Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
Möglichkeiten zur Wahl lässt …“ Seine Stimme klang jetzt gelassen, fast heiter. „Entweder Sie gehen allein und zu Fuß los. Dann würden Sie schätzungsweise zwei bis drei Stunden später tot im Wüstensand liegen. Oder Sie bleiben bei mir, bis ich bereit bin, selbst wieder nach Al-Rafid zurückzukehren.“
4. KAPITEL
Zafid nahm die Hand von Bellas Mund und widerstand nur schwer der Versuchung, ihre Lippen zu küssen.
„Das sind die Optionen. Suchen Sie sich eine davon aus.“
Er war verärgert, aber nicht ihretwegen , sondern über seine eigene Schwäche. Trotz des aufreizenden Verhaltens war diese Frau eine der anziehendsten und begehrenswertesten, die er je getroffen hatte. Dabei brachte es ihn regelrecht in Rage, dass er gegenüber ihren durchsichtigen, routinierten Flirtattacken längst nicht so immun war, wie er es ihr vorspielte.
Seine viel gerühmte Selbstkontrolle, auf die er so stolz war, schien keinen Pfifferling mehr wert zu sein! Es war, als zöge er in eine Schlacht und würde plötzlich entdecken, dass die angeblich scharfen Waffen, die er bei sich führte, nur Spielzeugattrappen waren.
Vielleicht war es ja schon immer so, und ich habe sie bisher nur noch nicht richtig getestet! schoss es Zafid durch den Kopf. Was für ein demütigender, vernichtender Gedanke!
Stand ihm etwa eine Woche der Reflexion und Selbsterkenntnis mit diesem Ergebnis bevor? War er seinem Vater vielleicht doch ähnlicher, als er es bisher befürchtet hatte?
Seinen ursprünglichen Verdacht, dass sie zu einer kriminellen Bande gehörte, die es auf seine wertvollste Stute abgesehen hatte, hielt er inzwischen für unbegründet. Jetzt schien er ihr sogar noch Dankbarkeit dafür zu schulden, dass sie sich Amira ausgeliehen hatte und den wahren Dieben damit offenbar nur um Minuten zuvorgekommen war! Wenn er sich das verblüffte Gesicht der Ganoven beim Anblick des leeren Stalls vorstellte, musste Zafid sogar widerwillig lachen.
Auf jeden Fall war er entschlossen, Amira so lange nicht aus den Augen zu lassen, bis er nach seiner Auszeit in den Palast zurückkehrte. Was gleichzeitig bedeutete, dass er die herausfordernde kleine Hexe ebenfalls bei sich behalten musste.
Während er ihr lebhaftes Mienenspiel beobachtete, spürte Zafid ein Begehren in sich aufsteigen, wie seit Äonen nicht mehr. Obwohl ihr Gesicht hochrot vor Hitze und Empörung war, das blonde Haar sandverkrustet und die Augen von Sonne und Wüstenstaub gereizt, war sie umwerfend schön. Wie die Prinzessinnen in den Märchenbüchern, aus denen er seinen jüngeren Schwestern früher vorgelesen hatte.
Leider hat sie nicht deren liebenswertes Naturell. Sie ist eine launische, schmollende und viel zu wilde Prinzessin!
Jetzt, wo er ihre Fluchtpläne endgültig vereitelt hatte, las er in ihren blitzenden blauen Augen, wie viel Kraft es sie kostete, ihr überschäumendes Temperament zu zügeln. Sie war auf Kampf aus, hielt sich aber zurück. Und Zafid fragte sich neugierig, warum. Was versuchte sie, vor ihm zu verbergen?
An höchsten Respekt und absoluten Gehorsam in seinem gesamten Umfeld gewöhnt, fiel es ihm außerordentlich schwer, mit ihrer Widerborstigkeit und mangelnden Ehrerbietung zurechtzukommen.
„Normalerweise überschlagen sich die Menschen, um mich zufriedenzustellen“, informierte er Bella, um einer weiteren Respektlosigkeit vorzubeugen.
„Sie sagen also spring! und jeder springt?“
„So in der Art.“
„Wenn sie das von den Menschen um Sie herum erwarten, werden Sie an mir definitiv keine Freude haben. Ich bin eigenwillig, schere mich nicht um Regeln und bringe jeden in Verruf, wenn ich es darauf anlege“, zählte Bella ihre Schwächen nüchtern auf. „Darum wurde ich in die Wüste verbannt. Wenn Sie also darauf bestehen, dass ich bleibe, werde ich Sie unter Garantie in den Wahnsinn treiben“, prophezeite sie.
Das tat sie schon längst!Aber das würde er ihr ganz bestimmt nicht sagen.
„Ich weiß ja, dass es falsch war, mir ungefragt Ihr Pferd auszuborgen, aber …“
„Hier geht es nicht um die Stute, sondern um Ihren mangelnden Respekt mir gegenüber“, unterbrach Zafid sie, hütete sich aber, ihr zu gestehen, was für eine Heldentat sie mit ihrer Eskapade unwissentlich vollbracht hatte.
Sekundenlang verharrte Bella in brütendem Schweigen. „Wissen Sie, dass Sie mir viel besser gefallen, wenn Sie lachen?“, teilte sie Zafid anschließend offen das Ergebnis ihrer Grübelei mit. „Übrigens, wie werden Sie eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher