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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Ohren hoch, rann in seine blasenden Nasenlöcher, stopfte seinen weit aufgerissenen Mund aus. Er schluckte, schluckte dran, spie, spie, wollte es mit den Händen wegräumen; die waren neben den Knien festgeklemmt, er fühlte sie nicht. Den Kopf warf er noch wie ein zappelnder Fisch hin und her. Dann überrieselte ihn das süße Mehl. Seine Kiefer standen still; der Krampf in seinen Augen ließ nach. Er erstickte zwischen den mehligen Früchten, in die seine tretenden Beine sich wie in ein Moor einwühlten. Seine Frauen fanden ihn nach Stunden, wie sie mit Flöten anzogen, völlig vergraben in der weichen zerwühlten Masse. Die Frauen, die Söhne priesen seinen Tod; sie weinten: es sei der Tod eines Königs gewesen.
    Und die braunen Spieler holten den Erstickten aus seinem gelbweißen Sarg, stäubten ihn ab, stellten ihn auf seine Beine. Er stülpte sich seinen Riesenhut auf. Sie tanzten zusammen um den Hüttenbau herum, bliesen das Mehl fort. Der König war in einem Lachen, wie er auf seinen Fettbeinen tanzte.

    AUF DEN waldigen Hügeln der Stadtschaft London, bei Guildford am Weyriver, und bei Tunbridge, östlich davon, spielten sie. Viele kamen zu ihnen heraus. Bald zogen sie südlicher, ganz außerhalb der Stadtschaft. Im Westen der Stadt machten sich die kleinen von vielen geliebten Bühnen auf. Sie trugen die Possenstreiche des Hubeane vor.
    Das waren Szenenreihen, bei denen die Spieler improvisierten. Der Knabe Hubeane zeigte seine Wunderlichkeit. Seine Mutter geht über ein Feld, den Krug auf dem Kopf. Da schläft in den Schoten eine Antilope, das kleine Tier. Sie nimmt einen Stein, erschlägt das Tierchen. Singend schlendert Hubeane an, schießt mit Schotenkörnern nach der Mutter. Sie schimpft. Er solle die Erbsen wenigstens essen, wenn er so junge Schoten abbreche. Da meint er erstaunt, deswegen schieße er ja nach der Mutter; er traue sich nicht Dinge zu essen, die nicht bei der Mutter gewesen sind. Sie gab ihm ihren Tragkorb, zeigte ihm die junge Antilope: »Hubeane, mein Kind, hilf mir die Antilope in den Korb legen. Und hole Schoten, damit wir sie ganz zudecken können.« Er brachte einen Berg von Schoten, und ob man einem jungen Tier wirklich so viel Schoten geben solle. Die Mutter sagte, sie wollten das Wild damit bedecken. Sonst sähen es die Leute und nähmen es ihnen weg. »Trag die Antilope nach Hause. Und wenn du Leuten begegnest, die dich fragen, was du trägst, so sage: Ich trage meiner Mutter Schoten. Aber in deinem Herzen ist es eine Puti-Antilope.« Hubeane nahm den Korb, wanderte los. Es kamen Leute, die fragten, was er trage. Er guckte einen nach dem andern an, lachte, lachte immer heftiger. Sie fragten, warum er lache. »Ihr habt wohl meine Mutter getroffen. Euch hat meine Mutter geschickt.«
    »Deine Mutter ist mit einem Krug über das Feld zum Wasserholen.« »Euch hat meine Mutter geschickt. Sie hat mir gleich gesagt, daß ich Leute treffen werde, die mich fragen, was ich in dem Korb trage.« Und er schüttelte ihnen die Hände, freute sich über die Klugheit seiner Mutter. Die Leute gingen ihm aufmerksam nach: »Was trägst du in dem Korb.« »Ich trage meiner Mutter Schoten. Aber in meinem Herzen ist es eine Puti-Antilope.« Die Leute lachten; was der Junge für Zeug rede. Dann strichen einige Böse hinter ihm her, deckten die Schoten ab, sahen das junge Wild, wollten es ihm aus dem Korb nehmen. Er ließ es aber nicht zu. »Ich muß sie nach Haus tragen.« »Trag sie doch zu uns nach Haus.« Das wollte er gern. »So, jetzt habe ich die Puti-Antilope nach Haus gebracht« seufzte er beruhigt und zufrieden, als er den Korb bei ihnen absetzte. Sie taten das Wild an den Spieß. Er durfte ein Stück mitessen, dankte oft. Eine Banane gaben sie ihm in die Hand. Seiner Mutter ging er entgegen: »Mutter, diese halbe Banane ist für dich, weil du so klug bist und alles vorausgewußt hast. Vielleicht, ja vielleicht gibst du sie mir aber wieder, damit ich sie den Leuten bringe. Sie ließen mich ja auch von der Puti-Antilope mitessen. Unsere Schoten, sagten sie höflich, schmeckten so schön.«
    Man gab Hubeane Schafe. Er sollte immer an einem Stein sitzen, sie hüten. Einmal lag auf dem Wiesenplan ein totes Zebra. Am Abend trieb er die Schafe heim. Die Männer fragten ihn, wo er gehütet habe. Er dachte nach: »Heute – hab’ ich bei einem Stein gehütet, der lauter bunte Streifen hat.« Die Leute lachten; einen buntstreifigen Stein gab es in der Nachbarschaft nicht. Am nächsten Morgen zog

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