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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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und sein ganzer Körper gab jedes Gefühl von Triumph augenblicklich dahin. Er war am Boden. Zusammengeschlagen. Gefallen.
    Besiegt.
    Tot.
    Die Hebamme rührte sich und hob das in ihrem Arm liegende Bündel an. „Ihr Bübchen lebt“, drang es wie aus weiter Ferne zu ihm durch. „Sehen Sie doch, er schläft ja nur, ihr Sohn. Er ist kräftig und gesund.“
    Doch Samuel schüttelte hastig den Kopf und wandte sich ab. Er wollte es nicht sehen. Wie von einer höheren Macht gezwungen, taumelte er durch die Stube in die angrenzende Schlafkammer, die von dem schmalen Ehebett, das er selbst gezimmert hatte, fast vollständig ausgefüllt war. Hier brannte keine Lampe, doch das aus der Stube einfallende Licht gab mehr preis, als Samuel ertragen konnte.
    Sie hatten eine Decke über ihren Körper gelegt. Eine strahlend weiße Decke, mit geklöppelter Spitze gesäumt. Es war ein Teil von Bettis Mitgift. Sie schmiegte sich über ihren Leib wie Schnee über einen Hügel. Ihr Körper darunter schien so flach dazuliegen, als wäre er schon zerflossen, und um ihre Mitte herum blühte ein riesiger, blutroter Fleck wie eine Rose. Der Stoff klebte durch die Feuchtigkeit an ihrer Haut, hatte sich in einer ordinären Geste zwischen ihre leicht gespreizten Beine gezogen. Ein blasser, bloßer Fuß lugte am unteren Ende des Bettes hervor. Samuel erkannte das Muttermal an ihrem kleinen Zeh.
    Sie hätten ihre Füße bedecken müssen. Sie hasste es, wenn ihre Füße nicht zugedeckt waren, sie hasste es, kalte Füße zu haben, hasste es.
    Er wagte nicht, die Decke tiefer zu ziehen und damit ihr Gesicht freizulegen. Der Gedanke, den kalten Tod in ihren blauen Augen zu finden, war ihm ebenso zuwider, wie die Gewissheit, dass sie die Schuld in seinen glühen sähe. Schließlich zog er seinen Mantel aus, um ihn über ihren Körper zu legen, sodass ihr Fuß gewärmt, und gleichzeitig das Blut nicht mehr zu sehen war. Dann starrte er auf ihre Brust. Flehte im Stillen, sie möge sich heben. Ein Atemzug nur, ein einziger Atemzug. Einen winzigen Hauch aus Hoffnung, mehr verlangte er nicht. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der er wartete, ohne dass etwas geschah. Vielleicht sah er durch die Tränen nicht mehr gut genug. Er machte einen Schritt zum Kopfende. Dort, wo die Decke das Kissen berührte, schufen ein paar ihrer Haare einen Kontrast zum Weiß des Leinens. Er trat näher, streckte die Hand aus, doch ehe seine Fingerspitzen sie berühren konnten, gruben sich seine Zehen in etwas Weiches. Feuchtigkeit drang in seine Wollstrümpfe. Sein Blick glitt zu Boden. Auf den Holzdielen neben dem Bett lagen Tücher, Laken und Kleidungsstücke. Die meisten Stoffe waren mit Blut vollgesogen, mit hellrotem, leuchtendem Blut. Doch ein Tuch sah zwischen all dem Grauen beinahe unbefleckt aus. Es war nur nass. Samuel bückte sich danach, ohne dass er es gewollt hätte. Er hob das Handtuch auf und der süße Geruch des Fruchtwassers drang in seine Lungen, erfreute auf ihm unverständliche Weise für einen Moment seine Sinne und brach ihm gleichermaßen Herz und Verstand. Stöhnend sank er am Bett zusammen, griff unter die Decke nach ihrem Körper und fühlte kalte Haut, die, so still sie auch war, lauthals die Wahrheit kundtat.
    Nicht er war gestorben. Nein, er lebte. Betti war es. Elisabeth war tot.
    Er hörte sich wimmern. Laute, die an Worte erinnerten und doch nicht mehr waren als die Geräusche primitiver Tiere.
    „Nein“, kristallisierte sich aus dem Gestammel heraus. „Nein. Nicht sie. Gott, nein.“ Das Wimmern schwoll zu einem Heulen an und verlor sich schließlich in lautem Gebrüll.
    „Nein!“
    Es wiederholte sich immer wieder und wieder, unaufhaltsam. „Nein, Gott – nicht sie! Nein!“
    Er presste sich das nasse Tuch vor den Mund, um seinem Körper Einhalt zu gebieten, doch der süße Geschmack auf seinen Lippen feuerte die Verzweiflung nur weiter an. Als ihm der Mageninhalt hochkam, stürzte er herum und taumelte aus dem Zimmer. Beinahe hätte er die Hebamme umgerannt, die in der Tür stand, das weinende Kind in den Armen wiegend.
    Was sie ihm nachrief, hörte er nicht mehr. Er zerstörte die Tür, schlug sie aus den Angeln. Auf Strümpfen stolperte er auf die Straße, rutschte auf der dünnen Schneedecke aus und fiel auf das Pflaster. Keuchend übergab er sich, und schämte sich für das Erbrochene viel weniger, als für die Tränen, die unablässig von seinem Gesicht tropften.
    Im Lichtschein auf dem Boden erschien ein langer,

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