Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
angesiedelt hatte. Roan musste immer herhalten.
    „Und was soll er bitte schön machen, kannst du mir das vielleicht verraten? Ich habe keinen Namen, keine Personenbeschreibung, kein Motiv, gar nichts.“
    „Der Sender muss irgendeine Information von dem Kerl bekommen haben, bevor sie ihn zugeschaltet haben.“
    „Zweifellos, aber für wie groß hältst du die Chance, dass das, was er gesagt hat, auch stimmt?“
    Luke schwieg einen Moment und musterte sie, wobei an seinem Kiefer ein Muskel zuckte. Als er wieder sprach, klang seine Stimme heiser: „Er hat dir gedroht – so viel habe ich immerhin begriffen, auch wenn ich nicht alles verstanden habe. Du solltest wirklich Anzeige erstatten. Ruf Roan an.“
    „Ich kann nicht meine Zeit damit verschwenden, mich über etwas zu beschweren, für das ich kaum Anhaltspunkte habe. Ich muss ein Buch schreiben, ich habe Termine, die ich einhalten muss. Davon abgesehen blähst du die ganze Angelegenheit wirklich schrecklich auf. Egal, wer dieser Kerl auch ist, auf jeden Fall wollte er sich einfach nur einen Kick holen. Und wenn es mich nicht stört, sehe ich nicht ein, warum es dich stören sollte.“
    „Ach, es stört dich also gar nicht, nein?“
    Sie schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht und lächelte verkrampft. „Nicht im Geringsten.“
    „Nur eine Nebensächlichkeit, richtig? Kein Grund zur Aufregung.“
    Sie überhörte seinen triefenden Sarkasmus. „Ganz genau.“
    „Und warum“, fragte er, während er einen Schritt auf sie zumachte und überraschend nach ihren Händen griff, „sind deine Hände dann eiskalt und deine Lippen so blau, dass man dich auf der Stelle ins Bett stecken sollte?“
    „Am besten mit jemandem, der mich wärmt, nehme ich an.“ Sie versuchte sich aus seinem Griff herauszuwinden. Die Kraft seiner warmen Hände, die ihre Handgelenke fest umklammerten, bewirkte, dass ihr die Knie ganz weich wurden. Sie musste gegen den starken Drang ankämpfen, sich wenigstens für einen kurzen Moment an seine breite Schulter zu lehnen.
    „Das habe ich nicht gesagt“, antwortete er, während sich seine Mundwinkel zu einem langsamen Grinsen hoben. „Aber wenn du einen Freiwilligen suchst …“
    „Nein!“
    Er ließ sie abrupt los, sein Grinsen erlosch. „Das glaube ich auch nicht. Aber versuch nicht, mir weiszumachen, dass du keine Angst hast. Das sieht sogar ein Blinder, und ich frage mich nur, warum du es nicht zugibst.“
    Vielleicht hatte er ja nicht ganz Unrecht. Sie griff instinktiv nach ihrer besten Verteidigungswaffe: Worte, scharfzüngige, tödliche Worten. „Soll ich vielleicht die Hände ringen und kleine spitze Schreie ausstoßen, während ich dich bitte, mich zu retten? Das führt zu nichts und ist aus der Mode, auch wenn es dir vielleicht ungeheuer weiblich vorkommt. Davon abgesehen bist du für Rettungsaktionen ja wohl kaum der Richtige, falls ich mich recht erinnere.“
    „Gut gemacht, April.“
    Die Ungläubigkeit, die in seinem Flüstern mitschwang, ließ sich ebenso wenig überhören, wie sich die Qual in seinen Augen übersehen ließ. Während er zurückwich, stieg ihm eine leise Röte ins Gesicht.
    Sofort bereute April den Schlag mit ihrer spitzen Zunge. Sie hatte nicht gewusst, dass sie ihn durch die Erwähnung jener lange zurückliegenden Ereignisse so verletzen konnte. Gleichzeitig hatte sie in einer gemeinsamen Wunde gebohrt, die keiner von ihnen in dreizehn langen Jahren jemals erwähnt hatte. Aber wenn sie ihren Ausrutscher jetzt zugegeben hätte, hätte das bedeutet, dass sie dem schon so lange zurückliegenden Vorfall mehr Bedeutung zumaß, als ihm tatsächlich zukam. Sie starrte ihn wortlos an.
    Seine Miene war undurchdringlich. „Richtig. Aber wenn du dich genau erinnerst, wird dir auffallen, dass ich auch nicht versprochen habe, mich auf mein Pferd zu schwingen und zu deiner Rettung herbeizueilen, Honey. Das ist Roans Job.“
    Stimmt, Roan anzurufen, war tatsächlich der einzige praktische Vorschlag gewesen, den Luke gemacht hatte. In all dem Durcheinander mit dem Anruf und dem Mann, der vor ihr stand, hatte sie etwas anderes, etwas Persönlicheres daraus gemacht. Das war ein großer Fehler gewesen. Obwohl sie und Luke zusammen einen langen Weg zurückgelegt hatten, gab es nichts Persönliches zwischen ihnen. Nicht mehr.
    Für einen Sekundenbruchteil erinnerte sie sich an samtiges Sommerzwielicht mit einem lavendelfarbenen Sonnenuntergang, der sich auf der glatten Oberfläche des Sees spiegelte. Über das Wasser

Weitere Kostenlose Bücher