BELLAGIO -- Roman (German Edition)
sich so sehr, sie würde dieses Lied für ihn singen. Aber nun stand sie da und sang diesen Leo an!
Alex wurde schlecht. Er ging zurück in die Herrentoilette und übergab sich.
X X X
Ela bekam einen fast gewaltigen Applaus. Die Leute riefen ‚Zugabe, Zugabe’. Selbst die Band applaudierte.
Nur Leo nicht. Er sah sie entrückt an, als wäre er in einer ganz anderen Sphäre.
Ela ließ sich zu einer Zugabe überreden. Sie wählte ‚Young at heart’.
Die Gäste hörten ihr wieder gebannt zu. Die Angestellten strömten herbei, selbst der nette Herr Hölzli hing an ihren Lippen. Die Rezeption war unbesetzt.
Ela war überrascht, wie stark die Menschen auf sie reagierten. Es gefiel ihr. Vielleicht sollte sie doch das Angebot ihrer Gesangslehrerin annehmen. Vielleicht war das ihre Berufung, zu singen.
Als der Applaus verebbt war, zog Leo sie schweigend auf die Terrasse. Sie sah, was er sich für sie ausgedacht hatte und ihr wurde warm ums Herz. Sie sah das lauschige Eckchen, die Kerzen, die Strahler… Wann hatte sich das letzte Mal jemand so viel Mühe ihretwegen gemacht?
Noch nie. Niemand. Immer war sie es gewesen, die versucht hatte, anderen unvergessliche Momente zu bescheren.
Aber bei ihr hatte das keiner je gemacht, nicht Alex, nicht ihre Eltern oder Freunde und schon gar nicht Chris.
Sie war so gerührt, dass sie Leo spontan um den Hals fiel und „Danke“ flüsterte.
X Y Y
Alex hatte sich wieder einigermaßen erholt. Er sah sich im Spiegel der Herrentoilette an. Ein fahles und abgestandenes Gesicht war das. So konnte er Gabi auf keinen Fall unter die Augen treten. Sie würde heute Abend hier essen, also hatte er Zeit genug.
Er beschloss, zuerst auf sein Zimmer zu gehen und sich frisch zu machen. Wenn er wieder annehmlich aussah, konnte er seinen Plan immer noch umsetzen.
Dann, irgendwann heute Abend, würde er sie allein erwischen, würde sie ansprechen.
Er steckte den Kopf aus der Tür der Herrentoilette und sah nach, ob sie nicht zufällig in der Nähe war. Aber die Luft war rein.
Er verließ den keinen Raum schnell und sprintete die Treppe hinauf zu seinem Zimmer.
X X X
„Nanu, wofür war denn das?“
Ela zwinkerte Leo zu. Diesmal küsste sie ihn auf den Mund.
„Das ist dafür, dass du dir so etwas Schönes und Romantisches ausdenkst. Dafür, dass es dir wichtig genug ist, dir deswegen so viel Mühe zu machen. Und das alles meinetwegen!“
Leo schob ihr den Stuhl zurecht und sie setzte sich.
„Du willst mir doch nicht im Ernst damit sagen, dass Männer so etwas sonst nicht für dich tun, oder?“
„Also Määännner“, sie betonte das Wort im Plural besonders, „schon gar nicht. Natürlich habe ich schon einmal Blumen bekommen von dem einen oder anderen oder ein romantisches Abendessen... aber so etwas hier, nein, noch nie.“
„Das kann ich kaum glauben! Du bist eine so schöne Frau. Die Männer müssen sich doch darum reißen, dir ihre, na wie sagt man, Bewunderung mit solchen Gesten kundzutun!“
Ela lachte, da war er schon wieder, dieser unwiderstehliche Lachreiz, den Leo in ihr auslöste.
„Du vergisst, lieber Herr Graf, dass ich nicht in adligen Kreisen lebe, sondern bei den Schwaben... und was sagt man denen gleich nach? Ach ja, Geiz! Oder, nennen wir etwas netter, Sparsamkeit.“
„Aber auch Schwaben haben doch Augen im Kopf.“
„Aber die Fantasie in diesem Kopf bezieht sich dann doch eher auf Technik und aufs ‚Häusle baue’, als darauf, wie man eine Frau am besten verwöhnen und ihr ‚seine Bewunderung kundtun’ kann!“, äffte sie ihn liebevoll nach.
Schon kam der Ober an den Tisch und unterbrach ihr Geplänkel. Leo bestellt erst einmal eine Flasche Champagner rosé, dazu eine große Flasche Wasser und erbat sich für die Essensauswahl noch etwas Zeit.
„Bevor wir hier schön zu essen anfangen, entschuldige mich bitte für einen Moment. Ich habe vorhin einen große Flasche Wasser getrunken, das fordert jetzt seinen Tribut.“ Ela stand auf und ging Richtung Toilette, Leo erhob sich höflichkeitshalber halb.
Dabei steckte er kurz seine Hand in die Hosentasche und fühlte, ob das Kästchen noch da war. Dann lächelte er in Vorfreude darauf, was noch kommen würde.
X Y Y
„Gabi?“
Ela hörte auf dem Weg zur Damentoilette hinter sich diesen Namen, mit dem sie immer nur einer gerufen hatte. Und diese Stimme
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