Bella und Edward, Band 4: Biss zum Ende der Nacht
dachte darüber nach.
»Du lässt niemanden herein«, begann er.
»Und jeder lässt sie herein?«, vollendete ich den Satz zögernd.
»Das ist meine Theorie«, sagte er. »Und wenn Renesmee in deinen Kopf gelangt, dann bezweifle ich, dass es einen Schild auf der Welt gibt, der sie abhalten kann. Das wird uns helfen. Nach allem, was ich gesehen habe, kann niemand, der sich ihre Gedanken einmal zeigen lässt, deren Wahrheit anzweifeln. Und ich glaube, wenn sie nur nah genug an sie herankommt, kann niemand sie daran hindern, ihre Gedanken zu zeigen. Sollte Aro ihr gestatten zu erklären â¦Â«
Ich schauderte bei der Vorstellung, Renesmee so nah an Aros gierigen milchigen Augen zu wissen.
»Nun ja«, sagte er und rieb meine angespannten Schultern. »Wenigstens kann nichts ihn davon abhalten, die Wahrheit zu sehen.«
»Aber reicht die Wahrheit aus, um ihn aufzuhalten?«, sagte ich leise.
Darauf wusste Edward keine Antwort.
D eadline
»Musst du los?«, fragte Edward in lockerem Ton. Er sah beherrscht aus. Er drückte Renesmee ein wenig fester an seine Brust.
»Ja, noch ein paar letzte Besorgungen â¦Â«, antwortete ich ebenso beiläufig.
Er lächelte mein Lieblingslächeln. »Komm schnell zu mir zurück.«
»Immer.«
Ich nahm wieder seinen Volvo und fragte mich, ob er nach meiner letzten Tour wohl auf den Kilometerzähler geschaut hatte. Wie viel hatte er sich zusammengereimt? Dass ich ein Geheimnis hatte, wusste er auf jeden Fall. Hatte er den Grund erraten, weshalb ich ihn nicht einweihte? Weil Aro womöglich schon bald alles wusste, was Edward wusste? Ich war mir fast sicher, dass er zu diesem Schluss gekommen war, das würde auch erklären, weshalb er nicht in mich gedrungen war. Bestimmt versuchte er, nicht so viel darüber nachzugrübeln, damit es nicht in seinen Gedanken auftauchte. Hatte er auch eine Verbindung zu meinem sonderbaren Verhalten am Morgen nach Alice â Verschwinden hergestellt, als ich mein Buch ins Feuer geworfen hatte? Ich wusste nicht, ob er diesen Gedankensprung hatte machen können.
Es war ein düsterer Nachmittag, fast als würde es schon dämmern. Ich raste durch die Dunkelheit, den Blick auf die schweren Wolken gerichtet. Ob es heute noch Schnee gab? Genug, um den Boden zu bedecken und die Szene aus Aliceâ Vision heraufzubeschwören? Edward ging davon aus, dass uns noch zwei Tage blieben. Dann würden wir uns auf die Lichtung begeben und die Volturi zu dem von uns gewählten Platz locken.
Während ich durch den dunkler werdenden Wald fuhr, dachte ich über meine letzte Fahrt nach Seattle nach. Ich meinte jetzt den Grund dafür zu kennen, dass Alice mich zu dem heruntergekommenen Treffpunkt geschickt hatte, an dem J. Jenks seine zwielichtigeren Klienten bezog. Wäre ich zu einem der anderen, weniger verdächtigen Büros gegangen, hätte ich dann überhaupt erfahren, wonach ich fragen musste? Hätte ich ihn als den ordentlichen Anwalt Jason Jenks oder Jason Scott kennengelernt, hätte ich dann je J. Jenks ausfindig gemacht, den Beschaffer falscher Papiere? Ich hatte den Weg gehen müssen, der mir verriet, dass ich nichts Gutes im Schilde führte. Das war der Schlüssel.
Es war stockdunkel, als ich den Wagen ein paar Minuten zu früh auf dem Parkplatz vor dem Restaurant abstellte, ohne die eilfertigen Hoteldiener zu beachten. Ich setzte die Kontaktlinsen ein, dann ging ich ins Restaurant, um dort auf J zu warten. Zwar hätte ich diese ebenso deprimierende wie unvermeidliche Sache gern schnell hinter mich gebracht, um zurück zu meiner Familie zu können, doch J schien darauf bedacht zu sein, sich durch seinen schlechten Umgang nicht beeinflussen zu lassen; ich hatte das Gefühl, eine Ãbergabe auf dem dunklen Parkplatz würde ihm gegen den Strich gehen.
Ich nannte dem devoten Oberkellner den Namen Jenks , und er führte mich eine Treppe hinauf zu einem kleinen separaten Raum, in dem ein Kaminfeuer knisterte. Er nahm mir den wadenlangen elfenbeinfarbenen Trenchcoat ab, den ich angezogen hatte, um zu verbergen, dass ich das trug, was Alice als angemessene Kleidung bezeichnet hätte, und er hielt die Luft an, als er mein Cocktailkleid aus austerngrauem Satin sah. Ich konnte nicht anders, als mich ein wenig geschmeichelt zu fühlen; ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass mich irgendjemand auÃer Edward schön
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