwischen zu seinem Hengst gesellt hatte, um eine mögliche Konfrontation zwischen Batal und der wagemutigen Badenixe zu vermeiden.
„Du solltest versuchen, ruhiger und entspannter zu werden“, riet sie ihm freundlich. „Mich beeindruckt dein übertriebenes Machogehabe nämlich nicht im Geringsten. Ich weiß auch so, dass du stärker bist als ich.“
Erst verspätet merkte Zafid mit fliegendem Puls, dass sie nicht mit ihm, sondern mit seinem Hengst sprach. Als Bella die Hand nach dem Tier ausstreckte, scharrte Batal nervös mit den Hufen, begann zu tänzeln und wollte den Kopf aufwerfen, was Zafid mit einem energischen Griff ins Zaumzeug verhinderte.
„Sie sind wirklich die aufreizendste, provokanteste …“ Er fand keine Worte für seine sengende Wut.
„Vergessen Sie nicht gedankenlos, unverantwortlich und selbstsüchtig … Eure Hoheit“, half Bella ihm bereitwillig aus.
Zafid knurrte wie ein gereiztes Raubtier und zog sie mit einer heftigen Bewegung an seinen kraftvollen Körper. Ohne Vorwarnung eroberte er ihre Lippen mit einem wilden, hungrigen Kuss, während er nebenbei den aufgeregten Hengst mit eiserner Hand am Boden hielt.
Bella hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen. Nichts, was sie zuvor erlebt hatte, kam diesem gewaltigen, verzehrenden Gefühl gleich, das sie bis ins Innerste erschütterte und aufwühlte. Es war wie eine Urgewalt, der sie sich unmöglich entziehen konnte … selbst, wenn sie es versucht hätte.
Abrupt gab Zafid sie wieder frei und stieß sie von sich, als hätte sie eine ansteckende Krankheit und er Angst, sich zu infizieren. Bella taumelte und fragte sich benommen, wie er etwas abbrechen konnte, das sich so gut anfühlte.
Hätte sie in diesem Moment jemand gefragt, ob sie schon einmal geküsst worden sei, hätte sie ihm geantwortet: nicht bis heute.
Wo hatte der Scheich gelernt, so zu küssen?
„Zieh dich an!“, befahl Zafid grob und wies mit dem Kinn in Richtung Zelt.
Sie verstand zwar nicht, warum er schon wieder derart übler Laune war, gehorchte seinem herrischen Befehl jedoch.
Komisch, ihr hatte der Kuss gefallen!
Auf der Matte lag eine weiße Robe, ähnlich wie jene, die er selbst trug. Bella schlüpfte hinein und wäre fast gefallen, als sie versuchte, einen Schritt nach vorn zu machen. Sie sah, dass der Scheich ihr gefolgt war, und raffte das voluminöse Kleidungsstück um sich zusammen und schnitt eine kleine Grimasse. „Oversized! Absolut im Trend!“, sagte sie lachend. „Aber so kann ich mich unmöglich darin bewegen. Sonst breche ich mir noch das Genick. Haben Sie zufällig eine Schere?“
Ohne eine Miene zu verziehen, zog er den Dolch aus den Falten seiner Robe und kam auf sie zu.
„Schon gut! Vielleicht ist das doch nicht nötig!“, beeilte sich Bella zu versichern. „Sicher kann ich lernen, mich …“
Sie verstummte, als er nach ihrer Robe griff, die scharfe Klinge ansetzte und mit zwei blitzschnellen Hieben den überflüssigen Stoff entfernte. Das Gewand endete jetzt knapp über ihren zierlichen Knöcheln, wie Bella mit vorsichtigem Blick und wild klopfendem Herzen feststellte.
„Dann ist der Dolch also doch kein reines Schmuckstück“, krächzte sie, weil ihr einfach nichts anderes einfiel.
„Nein“, bestätigte Zafid kalt. „Das ist er nicht.“
Bella befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze. „Warum tragen Sie überhaupt eine Waffe … Eure Hoheit?“
Ohne sie einer Antwort zu würdigen, wandte er sich ab und verließ das Zelt.
Verwirrt versuchte sie zu begreifen, was in den letzten Minuten geschehen war. Er hat schließlich mich geküsst und nicht umgekehrt! dachte sie aufrührerisch. Warum ist er dann jetzt so sauer?
Ob sie vielleicht trotz aller Bemühungen immer noch eher einer Vogelscheuche als einer Femme fatale glich? Irgendwo musste doch so etwas wie ein Spiegel aufzutreiben sein!
Wie typisch für mich! dachte Bella verstimmt. Jetzt treffe ich endlich den Mann meiner Träume, und dann habe ich keinen Spiegel zur Hand!
Ihr Stolz verbot es ihr, das Zelt zu verlassen. Sonst würde er womöglich noch denken, sie laufe ihm nach. Aber ihre rastlose Natur machte es Bella unmöglich, ruhig auf einer Stelle sitzen zu bleiben. Außerdem hatten ihre
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