Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
flüchtig, sie hätte im Pool gebadet, bevor sie versucht hatte, ihn als Fluchthelfer zu gewinnen. Dass sie jetzt tagelang mit ihm in dieser Oase festsitzen sollte, erschien ihr immer noch wie ein Traum.
Allerdings nicht mehr wie ein Albtraum, wenn sie ehrlich war …
Als sie eine Weile auf der Wasseroberfläche trieb, dachte Bella über das Chaos nach, in das sich ihr Leben verwandelt hatte. Der Scheich hatte offenbar nicht die leiseste Ahnung, wer sie in Wirklichkeit war. Und ebenso wenig war er über den letzten Balfour-Skandal informiert.
Während sie in den blauen Himmel über sich schaute, fand sie immer mehr Gefallen an diesem Umstand. Obwohl sie die Wüste hasste, fühlte sie sich hier seit Jahren zum ersten Mal … frei. Wie es wohl wäre, das Leben ohne Altlasten noch einmal ganz neu beginnen zu können? Weit weg von zu Hause …
Habe ich überhaupt noch ein Zuhause? Gab es irgendjemanden auf Balfour Manor, der sie vermisste? Oder waren alle froh, sie endlich los zu sein?
Als ihr plötzlich heiße Tränen über die Wangen rollten, tauchte sie unwillig ab und schwamm ein paar Züge unter Wasser, wobei sie mit den Händen auf den sandigen Grund geriet. Das ernüchterte sie augenblicklich. Dies war kein endloser Ozean, sondern eine kleine grüne Oase in einem riesengroßen Nichts! Es gab eben kein Paradies ohne Fehler, das musste sie endlich begreifen.
Zuhause hatte sie sich mit Reportern, falschen Freunden und missbilligenden Familienangehörigen herumschlagen müssen. Hier waren es der Sand, die Hitze und ein widerlicher Kräutertee, die ihr das Leben vermiesten.
Als sie erneut prustend auftauchte, erkannte Bella, dass sie nicht so allein war, wie sie es bisher gedacht hatte. Der prachtvolle Hengst des Scheichs stand am Rand des Pools und trank in gierigen Zügen.
„Hallo, du!“, begrüßte sie ihn erfreut. „Bist du wirklich so gefährlich, wie von dir behauptet wird? Eigentlich siehst du gar nicht so aus.“
Beim Klang ihrer Stimme warf der Araberhengst den edlen Kopf auf und stieg, sodass Bella nur noch die schlagenden Hufe in der Luft und das Weiße in seinen Augen sah.
„Schon gut, ich habe verstanden“, lenkte sie ein. „Du bist gefährlich und genauso launisch wie dein Besitzer. Aber jetzt beruhige dich endlich, ich bin nämlich harmlos.“ Damit richtete sie sich auf und schüttelte das Wasser aus ihrem Haar.
Der Hengst spielte nervös mit den Ohren und beäugte das Manöver voller Misstrauen.
„Kannst du noch irgendwelche Tricks?“, fragte Bella und streckte ruhig die Hand nach dem schnaubenden Tier aus.
„Fassen Sie ihn nicht an!“, donnerte eine tiefe Stimme. „Er hat ein teuflisches Temperament und könnte Sie verletzen.“
Augenblicklich erstarrte Bella zur Salzsäule, aber nicht aus Angst vor dem Hengst. „Beobachten Sie mich etwa die ganze Zeit?“, fragte sie und versuchte, ihre Blöße mit Haaren und Händen zu bedecken.
„Ich habe nur den Pool im Auge behalten, da Sie offenbar die besondere Gabe haben, ständig Unheil anzuziehen.“
Damit traf er sie härter, als er es wissen konnte. „Sie sind nicht für mich verantwortlich.“
„Ich weiß, aber wenn Sie in der Wüste umkommen, müsste ich womöglich meine Zeit hier abkürzen, um ihren Leichnam nach Al-Rafid zu schaffen.“
„Oh, besten Dank!“, stieß Bella gekränkt hervor, strich sich das feuchte Haar aus der Stirn und warf die frisch gewaschene Mähne mit einem Ruck nach hinten über die Schultern. Dass sie nackt war, hatte sie in ihrer Empörung völlig vergessen.
Erst als sie hörte, wie Zafid scharf einatmete, wurde sie sich des Anblicks bewusst, den sie ihm bot. Und der forderte offensichtlich seine uneingeschränkte Bewunderung heraus, das verriet ihr das begehrliche Glitzern in seinen schwarzen Augen. Diesmal bezwang Bella den Drang, sich zu verstecken.
„Hören Sie auf, mich anzustarren!“
„Wenn es Ihnen nicht gefallen würde, hätten sie wohl kaum Ihre Kleidung abgelegt“, kam es arrogant zurück.
„Sie haben keine Manieren … Eure Hoheit!“, rügte Bella.
„Und du kein Schamgefühl, habibati. “
Während Bella mit eisiger Miene aus dem Pool stieg und zu ihren Kleidern ging, die zum Trocknen in der Sonne lagen, überlegte sie, ob er damit wohl recht hatte. Wahrscheinlich …
Immer noch zutiefst verletzt durch die Ablehnung ihrer Familie, hatte seine offensichtliche Bewunderung sie tatsächlich nicht gestört – oder gar beschämt, wie man es von einer Lady möglicherweise
Weitere Kostenlose Bücher