BENUTZT: Psychothriller
hierher gebracht hat, dann ja wohl mit einem Fahrzeug.«
»Aber das könnte doch auch einfach oben auf der Straße gehalten haben?!«, warf Peter ein.
»Sicher!«, antwortete Mike, »Aber stell dir vor, du müsstest jemanden ausladen, dem du etwas angetan hast …«, dann spann er den Gedanken zu Ende, »Würdest du das Risiko eingehen, gesehen zu werden, wenn du auch die Möglichkeit hättest, die ganze Aktion im Schutz des Waldes durchzuführen?«
»Hast Recht!«, stimmte Peter zu und ging, den Blick immer auf den Boden geheftet weiter. Das Licht war inzwischen so dämmrig, dass man kaum noch etwas erkennen konnte, und Peter zog seine kleine Minitaschenlampe aus der Gürteltasche. Der Boden zwischen den beiden Traktorspuren schien, als hätte man ihn mit einem Brett glatt gezogen. »Hier ist nichts!« sagte er, nachdem er weitere fünfzig Metern gegangen war.
Plötzlich raschelte es neben ihm im Unterholz. Zuerst erstarrte der kleine Vogel im Schein der Taschenlampe, dann flog er laut schimpfend davon. Peter wollte sich schon abwenden, als ihm ein Muster auffiel, das sich in den unbefestigten Boden gedrückt hatte. »Ich glaube, ich habe etwas.« Mike war mit wenigen Schritten bei seinem Partner, ging in die Hocke und verkündete: »Das sind eindeutig Reifenspuren!«
»Und jetzt?«, fragte Peter, »Die können doch auch von Wanderern oder Pilzsuchern sein, die ihr Auto hier abgestellt hatten.«
»Sicher!«, stellte Mike fest, »Aber es ist, neben der Spur oben an der Böschung, alles, was wir haben.« Dann machte er eine kurze Pause: »Und mir reicht das, um die Spurensicherung zu holen!«
Da die Sonne nun endgültig untergegangen war, beschlossen die beiden Kommissare den Waldweg mit einem Band abzusperren und auf ihre Kollegen zu warten.
Trotz des langen Anfahrtsweges traf der Kleinbus der Spurensicherung bereits nach einer halben Stunde ein. Mike erklärte den beiden Kollegen kurz, um was es ging, anschließend fuhren sie zurück nach Nürnberg. Da sie davon ausgingen auch am nächsten Tag noch einmal in die Gerichtsmedizin zu müssen, beschloss Mike sein Auto dort stehen zu lassen und am Montag mit Peter hinzufahren.
Den ganzen Tag über hatte Mike sein Handy ignoriert. Als es sich jetzt erneut mit einem leisen Brummton meldete, nutzte er die Autofahrt um die Glückwünsche seiner Mutter, die in einem Altersheim wohnte, entgegen zu nehmen. Danach sah er die restlichen, verpassten Anrufe durch und rief wenigstens seine drei engsten Freunde zurück. Alle anderen mussten sich mit einer kurzen SMS zufriedengeben.
»Hast du Hunger?«, fragte Mike, als sie das Ortsschild von Nürnberg passierten.
»Und wie!«, antwortete Peter mit einem Blick auf die Uhr. »Gut, dann lass uns ein schönes Steak essen! Geht heute mal auf mich!«, bestimmte Mike, fragte aber: »Oder hast du heute noch etwas anderes vor?«
»Steak wäre prima!«, stellte Peter fest und bog in Richtung Innenstadt ab.
–5–
Kassandra konnte es nicht fassen, sie hatte endlich ein Date! Seit Felix sie vor einem Jahr verlassen hatte, schien sie für alle männliche Wesen unsichtbar zu sein. Selbst Klaus, das Mauerblümchen ihres Lehrjahres, trank in der Mittagspause nur einen Kaffee mit ihr, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Bis vor zwei Tagen hatten die Selbstzweifel immer weiter zugenommen. War sie zu fett? Stimmte etwas mit ihrer Frisur nicht? Wirkte sie arrogant?
Weder ihre Mutter noch ihre beste Freundin hatten ihre Zweifel wegwischen können. Es ging sogar soweit, dass sie sich heimlich nackt fotografierte, um den Fehler zu entdecken. Doch bis auf den traurigen Blick ihrer Augen hatte auch sie keinen größeren Makel an sich feststellen können.
Dann kam er. Wie aus dem Nichts stand er plötzlich da, schaute sie mit seinen wasserblauen Augen an, und ihrem lange verschwundenen Lächeln wurde neues Leben eingehaucht.
Zum hundertsten Mal durchlief die Szene ihren Geist. Sie wollte die U-Bahn verlassen, stolperte, und er war da, um sie aufzufangen. Dann half er ihr auch noch den Inhalt ihres Rucksackes einzusammeln und nahm dafür sogar in Kauf, seine U-Bahn zu verpassen. Es war wie im Film, als sie beim Aufheben des letzten Stiftes, fast mit ihren Köpfen zusammenstießen und anschließend in Gelächter ausbrachen. Und als wäre dies noch nicht genug, hatte er sie für Sonntagabend zu einem Cocktail eingeladen. Vermutlich war er etwas älter als sie selbst, aber wie alt er genau war, würde sie heute bestimmt erfahren, und es spielte ja auch
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