Bella und der geheimnisvolle Wüstenprinz
zu erröten. Ob der Scheich überhaupt merkte, dass er sie zwischendurch immer wieder duzte? Es gefiel ihr, aber irgendetwas hielt sie zurück, es ihm gleichzutun. Respekt vor seiner Stellung? Oder eher die Angst, sich in eine noch gefährlichere Situation zu bringen als diese hier?
„Sie scheinen kein Problem damit zu haben, mir zu widerstehen.“
„Ich habe nur eine ausgesprochene Abneigung dagegen, manipuliert zu werden. Jeder Blick, den Sie mir zuwerfen, und jedes Wort ist Teil eines ausgeklügelten Plans, Ihren Kopf durchzusetzen.“
Wenn Bella etwas hasste, dann durchschaut zu werden. „Okay, ich sage kein Wort mehr!“
„Als wenn Sie das fertigbringen würden! Sie kennen das Wort Stille doch gar nicht.“
Der triefende Sarkasmus in seiner Stimme machte alles nur noch schlimmer. Jetzt fing es auch noch an, in ihrem Magen zu grummeln. Hätte sie ihr Essen nur nicht so heruntergeschlungen …
„Alles in Ordnung?“
„Mir g…eht es gut …“, presste sie zwischen den Zähnen hervor, um sie am Klappern zu hindern. Inzwischen zitterte sie am ganzen Körper.
Zafid seufzte. „Gehen Sie zu Bett. Morgen werden Sie sich besser fühlen.“
„Ist es h…ier plötzlich so k…alt, oder …“
Mit einem noch viel tieferen Seufzer stand Zafid auf. „Sie haben einen Sonnenstich. Können Sie allein zum Zelt gehen, oder soll ich Sie tragen?“
„F…assen Sie mich b…loß nicht an!“
„Um so besser. Legen Sie sich ins Zelt. Ich bringe Ihnen gleich eine Decke und Creme für die Haut.“
Als er zu ihr kam, war Bella schon halb eingeschlafen, zitterte aber immer noch wie Espenlaub. Behutsam deckte er sie zu. Während er kühlende Creme auf ihrem sonnenverbrannten Gesicht verteilte, schlug sie noch einmal die Augen auf, und Zafid spürte einen heftigen Stich in der Brust.
„Schlaf, habibati “, raunte er leise.
5. KAPITEL
Ohne die Zügel mit den Händen zu berühren, trieb Zafid seinen Hengst voran durch den tiefen Sand.
Normalerweise fiel er in seiner ersten Nacht in der Wüste in einen gesunden, traumlosen Schlaf. Doch letzte Nacht hatte er schlaflos Stunde um Stunde in den Sternenhimmel gestarrt. Und der Grund dafür hatte währenddessen vollkommen reglos in seinem Zelt gelegen. Denn auch das hatte er mehrfach überprüft, aus Sorge um den Gesundheitszustand seines ungebetenen Gastes.
Aber anstatt sich in der Zeit zu entspannen, in der sie endlich einmal den Mund hielt und ihn nicht mit lockenden, strafenden oder herausfordernden Blicken quälte, hatte ihre ruhende Gestalt in der viel zu großen Robe Zafid nur noch mehr um den Verstand gebracht.
Im Schlaf bemerkte man nichts von ihrem lebhaften, manchmal entnervenden Naturell. Da wirkte sie weich und sanft. Zusammengerollt wie ein Embryo, umflossen von langem, seidigen Blondhaar, sah sie unglaublich zart und verletzlich aus.
Entschlossen, das beunruhigende Bild aus seinen Gedanken zu tilgen, trieb Zafid den Hengst noch mehr an. Ein langer, harter Ritt vor Sonnenaufgang half ihm sonst immer, den Kopf freizubekommen – heute jedoch nicht! Schon das nächtliche Bad im Pool hatte sein siedendes Blut nicht abkühlen können, weil er sofort wieder sie vor Augen hatte, wie sie einer wunderschönen Nymphe gleich aus dem Wasser …
„Versuchung, dein Name ist Weib!“, stieß Zafid zwischen den Zähnen hervor und musste Batal beruhigen, der den unerwarteten Ausbruch seines Reiters offenbar auf sich bezog.
Ist es das, was mein Vater mit seiner zweiten Frau erlebt hat? Wogegen er angekämpft hat, nur um dann doch wieder ihren gierigen Forderungen zu erliegen? Zum ersten Mal empfand er einen Funken Sympathie für seinen Erzeuger, aber auch nur für einen Sekundenbruchteil.
Ein Mann hatte immer auch die Chance, nein zu sagen, egal, wie raffiniert und verführerisch die Frau auch sein mochte! Und der wahre Erfolg lag ohnehin darin, einer echten Herausforderung zu begegnen und zu widerstehen.
Und ich bin nicht wie mein Vater! machte sich Zafid noch einmal klar. Niemals werde ich meine Urteilskraft durch die Gefühle für eine Frau beeinflussen oder trüben lassen!
Außerdem war sie ohnehin nicht sein Typ. An Frauen gewöhnt, die sich überwältigt zeigten, wenn sie ihn persönlich kennenlernen durften, und ihm jeden Wunsch förmlich von den Augen ablasen, war ihr Mangel an Respekt nicht nur empörend. Nein, er frustrierte ihn auch zutiefst.
Für heute würde er darauf bestehen, dass sie die heiße Sonne mied und im Zelt blieb. Und darauf, dass sie
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