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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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wirklich gutes Gefühl.«
    Christy zuckte die Schultern. »So ist das eben manchmal. Wann sind die Dinge schon einfach schwarz oder weiß? Und vergiss nicht, dass drei völlig unschuldige Menschen bei all dem ihr Leben lassen mussten. Carla Roberts und Anne Westley waren zwei absolut harmlose ältere Frauen, die die Notlage eines anderen Menschen nicht erkannt oder falsch eingeschätzt haben, die sich aber darüber hinaus nichts haben zuschulden kommen lassen. Thomas Ward hatte ebenfalls niemandem ein Haar gekrümmt, war aber einer Wahnsinnigen auf ihrem Rachefeldzug zufällig in die Quere gekommen. Was die alte Caine-Roslin betrifft: Sie mag eine jämmerliche Mutter gewesen sein, und sie hätte natürlich schon vor langen Jahren ins Gefängnis gehört für das, was sie ihrer Tochter angetan hat. Aber so, wie Tara Caine das Problem gelöst hat, geht es nicht. Sie durfte sie nicht einfach umbringen, wie verständlich es sein mag. Das kann unsere Gesellschaft nicht zulassen.«
    »Ich weiß. Natürlich weiß ich das.«
    Er bremste seinen Wagen vor Gillians Haus. Mit seinem Erker zum Vorgarten hin und den Sprossenfenstern sah es inmitten des vielen Schnees wie ein Zuckerbäckerhaus aus. Er konnte verstehen, dass sie dort nicht mehr wohnen wollte. Abgesehen davon, dass sie ihren Mann erschossen im Esszimmer aufgefunden hatte, was den Aufenthalt zumindest in jenem Raum ziemlich unerträglich machen dürfte, passte das Haus auch nicht mehr zu ihr. Das idyllische, kleine Nest für sie und ihre Familie. Giebel und Türmchen und im Garten ein paar Obstbäume.
    Diese Zeit lag für immer hinter ihr. Auf eine denkbar grausame Art war sie zu einem anderen Menschen geworden.
    Er stieg aus, ging den Gartenweg entlang, klingelte an der Tür. Er hoffte, dass sie nicht doch früher als geplant abgereist war. Doch da wurde ihm bereits geöffnet.
    Gillian.
    Es war kurz nach zwei Uhr, und er hatte erwartet, sie mehr oder weniger reisefertig zu sehen. Aber sie stand in schwarzen Leggins und dickem Pullover vor ihm, die nackten Füße steckten in unförmigen Pantoffeln.
    »Oh«, sagte sie, »ich hatte nicht mit Besuch gerechnet.«
    »Tut mir leid, dass ich einfach so hier aufkreuze. Aber ich dachte … na ja …« Er ärgerte sich, dass er plötzlich herumstotterte wie ein achtzehnjähriger verlegener Junge. »Ich wollte dich gern noch einmal sehen. Und ich könnte dich auch zum Bahnhof fahren, wenn du möchtest.«
    »Komm doch rein«, sagte sie.
    Er trat ins Haus. Noch immer stapelten sich die Umzugskartons in der Diele. Allerdings sah er keinen Koffer, keine Reisetasche.
    »Ich fahre nicht nach Norwich«, erklärte sie.
    »Nicht?«
    »Nein. Ich habe heute Morgen mit meinen Eltern telefoniert. Sie bringen Becky und Chuck am Wochenende hierher. Ab Anfang Februar muss Becky unbedingt in die Schule gehen, und davor sollten wir etwas Zeit haben, uns wieder aneinander zu gewöhnen.«
    Er starrte sie an.
    »Möchtest du einen Espresso?«, fragte sie.
    »Ja, gern.« Er folgte ihr in die Küche. »Was heißt das, Gillian? Sie soll hier wieder in die Schule gehen?«
    »Zunächst auf jeden Fall. Bis ich das Haus verkauft und etwas anderes gefunden habe.« Sie füllte Kaffeebohnen in die Maschine. »Ich werde nicht nach Norwich ziehen.«
    »Nicht?«, wiederholte er.
    »Nein. Ich habe gestern Abend lange nachgedacht. Und heute Nacht auch. Es fühlt sich nicht stimmig an, weißt du. Zurück in die Heimat. In die Nähe meiner Eltern. Ich dachte, ich könnte dort Frieden finden und Geborgenheit. Aber jetzt weiß ich, beides finde ich sowieso nicht mehr. Auf absehbare Zeit jedenfalls nicht.« Sie schob die kleinen Espressotassen an ihren Platz und schaltete die Maschine ein. »Ich kann nicht in die Obhut meiner Familie zurück.« Sie überlegte und fügte dann hinzu: »Es wäre genau das Falsche. Ich habe mich nicht besonders erwachsen benommen, bevor das … das mit Tom passierte, und genau das muss sich ändern. Ich muss endlich erwachsen werden.«
    »Ich kann nachvollziehen, was du meinst«, sagte John. »Aber ich finde, dass du dich verdammt erwachsen verhalten hast in den letzten Tagen. Was immer vorher war und ganz gleich, wie gnadenlos du jetzt mit dir ins Gericht gehst. In diesem ganzen Albtraum, in den wir alle geraten sind, warst du zu jeder einzelnen Minute stark. Und sehr mutig.«
    Genau deshalb hatte er, was ihre Zukunft anging, ähnliche Gedanken gehabt wie sie, gerade eben beim Anblick ihres Märchenhäuschens. Es passte nicht mehr. Nach

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