Berauscht von so viel Glueck
dass es zwischen Daddys und ihren kleinen Mädchen eine ganz besondere Beziehung gibt.” Sie musste daran denken, wie Cassie Macs Finger umklammert hatte.
“Wirklich?”
“Als ich nach Cassies Geburt wieder zu praktizieren begann, hatte ich eine ganz junge Patientin. Sie war fast drei, hatte dauernd Schmerzen, war völlig verkrampft und schrie aus vollem Hals. Wir versuchten, sie zu beruhigen, schafften es jedoch nicht, nicht einmal mit der Hilfe der Mutter.”
Samantha lächelte. “Ich wollte schon aufgeben, da erschien der Vater im Krankenhaus. Das kleine Mädchen warf sich in seine Arme, und er küsste und streichelte und tröstete es. Die Mutter gab schließlich zu, dass ihre Tochter ein Vaterkind war.
Samantha behielt es für sich, aber die Szene hatte sie zutiefst beeindruckt.
“Und Sie meinen, Tuck wird … Ich meine, dass unser Mädchen auch ein Vaterkind wird?”
“Bestimmt. Sie werden aufpassen müssen, dass er sie nicht hoffnungslos verwöhnt.”
Alex’ Stirn glättete sich. “Danke, Samantha. Oh, sollte ich Sie hier lieber Frau Doktor nennen?”
“Nein, Samantha ist okay. Mir gefällt, dass es hier in Cactus lockerer zugeht.”
“Ich bin froh, dass Sie hier sind. Doc hätte ich nichts davon erzählt.” Alex lächelte verlegen. “Er hätte es nicht verstanden.”
“Doch, bestimmt hätte er das”, verteidigte Samantha ihren Kollegen. “Aber es freut mich, dass Sie mich ins Vertrauen ziehen. So, jetzt machen wir mit der Untersuchung weiter.”
Alex war kerngesund, genau wie ihr Baby. Samantha sagte es ihr, und die Patientin strahlte noch, als sie die Praxis verließ.
Am Nachmittag war der Terminkalender so voll, dass Samantha nicht dazu kam, eine längere Pause zu machen. Um halb sechs war sie erschöpft, wenn auch nicht so sehr wie nach einem Zwölf-Stunden-Tag in Dallas.
Sie rief kurz bei Florence an, um zu fragen, wie es Cassie ging, und setzte sich an den Schreibtisch und ging die Unterlagen ihrer Patienten durch. Als sie zu Alex’ Karte kam, musste sie an das Gespräch mit ihr denken.
Als sie sechs Wochen nach Cassies Geburt wieder zur Arbeit ging, war ihr bereits klar gewesen, wie schwer es sein würde, ihr Kind allein großzuziehen. Immer wieder hatte sie davon geträumt, einen Ehemann zu haben, der ihr helfen konnte, wenn es Probleme gab. Aber jedes Mal hatte sie sich über ihre Naivität geärgert. Ihr Verlobter war keine Hilfe gewesen. Im Gegenteil, durch ihn hatte sie nicht weniger, sondern mehr Arbeit gehabt, und er war nicht einmal dankbar gewesen, wenn sie etwas für ihn tat.
Doch die Episode mit dem kranken Mädchen und seinem Vater hatte sie nachdenklich gestimmt. War es egoistisch gewesen, das Baby allein zu bekommen? Würde Cassie sie eines Tages hassen, weil sie ohne Vater aufwuchs? Und wenn ihr etwas zustieß, wer würde sich um Cassie kümmern?
Irgendwann hatte Samantha beschlossen, etwas zu tun, worauf sie nicht stolz war. Sie tat es für Cassie.
Sie wollte Cassies Vater suchen und feststellen, ob ihm etwas an seinem Kind lag.
Und sie fand ihn.
Mac Gibbons.
Aber gleich bei der ersten Begegnung hatte er ihr versichert, dass er nicht daran interessiert war, Vater zu werden. Oder Ehemann. Vielleicht würde er seine Einstellung ändern, wenn er Cassie besser kennen lernte. Er schien sie zu mögen, aber was würde geschehen, wenn er erfuhr, dass er ihr Vater war? Würde er Samantha je verzeihen? Durfte sie wagen, es ihm zu erzählen?
“Dr. Collins?” Marybelle schaute ins Sprechzimmer.
“Brauchen Sie noch etwas?”
Samantha verschränkte die zitternden Finger. “Nein, Marybelle. Danke für Ihre ausgezeichnete Arbeit.”
“Es hat Spaß gemacht, für Sie zu arbeiten.”
“Danke, das freut mich.”
Marybelle stand noch immer in der Tür.
“Ist noch etwas?” fragte Samantha.
“Ich weiß, es geht mich nichts an, aber Sally Ann Dealey ist meine Freundin. Wird sie wieder gesund?”
Samantha erinnerte sich an Mrs. Dealey. Die Patientin war schon über siebzig und hatte einen Knoten in der Brust.
“Ich denke, sie ist gerade noch rechtzeitig gekommen, Marybelle. Ich habe sie zu einem Spezialisten in Lubbock geschickt. In ein paar Tagen wissen wir mehr.”
“Danke”, erwiderte Marybelle. “Ich werde dafür sorgen, dass jemand sie hinbringt. Sie fährt nicht mehr so gut.”
“Das ist sehr fürsorglich von Ihnen.”
Marybelle verabschiedete sich, und Samantha wusste, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war. In einer kleinen Stadt wie
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