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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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selbst erlahmenden Geschlechter an den Mekiwerken, wurden bewegt von diesen jugendartigen Wesen, um die herum alles wogte.
    Aber bald sollten sie, die Herrscher und Leiter, Seelen dieser sich windenden, schlagartig erzuckenden, weich nachlassenden Riesensiedlungen, ein anderes Gefühl vor diesen drolligen Menschen haben. Bei London Havre Hamburg bauten die schauspielernden Fulbe ihre kleinen Theater. Bauten sie, von den Lehren ihrer Priester geängstigt, abseits der Städte, in Wäldern, spielten eindringend und zart, unter ihren Zuhörern und Zuschauern, Komödien Zauber- und Liebesmärchen. Sehr selten kam es zu jubelnden lachenden, auch angstvollen Ausbrüchen. Denn diese zierlichen Fremden wurden langsam mitergriffen von der allgemeinen Furcht in den riesigen Stadtkörpern.

    SIE SPIELTEN das Geschick eines großen Königs. Er bezwang alle Nachbarkönige und trieb sie schwerleibig mit Siegestrompeten in sein Haus, gekettet. Die Flüsse und Bäche konnte er bändigen. Sie mußten laufen, wohin er wollte, mußten seine Steppe bewässern, daß Palmen und Brotbäume da wuchsen, mußten gegen Felsen laufen, bis sie sie unterwühlt und weggespült hatten, wie er ihnen befahl, mußten in seine Häuser steigen, durch enge Röhren kriechen, alle seine Stuben durchkriechen, die wilden Gewässer von den Katarakten. Zuletzt hatte er soviel Gold und Geschmeide aufgestapelt von seinen Siegen und Beutezügen, Spangen Ringe Wagen, daß seine Speicher und Schuppen nicht ausreichten. Die zierlichen Fulbe, die spielenden braunen Männer und Mädchen, die kraushaarigen, zeigten, was dann geschah.
    Wie der große Herrscher in der Halle seiner Palastwohnung saß und die Dinge ihm auf den Leib rückten, weil er sie nicht weglassen wollte, sie immer sehen mußte, um sich in seiner Macht zu spiegeln. Sie schilderten das Paradies dieses Mombuttilandes im Innern Afrikas, die sanft gewellten Talniederungen, deren Gehänge Bananen und Ölpalmen bedeckten, die Haine, unzähligen Quellen. Dicht wuchs in den Uferwaldungen Zukkerrohr, süße Bataten auf den sonnenbeschienenen höheren Hügelflächen, Erdnuß Sesam Tabak auf den weiten Äckern. Der König aber, wulstiges schwarzbärtiges Gesicht, die großen Ohrmuscheln mitten von dicken blanken Kupferstäben durchbohrt, riesig der Hut mit Pfauen- und Papageienfedern schaukelnd auf dem Kopf, nackt die frauenhaft weiche Brust, darüber die Zentnerlast der Gold- und Silberketten, Kupferringe, geschnitzten Amulette, schwere Kupferschienen an den prallen flachliegenden Unterarmen, um die quellenden aderstrotzenden Waden; in der herabhängenden Rechten der sichelförmige ziselierte perlenbesetzte Säbel, – Mansu, der König, hinter seinem Pallisadenzaun ging nicht mehr aus seinem Palast. Fetter und fetter wurde er in seinem Prunkstuhl. Seine Frauen massierten ihn. Jeden Tag mußte eine neue kommen. Es machte ihm Spaß um sich Bewegung zu schaffen, sie zu köpfen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig waren und er sich zufrieden fühlte auf seinem Stuhl. Die Schmuckgehänge wurden dichter und dichter um ihn aufgestapelt, Reißzähne von Löwen, Civettenund Genettenfelle in hohen Lagen, Giraffenschwänze. Neben seiner Halle waren die Vorratskammern und Kornmagazine, seinem Blick gegenüber seitlich vom Gang zur Tür die Rüstkammer mit Lanzenspitzen Dolchen Schilden Säbelklingen Hackmessern.
    Immer mehr schwoll er, Mansu. Unbeweglich wuchtete und hing er auf seinem geflochtenen Stuhl, der sein Bett und sein Tisch geworden war. Immer neue Schmucksachen ließ er sich um den Nacken an Riemen binden. An seinen Zähnen, jedem einzelnen hing ein Kupferring an einem Hanffaden. Unter seinem Hut ließ er das Haar in kleinen Strähnen drehen, an jede Strähne ein krankheitsbannendes Amulett. Die Haut der Oberarme und Schenkel war durchbohrt; Riemen hatte er sich durchziehen lassen für die Köpfe der Nachbarkönige, die seine Krieger erlegt hatten. Sein enger Thronsaal, festgezimmert, nur mit einem Fenster und einer Tür geöffnet, wurde finster durch die Reichtümer, mit denen er vollgestopft war. Nur eine kleine Gasse durfte man freilassen.
    Da schwang eines Morgens der feiste König Mansu, wie er gähnend erwachte und den Palmwein neben sich schluckte, sein Sichelschwert, schrie nach seinen Frauen. Es war noch Dämmerung draußen. Hinter den Bergen der Löwenzähne und Felle hörte er seine Horn- und Flötenbläser spielen und die Weiber singen: »Ih, ih, Mansu tschupi, tschupi ih.« Er rief wartend, wieder

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