Berge Meere und Giganten (German Edition)
über dem verhängten unbeweglichen Gesicht, froren die Lider zu. Die beiden dünnen Eislagen senkten sich über die Lippe in den klaffenden Mund. Die Zunge umwuchsen sie. Den Rachen kleideten sie aus.
Gegen Morgen prüften Männer des Zimbo den Apparat, verschoben ihn. Da dumpfte und knallte im Nebel der Körper des zweiten Konsuls auf die gefrorene Erde. Sein Kleid zersprang. Die aufhorchenden Männer Zimbos sahen auf dem Feld eine schwarze Masse liegen. Und wie sie näher schlichen, war es ein Menschenkörper, wie ein Tier starr auf Knien und Händen unbeweglich am Boden. Vom Kopf hingen ihm metallene Bänder. Ganz langsam sickerten Blutstropfen aus dem offenen Mund.
Eine schwarze Lache unter ihm.
DAS GERÜCHT von Marduks Tod wurde von Zimbo unterdrückt. Als er die Waffenlosigkeit der märkischen Horden festgestellt hatte, ließ er einen starken Teil seiner bewaffneten Krieger gegen das märkische Lager nahe Magdeburg marschieren. Er selbst zog unbemerkt hinter ihnen mit seiner Horde her. Und als die Krieger sich in einem langen sumpfigen Tal unterhalb des Lagers der märkischen Führer sammelten, – Zimbo war schon unter den Führern – gab er seine eigenen Truppen den Horden in die Hand. Er ließ zu, daß seine Männer, die vertrauensselig folgten, entwaffnet, gefangengenommen wurden. Am Abend trieb man sie auf einen Haufen, wollte sie zum Hohn an Marduk schicken. Zimbo hielt da an und warf seinen Trumpf. Er zeigte ihnen den gefrorenen Körper Marduks.
Tief erschreckt standen sie mit Fackeln vor der Leiche, vor dem sonderbar und unheimlich verbogenen Leib, an dem Zimbo die Kraft seiner Apparate demonstrierte.
Sie kamen in Beratungen der ganzen Nacht zu keinem Resultat. Finster forderten sie zurückkehrend von Zimbo, er solle den größten Teil der Waffen vernichten oder ihnen übergeben. Sie haßten Zimbo, weil er Marduk getötet hatte. An ihm sich zu vergreifen war nicht seine Sache. Sie sprachen nicht viel mit dem schwarzen Plattnasigen, der sich in seinem Zelt hinter seiner Horde und einem unbezwinglichen Waffenschutz versteckte. Er fühlte, daß sie knirschten. Die Waffen versprach er ihnen lächelnd. Nur sei es, mit Rücksicht auf die Gefahr von Hannover und Hamburg, unklug, sie zu zerstören.
Zwischen Stendal und Wittenberg wurden große Hordenversammlungen veranstaltet, bei Stendal eine Führerversammlung. Zimbo, nur selten um sich aus engen Lidspalten blickend, erschien hier demütig ruhig glatt wie immer. Die märkischen Führer staunten seine List und seinen Riesenkörper an. Er murmelte, er verlange keine Unterwerfung, sondern seine Wahl zum Konsul. Er sei von England geschickt, um das Land für den Völkerkreis zu gewinnen, habe umgelernt. Er werde die Politik Markes und Marduks weiterführen.
Marduks Körper war einbalsamiert worden. Bei Stendal mußte Zimbo auf den eisigen Körper schwören, – der war in der gekrümmten Haltung balsamiert, wie er auf dem Feld verendet war –: er werde die nachuralische Tradition fortführen, die Ausbreitung der Märker betreiben, die Mekifabriken sobald als möglich vernichten. Das Murren unter den Horden hörte auch nach dem Schwur und den Besprechungen nicht auf. Bis Zimbo sich durch zwei Handlungen legitimierte: rasches brutales Niederwerfen eingedrungener Hamburger in der Lauenburger Gegend, und nach der Rückkehr Beseitigung von zwanzig widerstrebenden Hordenhäuptlingen.
VOR AUSGANG des Winters bezog Zimbo das Ratsgebäude der Stadtschaft Berlin. Er war der dritte Konsul der Stadtschaft, der erste, der nicht hier aufgewachsen war. Zu der Zeit, wo der listige herrschsüchtige Afrikaner den Saal des Ratsgebäudes betrat und den Raum mit der Schädelpyramide bewohnte, die er mit den Knochen der getöteten Täuscher und Hordenführer erhöhte, lösten sich die kriegerischen Märker aus dem engeren Felde der Stadt, schwemmten wieder über Stendal Wittenberg ins Hannoversche, reinigten durch Überfälle die Lüneburger Heide. Noch im Winter zogen Siedlermassen, die sich ins Ausland unter den Schutz der Mekifabriken geflüchtet hatten, hinter ihnen her. Zimbo selbst besetzte die restlichen Mekifabriken mit Männern und Frauen, die ihm durch den Feldzug gefolgt waren, und hielt sie in Stand, so daß eine große Zahl Menschen, die sich vergrämt und zur Arbeit auf die östlichen Äcker geworfen hatte, für den Westen frei wurde und Kriegsdienst tat.
Das gefahrdrohende Treiben an der Grenze der hamburgischen Seelandschaft hatte wieder begonnen. Statt
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