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Beobachter

Beobachter

Titel: Beobachter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Link
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allem, was Gillian zugestoßen war, konnte sie nur noch nach vorne blicken. Sie konnte nicht auf der Stelle verharren, sie konnte auch nirgends hin zurück.
    »Ich bewundere dich«, sagte er leise.
    Sie reichte ihm seinen Kaffee. »Ich habe mir gedacht, ich suche eine Wohnung für mich, Becky und Chuck in London. Ich werde die Firma nicht verkaufen, sondern sie von nun an eben allein führen. Es wird hart und anstrengend werden, und da ist es wichtig, dass ich einen kurzen Heimweg habe, denn ich muss mich ja auch um Becky kümmern. Aber es wird schon gehen. Andere alleinerziehende Mütter bewältigen solche Situationen schließlich auch.«
    »Natürlich wird es gehen. Du kriegst das hin.« Er musste an sich halten, nicht zu viel Freude, Erleichterung, ja: Glück in seine Stimme zu legen. Sie blieb. Sie kam sogar nach London. Er atmete tief durch. Sein Herz schlug schnell und hart.
    Sie spürte, was in ihm vorging. »John …«
    Und er wusste, was sie sagen wollte. »Ich weiß, dass du Zeit brauchst, Gillian. Aber wir könnten vielleicht mal was zusammen trinken gehen. Oder essen? Wir könnten einander besser kennenlernen. Ich meine, bisher …«
    »… haben wir nur miteinander geschlafen«, vollendete Gillian, als er stockte. »Ja, kennenlernen wäre schön. Aber ich kann dir nichts versprechen, John.«
    »Natürlich nicht. Ich will ja auch nur eine Chance. Mehr nicht.« Er trank seinen Espresso, stellte die Tasse dann auf den Tisch. Er hoffte, dass dies nicht die einzigen weiteren Begegnungen zwischen ihnen wären, Begegnungen wie an diesem Tag und wie in der Woche davor: Er kam unangemeldet und unaufgefordert vorbei, sie war höflich genug, ihm einen Kaffee anzubieten, und dann musste er sich verabschieden. Er wollte so viel mehr. Jetzt, in diesem Moment, hätte er Gillian so gern in seine Arme gezogen, sein Gesicht in ihren Haaren vergraben. Ihren Herzschlag gespürt. Aber er wusste, dass der nächste Schritt nur von ihr ausgehen konnte. Alles andere hätte zu nichts geführt.
    »Eine Chance bekommst du auf jeden Fall«, sagte Gillian mit weicher Stimme. Sie lächelte voller Wärme. »Ich verdanke dir mein Leben, John. Die Polizei hätte uns niemals rechtzeitig gefunden. Wärest du nicht …«
    »Nein!« Er legte kurz seinen Finger auf ihre Lippen. »Nicht! Du hast dich schon in jener Nacht im Peak District hundert Mal bedankt. Es ist in Ordnung. Ich möchte nicht …«
    »Was?«
    »Was auch immer in Zukunft zwischen uns sein wird, ich möchte nicht, dass es von Dankbarkeit bestimmt ist. Ich meine, im Falle, dass du mich irgendwann anrufst, um dich mit mir zu verabreden, worauf ich zutiefst hoffe, dann tu das nicht, weil du denkst, es mir schuldig zu sein. Das wäre schrecklich. Tu es nur, wenn du es wirklich möchtest.«
    Sie nickte. » Das kann ich dir versprechen.«
    Sie schwiegen beide ein paar Augenblicke lang, dann sagte John: »Ich gehe dann jetzt besser. Du hast sicher eine Menge zu tun.«
    »Gibt es etwas Neues von Tara?«
    »Sie ist in Untersuchungshaft. Hat aber auch der Polizei gegenüber alles gestanden.«
    »Sie tut mir so leid. Ich weiß, dass sie unverzeihliche Dinge getan hat, aber ich kann nicht anders, John: Ich sehe sie immer als Opfer. Nicht als Täter.«
    »Trotzdem kann man sie nicht frei herumlaufen lassen. Sie ist schwer krank, und sie stellt eine massive Bedrohung dar. Aber sie wird nun auch die psychologische Hilfe bekommen, die sie seit Jahren gebraucht hätte.«
    »Wenn es geht, werde ich sie einmal besuchen. Später.«
    »Das geht sicher.«
    »Was ist mit der Frau, die alles ausgelöst hat? Liza Stanford?«
    John hatte mit Christy auch über Liza gesprochen.
    »Liza hat Anzeige gegen ihren Mann erstattet«, berichtete er. »Die Polizei hat sie in einem Frauenhaus untergebracht. Ihr Sohn ist bei ihr. Natürlich wird das alles nicht so einfach. Sie muss die Anschuldigungen gegen ihn beweisen. Dr. Westley, die eine gute Zeugin abgegeben hätte, ist tot. Und Staatsanwältin Caine, deren Aussage ebenfalls Gewicht gehabt hätte, sitzt wegen vierfachen Mordes im Gefängnis. Stanford selbst wird sich mit ganzen Heerscharen hochkarätiger Anwälte umgeben. Leider liegen die Dinge nicht allzu ungünstig für ihn, aber das bleibt alles abzuwarten. Hauptsache, sie geht nicht zu ihm zurück. Das hoffe ich zutiefst.«
    »Eigentlich war sie nur ein kleiner Stein am Wegrand. Und hat eine solche Kette schrecklicher Dinge in Bewegung gesetzt.«
    »Sie war der Auslöser, das stimmt«, sagte John.

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