Beobachtet – Das Kellerzimmer Teil 2 (German Edition)
ausrichten, das war Hanna völlig klar. Dennoch gab ihr zumindest diese Aufgabe einen Halt. Das Projekt „Tochter“ ging mal wieder gründlich in die Hose. Kimberley verweigerte sich völlig und war stinksauer auf ihre Mutter. Sie hätte Papa doch einfach den kleinen Seitensprung verzeihen können, anstatt ihn aus dem Haus zu jagen! Kimberley vermisste Sören schmerzlich und zog sich noch mehr zurück als ohnehin schon. Weder wollte sie mit ihrer Mutter gemeinsame Mahlzeiten einnehmen, noch setzte sie sich abends mit ihr vor den Fernseher. Sie griff sich das Essen und nahm es mit in ihr Zimmer. Dabei wurde Kimberley immer dicker – genau wie Hanna.
„Damit ist jetzt Schluss! Ich werde ab sofort Diät halten und endlich wieder ins Fitnessstudio gehen!“, sagte Hanna laut zu ihrem Spiegelbild im Flur.
„ Ich geh noch ein bisschen raus!“, rief Hanna in Richtung des Kinderzimmers.
Kimberley machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten. Dann eben nicht, dachte Hanna und schlüpfte in ihre neuen Slipper. Irgendwie hatte sie sich angewöhnt, nur noch flache Schuhe zu tragen, obwohl hohe Absätze mehr streckten und viel weiblicher waren. Sie wollte sich jetzt erst einmal ein paar schöne Sandalen kaufen, denn Schuhe konnte man nie genug haben. Mit den Klamotten wartete sie noch ein Weilchen, bis die ersten Pfunde runter waren.
Kurz dachte Hanna darüber nach, ob sie Lisa und Elaine als Einkaufsberaterinnen mitnehmen sollte, aber sie verwarf die Idee rasch wieder. Die beiden schlanken Nachbarinnen waren genau das, was sie in solchen Momenten nicht gebrauchen konnte. Außerdem würden sie spitze Bemerkungen ablassen, wenn Hanna in das teuerste Schuhgeschäft der Stadt marschierte. Hanna hing ihren Gedanken nach, als sie an Suhrhoffs Haus vorbeiradelte. Bald würde es ein Gewitter geben; der Himmel sah bedrohlich dunkel und grau aus. Der seltsame Fredi Kummer stand neben seiner Garage und glotzte durch ein Fernglas – direkt zu Suhrhoffs! So schnell konnte Hanna nichts erkennen und der merkwürdige Glatzkopf, von dem sie so gut wie gar nichts wusste, außer dass er noch bei seiner Mutter lebte, hatte sie nicht gesehen. Hanna machte einen großen Bogen und tat so, als würde sie zu sich nach Hause fahren.
„ Hallo!“, rief sie aufgesetzt fröhlich dem Ödipussi zu.
Wie auf frischer Tat ertappt ließ Fredi sein Fernglas sinken und schaute entsetzt zur neuen Nachbarin. Was wollte die denn von ihm, diese fette Kuh?
„Guten Tag“, murmelte Fredi und ging durch die Waschküche zurück ins Haus. So ein Mist! Bestimmt würde die Zielke Lisa alles berichten. Dabei wollte er Lisa doch beschützen! Seit dem Einbruch machte er sich schwerste Vorwürfe. Erst als die Polizei längst eingetroffen war, hatte Fredi überhaupt mitbekommen, dass im Nachbarhaus etwas Schlimmes geschehen sein musste. Hätte er nur auch nachts Wache gestanden, dann wäre ihm vielleicht die Überwältigung des Verbrechers gelungen. Oder er hätte zumindest bei der Polizei anrufen können. Wie gerne würde er Lisa zeigen, dass er für sie da ist und stets aufpasst!
Hanna stürzte in ihre Küche und versuchte, den Spanner im Blick zu behalten, aber sie konnte nichts sehen. Sie zögerte, ob sie Lisa anrufen sollte oder direkt bei der Polizei. Lisa würde vor Angst durchdrehen, also lieber zuerst Herrn Fritz Bescheid geben.
„Hallo Herr Fritz, entschuldigen Sie bitte, dass ich mich schon wieder einmische, aber ich habe eben eine Beobachtung gemacht und die wollte ich Ihnen unbedingt schnell mitteilen!“
„ Ganz langsam, junge Frau. Mit wem spreche ich denn?“
„ Oh, entschuldigen Sie bitte. Hanna Zielke. Ich bin einfach so aufgeregt, weil es eine neue Spur geben könnte!“
„ Na, dann schießen Sie mal los, Frau Zielke.“
„ Ich wollte gerade mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren und fuhr die Straße entlang. Direkt neben Suhrhoffs Haus sah ich dann, wie deren Nachbar Fredi Kummer mit einem Fernglas auf das Grundstück von Suhrhoffs starrte! Wissen Sie, wer Fredi Kummer ist?“ Hannas Stimme überschlug sich fast und ihr Puls raste.
„ Ja, das Grundstück schräg links hinter dem Suhrhoff-Haus, nicht? Wohnt er nicht dort mit seiner Mutter?“
„ Genau. Ich kenne ihn nicht näher und weiß auch nichts über die Familie. Natürlich will ich keine Gerüchte in die Welt setzen, darum rufe ich ja auch Sie an und habe Lisa noch nichts erzählt. Die ist sowieso fix und fertig vor lauter Angst. Wenn sie das mit dem komischen Nachbarn
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