Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
Vom Netzwerk:
mitwirkte, sei bis heute eines der "entschlossensten
und wortgewaltigsten Manifeste gegen die Nazis". Als Papst habe Pius XII.
dafür gesorgt, "dass den verfolgten römischen Juden die Klöster offen
standen". Golda Meir, die spätere israelische Ministerpräsidentin, hatte
1958 erklärt: "Als in dem Jahrzehnt nationalsozialistischen Terrors
unser Volk ein schreckliches Martyrium überkam, hat sich die Stimme des Papstes
für die Opfer erhoben."
    Aus
jüdischen Gemeinden kamen dennoch erhebliche Vorbehalte. Hätte man erst die Öffnung
aller Vatikanarchive abwarten sollen?
     
    An sich war die Anerkennung des
heroischen Tugendgrades, die, wie Sie schon sagten, nicht seine politische und
historische Leistung als solche bewertet, schon seit zwei Jahren vorbereitet.
Ich habe zunächst die Unterschrift nicht gegeben, sondern eine Durchsicht der
nicht veröffentlichten Archivbestände angeordnet, um mir wirklich Gewissheit zu
verschaffen. Natürlich konnten die mehrere hunderttausend Papiere nicht im
streng wissenschaftlichen Sinn ausgewertet werden. Aber man hat sich noch
einmal einen Eindruck verschaffen und sehen können, dass das Positive, das wir
wissen, sich dort bestätigt, und das Negative, das vorgebracht wird, sich
nicht bestätigt.
    Sie haben
selber darauf hingewiesen, dass Pius XII. Tausenden von Juden das Leben
gerettet hat, etwa indem er die römischen Konvente und die Klausuren öffnen
ließ - was nur der Papst selbst tun kann - und sie als extraterritorial
erklärte, was rechtlich auch nicht ganz abgesichert war, von den Deutschen dann
aber doch geduldet wurde. Es ist ganz klar: In dem Augenblick, in dem er einen
öffentlichen Protest vorgebracht hätte, hätte man die Extraterritorialität
nicht mehr respektiert und wären ganz bestimmt die Tausende, die in den römischen
Klöstern in Sicherheit gebracht waren, deportiert worden.
    Insofern
ging es einfach um viele Menschenleben, die nur auf diese Weise gerettet werden
konnten. Erst kürzlich kam ans Licht, dass Pacelli schon 1938 als Staatssekretär
an Bischöfe in aller Welt geschrieben hatte, sie sollten sich darum bemühen,
dass den Juden, die aus Deutschland auswandern, großzügig Visa gewährt werden.
Er hat seinerseits alles getan, um Menschen zu retten. Natürlich kann man
immer wieder fragen: "Warum hat er nicht deutlicher protestiert?" Ich
glaube, dass er gesehen hat, welche Folgen ein offener Protest haben würde. Er
hat darunter, das wissen wir, persönlich sehr gelitten. Er wusste, er müsste
eigentlich sprechen, und doch hat es ihm die Situation verboten.
    Jetzt gibt
es neue gescheite Leute, die sagen, er hat zwar viele Menschen gerettet, aber
er hatte altmodische Auffassungen über die Juden, er war nicht auf der Höhe des
Zweiten Vatikanums. Das ist aber nicht die Frage. Entscheidend ist, was er
getan hat und zu tun versucht hat, und da muss man, glaube ich, wirklich
erkennen, dass er einer der großen Gerechten war, der so viele Juden gerettet
hat wie kein anderer.
     
    Pastorale
Reisen
     

    Der Papst ist vielleicht nicht der
mächtigste Mann der Welt, aber er erreicht mit Veranstaltungen rund um den
Globus Millionen von Menschen, mehr als jeder Popstar. Sie galten früher nicht
unbedingt als Volkstribun. Gibt es Lampenfieber?
     
    Ich bin natürlich manchmal besorgt
und frage mich, ob ich das Ganze auch rein physisch durchstehe. Die Reisen stellen
doch immer große Ansprüche an mich. Lampenfieber habe ich eigentlich nicht,
denn alles ist gut vorbereitet. Ich weiß dann, dass ich jetzt nicht für mich
selber spreche, sondern einfach für den Herrn da bin - und mir keine Gedanken
machen muss, ob ich gut aussehe oder gut ankomme und Ähnliches. Ich tue das,
was mir aufgetragen ist, in dem Bewusstsein, dass es für einen Anderen
geschieht und dieser Andere auch für mich einsteht. In dem Sinn verlaufen
diese Reisen dann ohne innere Furcht.
     
    Ihr Vorgänger galt schon auch als
ein, sagen wir mal, Mister Bombastic, der alleine durch seine physische Präsenz,
durch Stimme und Gestik eine große Medienresonanz und Wirkung erzeugte. Nun
haben Sie nicht unbedingt dieselbe Statur und nicht dieselbe Stimme. War das
ein Problem für Sie?
     
    Ich habe mir einfach gesagt: Ich
bin der, der ich bin. Ich versuche nicht, ein anderer zu sein. Was ich geben
kann, gebe ich, und was ich nicht geben kann, versuche ich auch nicht zu geben.
Ich versuche nicht, etwas aus mir zu machen, was ich nicht bin. Ich bin nun
gewählt worden - daran sind auch die

Weitere Kostenlose Bücher