Bella und Edward: Edward - Auf den ersten Blick (German Edition)
wirkten wegen der dunklen Farbe häufig flach –, hörte ich von ihrem Platz nichts als Schweigen. Absolut nichts.
Einen Augenblick lang fühlte ich mich unbehaglich. So etwas war mir noch nie passiert. Stimmte etwas nicht mit mir? Ich fühlte mich genau wie immer. Beunruhigt lauschte ich noch angestrengter.
Alle Stimmen, die ich ausgeschaltet hatte, schrien plötzlich in meinem Kopf.
… was für Musik sie wohl gut findet … ich könnte ja mal mit ihr über die neue CD …, dachte Mike Newton zwei Tische weiter, den Blick auf Bella Swan geheftet.
Wie der sie anstarrt. Reicht’s ihm noch nicht, dass die Hälfte aller Mädchen nur darauf wartet, dass er … Das waren die gehässigen Gedanken von Eric Yorkie, die sich ebenfalls um die Neue drehten.
… so abartig. Ist ja fast, als wär sie eine Berühmtheit oder so … Sogar Edward Cullen glotzt sie an … Lauren Mallory war so eifersüchtig, dass ihr Gesicht eigentlich dunkelgrün hätte sein müssen. Und Jessica, wie sie sich mit ihrer neuen besten Freundin aufspielt. So ein Witz … Das Mädchen versprühte in Gedanken Gift und Galle.
… Das ist sie bestimmt von jedem gefragt worden. Aber ich würd mich gern mit ihr unterhalten. Ich überlege mir eine originellere Frage …, dachte Ashley Dowling.
... vielleicht hab ich ja Spanisch mit ihr zusammen ..., hoffte June Richardson.
… heute Abend noch so viel tun! Trigonometrie, und dann noch die Englischarbeit. Hoffentlich ist Mom … Angela Weber, ein stilles Mädchen mit meist freundlichen Gedanken, war als Einzige nicht von dieser Bella besessen.
Alle konnte ich hören, jedes noch so belanglose Detail, das in ihren Gedanken auftauchte. Doch absolut nichts von der neuen Schülerin mit den täuschend beredsamen Augen.
Und natürlich hörte ich, was das Mädchen sagte, wenn es mit Jessica sprach. Ich brauchte keine Gedanken zu lesen, um ihre leise, klare Stimme auf der anderen Seite des länglichen Raums zu hören.
»Wer ist der Junge mit den rötlich braunen Haaren?«, hörte ich sie fragen. Dabei sah sie mich aus dem Augenwinkel verstohlen an, schaute jedoch gleich wieder weg, als sie bemerkte, dass ich sie immer noch anstarrte.
Falls ich gehofft hatte, mit Hilfe ihrer Stimme dem Klang ihrer Gedanken auf die Spur zu kommen, die irgendwo für mich unerreichbar herumschwirrten, so wurde ich augenblicklich enttäuscht. Für gewöhnlich war die Stimme, mit der die Menschen dachten, ihrer tatsächlichen Stimme sehr ähnlich. Doch diese leise, scheue Stimme kam mir nicht bekannt vor, sie glich keiner der vielen Gedankenstimmen, die durch den Raum hüpften, da war ich mir sicher. Sie war vollkommen neu.
Na dann viel Glück, du dumme Gans!, dachte Jessica, bevor sie die Frage des Mädchens beantwortete. »Das ist Edward. Er ist supersüß, klar, aber mach dir keine Hoffnungen. Er ist an Mädchen nicht interessiert, zumindest nicht an den Mädchen hier. Anscheinend ist ihm keines hübsch genug.« Sie rümpfte die Nase.
Ich wandte mich ab, um ein Lächeln zu verbergen. Jessica und ihre Klassenkameradinnen hatten keine Ahnung, wie glücklich sie sich schätzen konnten, dass mir keine von ihnen sonderlich gefiel.
Abgesehen von diesem Anflug von Heiterkeit verspürte ich einen merkwürdigen Impuls, den ich nicht ganz einordnen konnte. Er hatte etwas mit Jessicas boshaften Gedanken zu tun, von denen das neue Mädchen nichts ahnte.
Ich verspürte den höchst eigenartigen Drang, dazwischenzutreten und Bella Swan vor Jessicas dunklen Gedanken zu schützen. Was für ein seltsames Gefühl. Ich versuchte zu ergründen, was hinter diesem Impuls steckte. Ich schaute mir das neue Mädchen noch einmal an.
Vielleicht war es nur ein Beschützerinstinkt, der lange verschüttet gewesen war – der Starke für die Schwache. Dieses Mädchen wirkte zarter als seine Mitschülerinnen. Ihre Haut war so durchscheinend; kaum vorstellbar, dass sie ihr großen Schutz vor der Außenwelt bieten konnte. Unter der reinen, blassen Haut sah ich, wie das Blut rhythmisch durch die Adern gepumpt wurde … Darauf sollte ich mich lieber nicht konzentrieren – zwar fiel mir das Leben, das ich gewählt hatte, nicht schwer, doch ich war ebenso durstig wie Jasper und es war nicht ratsam, mich in Versuchung zu bringen.
Zwischen ihren Augenbrauen hatte sie eine kleine Furche, deren sie sich nicht bewusst zu sein schien.
Es war so frustrierend! Ich sah genau, dass es eine Qual für sie war, dazusitzen, sich mit fremden Leuten zu
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