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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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»Aber was da in Tara Caine brodelte und seit Jahrzehnten unterdrückt wurde, hatte eine Dimension angenommen, die nur ein kleines Ventil brauchte. Wäre es Liza Stanford nicht gewesen, dann hätte Caine jemand anderen oder etwas anderes gefunden. So oder so, es hätte eine Eskalation gegeben. Meiner Ansicht nach war das nicht zu verhindern.«
    Er hatte recht, das wusste Gillian. Und sie wusste auch, dass Tara immer weitergemacht hätte. Sie hatte noch den erschütternden Satz im Ohr, den Tara in jener Nacht im Dark Peak zu ihr gesagt hatte: Ich kann nicht aufhören, meine Mutter zu töten.
    Es mochte ein aufrichtiges Anliegen gewesen sein, als sie beschloss, der verzweifelten Liza Stanford zu helfen, aber spätestens seit dem Mord an Lucy Caine war der Kampf gegen den Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung zur Befriedigung ihres ureigensten Bedürfnisses nach Vergeltung geworden. Tara hatte begonnen, nach Opfern förmlich zu suchen. Carla Roberts und Anne Westley waren ihr äußerst gelegen gekommen. Schon ihr selbst, Gillian, gegenüber hatte sie sich einer ziemlich mühsamen Konstruktion bedienen müssen, um ihr Vorhaben vor sich selbst zu rechtfertigen: Becky zu schützen vor dem Liebhaber ihrer Mutter, dem niemals jemand eine Straftat hatte nachweisen können. Wahrscheinlich wäre sie immer großzügiger darin geworden, harmlose Menschen zu ihren persönlichen Gegnern zu erklären, und es wäre wohl auch nicht noch einmal vorgekommen, dass sie, so wie angeblich bei Gillian, von einem Vorhaben Abstand genommen hätte. Zumal es in diesem Fall, wie Gillian vermutete, hauptsächlich daran gelegen hatte, dass Tara bereits zweimal gescheitert war: Vielleicht hatten sie einfach nur kurzfristig die Nerven verlassen.
    Gillian begleitete John zur Tür. Er empfand es als einen Akt der Selbstverleugnung, jetzt zu gehen, aber zugleich wusste er, dass es richtig war.
    »Du meldest dich?«, fragte er. »Lass mich deine neue Adresse wissen, ja?«
    »Ja«, versprach sie.
    Er hob die Hand, strich ihr über die Wange, dann ging er den Weg entlang zu seinem Auto.
    Als er sich noch einmal umdrehte, hatte sie die Tür schon wieder geschlossen.
    Er war trotzdem glücklich. Geradezu schreiend glücklich.
    Er blickte die Straße entlang und sah Samson auf sich zukommen. Mit dicker Wollmütze, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte, und einem Schal, den er mehrfach um den Hals geschlungen trug. Er wirkte betont unbeteiligt und zufällig, wie er dahergeschlendert kam, aber John dachte sofort: Er tut es schon wieder. Er lungert schon wieder um Gillians Haus herum. Als ob ihm das nicht bereits genug Ärger eingebracht hätte!
    »Hallo, Samson«, sagte er.
    Wie immer, wenn er angesprochen wurde, wirkte Samson irgendwie erschrocken. »Oh, John«, sagte er dann jedoch. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung des Hauses. »Alles in Ordnung m…mit Gillian?«
    »Alles in Ordnung.«
    »Schade, dass sie so weit weg zieht.«
    »Ja …«, sagte John unbestimmt. Er hatte keine Lust, Samson von Gillians geänderten Plänen in Kenntnis zu setzen. Sollte Gillian das selber tun. Oder Samson musste es eben herausfinden.
    »Ich gehe ein wenig spazieren«, erläuterte Samson. Er sah sorgenvoll und bekümmert aus. John blickte zum Ende der Straße, zu dem schäbigeren Ende, dort, wo Samson wohnte.
    »Wie geht es so daheim?«, erkundigte er sich. »Es war ja wohl nun eine Entschuldigung fällig von Seiten Ihrer Schwägerin?«
    Samson schüttelte den Kopf. »Die hat sich nicht entschuldigt. Würde die nie tun. Sie hat mir nur Vorwürfe gemacht, weil ich weggelaufen bin. Und war böse, weil ich wieder da bin.«
    »Sie sollte sich eigentlich schämen.«
    »Eigentlich w…war es aber gut, was sie getan hat«, sagte Samson. »Ich meine, dass sie mich angezeigt hat. Sonst hätte ich mich nicht verstecken müssen. Und ich wäre nicht mit Ihnen in den Peak District gefahren. Und wer weiß, wie dann alles ausgegangen wäre.«
    »So gesehen«, meinte John, »sollten wir Ihrer Schwägerin tatsächlich dankbar sein.« Er ließ die Tatsache unter den Tisch fallen, dass ohne Samsons unbedachten Anruf bei Gillian Tara Caine vielleicht gar nicht derart in die Enge getrieben worden wäre, dass sie die Flucht hinauf in den Norden zusammen mit einer Geisel als einzige Rettung ansah. Er gönnte Samson das Gefühl, ein Held gewesen zu sein.
    »Trotzdem«, fuhr er fort, »wie lange wollen Sie sich das noch antun, Samson? Sich in Ihrer Familie als fünftes Rad am Wagen

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