BENUTZT: Psychothriller
das Essen bis knapp vor die Zelle und sagte dann: »Netter Versuch, aber du unterschätzt mich!« Anschließend verließ er den Raum, und die drei Frauen sahen ihm unsicher hinterher. Erst nach einer Weile löste sich Nina aus ihrer Schockstarre und fragte leise: »Glaubt ihr, da ist Gift drin?«
Kassandra wusste nicht, ob ihr vor Hunger und Durst schlecht war, oder weil ihr der Vorfall wieder einmal gezeigt hatte, dass das hier tödlicher Ernst war. Komischerweise hatte sie, als einige Zeit nichts passierte war, das Ganze hier schon nicht mehr ganz so ernst genommen. Doch jetzt war die Angst wieder da, und immer neue Schreckensbilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf.
»Kassandra, ich rede mit dir!«, motzte Nina, als sie einige Sekunden keine Antwort bekommen hatte und holte sie damit aus ihren Gedanken. Verwirrt stotterte sie: »Was hast du gesagt?«
Genervt wiederholte Nina: »Glaubst du, dass er die Sandwiches vergiftet hat?«
Kassandra dachte kurz darüber nach und meinte dann: »Nein, das würde keinen Sinn machen. Er entführt uns doch nicht erst und bringt uns dann so unspektakulär um.« Selbst erschrocken über diese Erkenntnis, spürte sie, wie sich eine Träne ihren Weg bahnte; wischte sich diese aber schnell von ihrer Wange, da sie vor den beiden anderen nicht wie ein Weichei dastehen wollte.
»Wie geht es dir?«, fragte Nina Sabrina, während sie sich dem Sandwich näherte, als wäre es eine Bombe, die jeden Moment explodieren könnte.
»Geht schon wieder«, antwortete ihre Freundin immer noch etwas geschockt und rappelte sich langsam auf. Inzwischen hatte Nina das Essen erreicht und sah es sich misstrauisch an. Dann hob sie den Deckel und roch daran: »Sardellen!«, stellte sie schließlich angewidert fest.
Nun ging auch Kassandra bis ans Gitter und bestätigte Ninas Worte.
»Bei mir auch!«, stellte Sabrina als letzte fest und fügte dann etwas geläutert hinzu: »Aber ich fürchte, wir haben keine Wahl. Vielleicht hilft ja das Salatblatt ein wenig gegen den Geschmack.« Dann wandte sie sich an Kassandra und forderte: »Los, du fängst an. Wir müssen uns ja nicht alle gleichzeitig vergiften!«
Für Kassandra bestätigte sich das, was sie schon als ersten Eindruck von den beiden gehabt hatte; und inzwischen war sie ganz froh, dass sie nicht alle zusammen in einem offenen Raum eingesperrt waren. Zum Feind sollte man diese Frauen ganz sicher nicht haben, daher ging sie nicht auf die Provokation ein und biss ein kleines Stück des Weißbrotes ab. Nina und Sabrina sahen ihr offen dabei zu, und fast schien es, als würden sie erwarten, dass sie jeden Moment umfallen würde. Doch Kassandra befand das Sandwich für gar nicht mal so schlecht, und da sie schon mehr als Hunger hatte, nahm sie einen weiteren Bissen zu sich.
Als sie alles aufgegessen hatte, sagte sie zu den immer noch glotzenden beiden: »Alles gut! Es hat geschmeckt, und mir geht es gut!« Nun traute sich auch Nina und biss in ihr Brot, wenige Sekunden später tat es ihr Sabrina gleich, und bald darauf hatten sie alles aufgegessen.
Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann erkannte Kassandra als Erste die Falle. Ihr zuvor brennender Durst, war nun durch die Sardellen zu einem unbarmherzigen Durst angeschwollen. Offenbar hatte ihr Peiniger genau das geplant, denn was sie zuerst verwundert beobachtet hatten, stellte sich jetzt als Foltermethode heraus.
Nachdem sie gegessen hatten, war er noch einmal zurückgekommen und hatte genau in die Mitte des Raumes drei mit Wasser gefüllte Gläser gestellt und war dann wortlos wieder verschwunden.
Kassandra leckte sich über die schon spröden Lippen, doch ihre Zunge vermochte es nicht, diesen Feuchtigkeit zu spenden. Mit rauer Stimme stellte sie fest: »Wir hätten das nicht essen sollen, er wollte, dass wir Durst bekommen.«
»Der Gedanke kam mir auch schon. Kommen wir irgendwie an die Gläser?«, meldete sich Nina zu Wort, deren Stimme fast genau so kratzig klang.
Als wäre das sein Kommando gewesen, trat Wodan durch die Tür und verkündete mit gebieterischer Stimme: »Das habt ihr selbst in der Hand! Folgt ihr meinen Anweisungen, bekommt jeder von euch ein Glas. Widersetzt sich eine von euch, bekommt keiner etwas!«
»Und was müssen wir dafür tun?«, wagte sich Kassandra aus der Deckung.
»Schweig!« Sein Schrei ließ sie zusammenzucken und bis an die Rückwand ihrer Zelle zurückweichen. Dann fuhr er mit ruhiger, aber fester Stimme fort: »Jede von euch bekommt jetzt einen Zettel auf dem
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