Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
Längenausdehnung der fürchterlichen steinernen Stadt, die sich an seine inneren Vorberge anschloß. Fünfzig Meilen Flug in beiden Richtungen ließen keine wesentliche Veränderung in dem Labyrinth aus Fels und Mauer erkennen, das sich leichenhaft durch das ewige Eis emporkrallte. Immerhin gab es einige höchst interessante Abwandlungen; so etwa die behauenen Felsen in der Schlucht, wo der breite Fluß einst die Vorberge durchschnitten hatte, kurz vor seiner unterirdischen Mündung. Diese Felsen am Eintritt des Flusses in den Berg waren kühn zu zyklopischen Wachttürmen behauen worden, deren zerfurchte, tonnenförmige Gestalt merkwürdig vage, beklemmende Erinnerungen bei Danforth und mir weckten.
Wir fanden auch mehrere sternförmige, offene Plätze und bemerkten an verschiedenen Stellen wellenförmige Geländestrukturen. Steil aufragende Hügel waren meist ausgehöhlt, so daß weiträumige steinerne Gebäude entstanden waren; aber hier gab es mindestens zwei Ausnahmen. Im einen Fall war das Gestein zu stark verwittert, als daß man noch hätte erkennen können, was früher auf der vorspringenden Anhöhe gewesen war, während der andere Hügel noch immer ein phantastisches, kegelförmiges Monument trug, das aus dem gewachsenen Fels gehauen war und solchen Dingen wie dem bekannten Schlangengrab in dem alten Tal von Petra glich.
Als wir von den Bergen aus ins Landesinnere flogen, entdeckten wir, daß die Stadt zwar ungeheuer lang, aber keineswegs unendlich breit war. Nach ungefähr dreißig Meilen begannen die grotesken Steinbauten sich zu lichten, und nach weiteren zehn Meilen hatten wir eine praktisch unberührte Wüste ohne jede Spuren künstlich errichteter Gebäude erreicht. Der Lauf des Flusses außerhalb der Stadt schien durch eine breite, tiefer liegende Linie markiert, während das Land rauher wurde, leicht anzusteigen schien und sich gen Westen im Dunst verlor.
Bis jetzt waren wir noch keinmal gelandet, aber das Plateau zu verlassen, ohne einen Versuch gemacht zu haben, in eine der monströsen Bauten einzudringen, wäre uns undenkbar erschienen. Wir beschlossen deshalb, eine geeignete Landestelle auf den Vorbergen bei unserem Paß zu suchen, zu landen und zu Fuß auf Erkundungen auszugehen. Obwohl diese sanft ansteigenden Berge zum Teil mit Trümmern von Ruinen übersät waren, entdeckten wir im Tiefflug bald eine ganze Anzahl möglicher Landeplätze. Wir entschieden uns für den, der unserem Paß am nächsten lag, über den wir ja wieder zum Lager zurückfliegen würden, und gegen 12 Uhr 30 gelang uns eine weiche Landung auf einem ebenen Schneefeld, das frei von jedem Hindernis war und später einen schnellen und problemlosen Start ermöglichen würde.
Es schien uns unnötig, das Flugzeug mit einem Schneewall zu sichern, weil wir ja nur kurz wegbleiben wollten und außerdem auf dieser Höhe glücklicherweise keine nennenswerten Winde herrschten. Wir sorgten deshalb nur dafür, daß die Landeskier sicher aufsaßen und die empfindlichen Teile der Maschine gegen die Kälte geschützt waren. Für unseren Fußmarsch verzichteten wir auf die schweren Fliegerpelze und nahmen eine kleine Ausrüstung mit, die aus einem Taschenkompaß, einer Handkamera, leichtem Proviant, dicken Notizbüchern mit Ersatzblättern, Geologenhammer und meißel, Sammelbeuteln, einem Kletterseil und starken Taschenlampen mit Ersatzbatterien bestand; wir hatten diese Sachen im Flugzeug mitgenommen, für den Fall, daß es uns gelingen würde, zu landen, Photos vom Boden aus zu machen, Zeichnungen und topographische Skizzen anzufertigen und Gesteinsproben von freien Hängen, zutage liegenden Formationen oder Höhleneingängen zu gewinnen. Glücklicherweise hatten wir genug Papier dabei, um es zerreißen, in einen der Beutel stecken und die Schnitzel zur Markierung unseres Weges verwenden zu können, falls wir in irgendein Labyrinth eindringen sollten. Das Papier hatten wir mitgenommen, weil in einem Höhlensystem ohne starken Luftzug dieses Verfahren schneller und einfacher sein würde als die normale Methode, den Weg durch in die Höhlenwände gemeißelte Markierungen zu bezeichnen.
Als wir vorsichtig über den verharschten Schnee bergab gingen, auf das ungeheuere Steinlabyrinth zu, das sich drohend vor dem schillernden Westhimmel auftürmte, beschlich uns beinahe dasselbe beklemmende Gefühl, daß unheimliche Dinge unser harrten, wie vier Stunden vorher, als wir uns dem gewaltigen Gebirgspaß genähert hatten. Zwar hatten wir uns
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