Berge Meere und Giganten (German Edition)
schluckend, blau vor Wut auflaufend, sich umwerfend, noch einmal. Vor ihm schwangen in der Luft die großen hängenden Fliegenwedel, runde Büsche roter Papageienfedern. Hinter den Fellen tönte das Blasen und Singen weiter.
Aber plötzlich bewegte sich etwas in dem Gang. Durch den engen Gang kam ein kleiner zierlicher Mann langsam gegangen. Er zog hinter sich einen Wagen. Verbeugte sich: er hätte Geschenke von den Babukern zu bringen, die ihm dienstbar wären, wie der große König wüßte. Und er holte von dem Wägelchen große runde Klötze herunter, in Blätter gewickelt. Die legte er neben den König auf die Stapel. Der richtete sich hoch, stierte ihn an, brüllte: »Ich will meine Frauen« hieb mit dem Messer seitlich nach dem niedrigen Mann, der geschickt wegsprang, ruhig einen Klotz nach dem andern ablud. »Käse. Es sind Käse« flüsterte er, »wir sind arme Leute, Ziegenhirten: die Massansa haben mehr, die Maoggu haben mehr; wir sind nur Ziegenhirten. Es ist Ziegenkäse, er wird dir wohlschmecken.« Mansu halbaufgerichtet öffnete luftschnappend den Mund, riß an seinen Amuletten. Immer sangen die Weiber nebenan hinter den Civettenfellen noch das grelle: »Ih, ih, Mansu tschupi, tschupi ih«. Und wie der schweißtriefende König vor Gram halb betäubt ein Amulett an die Stirn drückte, verschwand der niedrige Mann, meckerte: »Sie schmecken gut, du mußt sie essen. Die Babuker sind dir treu.«
Die Fliegenwedel bewegten sich vor dem König. Er riß die Augen auf, rief. Hinter den Federn wankte nach links und rechts sich wiegend in dem Gang ein alter Mann, eine große Strohmatte über Kopf und Leib, die nur seine Augen und seine Nase freiließ. Er hatte das Aussehen den Gang die Stimme des Zauberers des Königs. Wollte nicht näher kommen, obwohl Mansu es befahl. »Du bist krank, Mansu« flüsterte er von weitem, warf sich hin aufs Gesicht. »Bring mir einen Trank, daß ich gesund werde. Sonst schlag ich dich tot.« Der Zauberer flüsterte an der Erde: »Ich habe den Trank. Ich habe gewußt, daß du krank bist. Ich hab ihn mitgebracht. Hier ist er, an meiner Brust. Vor einer Stunde habe ich ihn im Tempel gemischt.« »Gib.« »Ich kann nicht.« »Gib. Gib her. Ich schlage dir den Kopf ab.« »Du mußt ihn am Wasser trinken, bei Sonnenaufgang, draußen am Tempel.« »Gib ihn her. Ich will nicht draußen.« »Komm« lockte der Zauberer, der zurückgewichen war, »er wirkt sonst nicht.« Prustend erhob sich der König, schrie Hilfe nach seinen Weibern. »Du mußt kommen«, flüsterte der im Strohmantel am Boden. »Die Sonne geht bald auf, der Trank verdirbt, du kannst sterben.« »Warte, warte« drohte Mansu stehend, fuchtelte vom Thronsitz heruntertorkelnd sein Sichelschwert. Der Zauberer lockte: »Komm, komm. Ich stell dir den Trank hierher. Neben die Tür. Hier. Du kannst ihn sehen.«
Da war Mansu die Stufe des Thronsessels heruntergestolpert. Er raffte sich auf. Die schweren Riemen mit dem Prunkgehänge wollte er sich abreißen. Es gelang ihm nicht. Sein Arm verhäkelte sich in den Massen der Ringe und Ketten. »Hier steht der Trank. Neben der Tür. Beeil’ dich. Die Sonne geht bald auf.« Der König ächzte, der Gang war zu eng. Die Löwenzähne rissen ihm seinen hohen Hut herunter, schlugen ihm vor den Mund. Er drehte sich zur Seite, er war zu dick, er kam nicht durch. Er brüllte nach dem Zauberer, nach seinen Weibern: »Ich kann nicht durch.« Der Zauberer war verschwunden. Ganz lustig und leise summten sie hinter den Fellbergen die Hymne; sie klapperten; der König hörte es gern im Halbschlaf. Er rang mit den Massen der Tierfelle und Schwänze, die auf ihn niederrollten. Mit seinem Sichelschwert schlug er auf sie ein. Er focht mit ihnen. Immer neue fielen herunter. Er schob an ihnen. Der Trunk war da, die Tür war nicht weit. Er ließ sein Sichelschwert fallen. Die linke Hand war ihm im Halsgehänge gefangen; er bekam sie nicht ab. Da drang er wütend kreischend, mit den Beinen stampfend nach vorn vor. Mit dem Kopf wollte er sich durch die Berge wühlen. Er drehte sich um sich. Die schwere Masse der Giraffenschwänze rollte knatternd über ihn. Er machte sich frei, taumelte in einen Haufen getrockneter Bananen. Und wie er um sich griff, riß er die Riemen mit den Löwenzähnen und einen starken Elfenbeinzahn von der Decke. Die schlugen drückten auf ihn herunter. Sein Kopf wurde festgepreßt. Die Bananen zerpreßte sein Hals sein schreiendes Gesicht. Das weiche sämige Mehl quoll neben seinen
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