Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BELLAGIO -- Roman (German Edition)

BELLAGIO -- Roman (German Edition)

Titel: BELLAGIO -- Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bia May
Vom Netzwerk:
aber nie so stark, so blind. Ela schüttelte den Kopf. Das schien wohl ein Familientalent bei denen zu sein, sie derart in Rage zu bringen. Sie war sich aber auch im Klaren, dass sie früher nie so hätte reagieren können.
    Bevor sie Chris bekommen hatte und er sie auf so viele Weisen herausforderte, war sie ein stiller Mensch gewesen. Nie hatte sie jemanden angeschrieen. Wenn schon, dann war sie passiv-aggressiv gewesen, hatte ihre Wut in sich hineingefressen oder versucht, ein klärendes Gespräch zu führen. Sie zählte zu den Sanftmütigen. Sie konnte gar nicht schreien. Sie konnte gar nicht schlagen. Sie konnte auch nicht wirklich laut streiten. Das alles hatte sie erst durch ihren Sohn gelernt. 
    Ela überlegte, dass sie ohne die harte Schule von Chris niemals im Stande gewesen wäre, Alex derart die Meinung zu sagen. All die Jahre war sie auch nie wütend gewesen. Sie war nur traurig und depressiv gewesen, selbstzerstörerisch. Als Psychologin wusste sie, dass das nicht gut, nicht gesund war. Damit psychische Heilung beginnen konnte, war Wut nötig. Irgendwann musste jeder ihrer Patienten an den Punkt kommen, seine Wut und sogar seinen Hass auszudrücken. Den Finger nicht immer gegen sich selbst zu richten, sondern klar auf den anderen, den Schuldigen, auf den, der das Trauma hatte beginnen lassen.
    Damit fing die Heilung an. Und nur so konnte man irgendwann damit abschließen, und vielleicht sogar dem anderen vergeben.
    ‚So, jetzt sehe ich wieder einigermaßen annehmbar aus.’
    Sie begutachtete ihr Schminkwerk. Ihr Make-up war wieder tadellos, ihre Haare waren fixiert und ihr Kleid saß wieder da, wo es sitzen sollte.
    Warum war der überhaupt hier? Wenn der glaubte, sie ließe sich davon ihren Urlaub verderben oder den Abend mit Leo, dann hatte er sich getäuscht. Mit Alex war sie fertig. Sie verließ ihr Zimmer wieder und freute sich auf Leo.
    Jetzt erst recht.   
     
     

X X X
     
     
     
     
     
    Leo saß immer noch geduldig auf der Terrasse, vor seinem nun zweiten Whiskey, der seine Wirkung bei ihm nicht verfehlte. Durch die Fenster sah er Ela, wie sie durch die Halle ging. Er atmete auf. Sie kam.
    Aber sie sah verändert aus. Eine seltsame Kraft ging von ihr aus. 
    Er war sich nicht sicher gewesen, ob sie ihn nicht vielleicht einfach sitzen lassen würde, so heftig und unverblümt, wie er ihre Bekanntschaft angefangen hatte. Sie näherte sich dem Tisch. Er erhob sich, wie es Gentlemen machen, und rückte ihr den Stuhl zurecht, bevor er sich selbst wieder setzte.
    „Leo, es tut mir unendlich leid. Mir ist da etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Ich hoffe, du verzeihst mir.“
    „Darf ich fragen, was los war?“
    Ela lächelte. „Jetzt nicht. Davon lasse ich mir den Abend mit dir nicht verderben. Irgendwann erzähle ich es dir.“
    Leo wiegte nur leicht den Kopf. „Ich dachte... ich dachte du hättest Angst bekommen.“
    Ela legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Angst vor dir hatte ich gestern, als du mich verfolgt hast.“
    Sie musterte ihn. „Aber jetzt nicht mehr. Im Gegenteil.“
    Leo atmete erleichtert durch. „Gut, dann werde ich das jetzt wagen. Ich halte es nicht aus, bis nach dem Essen zu warten.“
    Er holte das kleine Samtkästchen aus seiner Hosentasche. Öffnete es und stellte es vor Ela hin.
    „Würdest du mir bitte die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“
    Ela sah den wunderschönen Ring. Dieses samtene glühende Rot des großen inneren Steins, der von schillernden Brillanten umgeben war. Nie hatte sie ein so schönes Schmuckstück so nah gesehen. Nie eines besessen. Sie war hypnotisiert.
    „Der rote Rubin soll mich, mein Herzblut darstellen, mit dem ich dir diese Frage stelle und mir das wünsche. Und ich wie ich mir wünsche, dass deine Klarheit, deine Schönheit mich für immer rundherum umgibt.“
    Ela löste ihren Blick von dem Ring, schaute Leo an.
    Noch nie hatte ihr jemand etwas Schöneres gesagt. Das war der erste Heiratsantrag, den sie je bekommen hatte, und sie konnte sich keinen zauberhafteren vorstellen. Alex hatte ihr nie einen gemacht und bei Konrad war sie es gewesen, die den Vorschlag gemacht hatte zu heiraten. Gnädigerweise hatte er nichts dagegen gehabt.
    Leo aber wagte sich hinaus. Riskierte es, seine Gefühle zu zeigen und sich ein Nein einzuhandeln. Er klang ehrlich. Es kam von Herzen.
    Noch bevor sie verstandesmäßig entschieden hatte, dass sie es wollte, hörte sie sich sagen „Ja. Ich will deine Frau werden.“ 
    Leo drückte ihre

Weitere Kostenlose Bücher