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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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schwer schiebenden Assakak Tuaparsuit Utlaksoak machte ihr nichts. Blau war das Eis der Firne, die Spalten der Räume spielten grünlich, die Schneebreiebenen zogen weiß durch das Inland: dies war Wasser. Und konnte Dunst werden. In die Spalten des Eises der Berge der Gletscher, in die unsichtbaren Spalten des fließenden Gewebes der Ströme Seen Bäche Brunnen senkte sich die Hitze. Jagte sie auf zu Gas Dunst Wolke.
    Ein Massiv aus Granit und Gneis lagerte Grönland, von kalten Meeresströmungen umflossen, über den siebzigsten Breitengrad, zwischen der zwanzigsten und achtzigsten Länge. Die Wesen, die glühend aus dem Erdkern stiegen, Kieselsäure Magnesium Aluminium Sauerstoff, hatte die finstere Urgewalt, die Kälte, angefaßt und nicht losgelassen. Sie war die größte Macht, Herrin der Unermeßlichkeit, erfüllte den Äther. War Formerin, Gebärerin der Gestalten, die das Feuer verlodern ließ. Ungeheuer trug die Finsternis und Kälte die Gestirne, die nur Strudel in ihr waren.
    Das Flackerlicht des Schleiers über Grönland nahm mit ihr den Kampf auf. Über das Ruhende Milde kam das Tosende Rasende. Hohes Singen des flammenbrünstigen Netzes; die Flamme schien alle Dinge, Luft Eis Gebirge, zu ihresgleichen zu machen. Wasser liefen über dem Gesicht des Eises. Die Felsklippen im Eis, die Nunataks, gaben ihre dünnen Schneelagen her, enthüllten bis zum Fuß ihre schwarzen Wände. In die Fugen des steinartigen Baus der Firne und Gletscher stieg die Hitze. Überrieselt wurden die Eislager, die langsam drängenden Ströme. Wie Wein einem Betäubten wurde den Bergen die strahlende Kraft eingeflößt. Sie nahmen sie mit verklemmtem Mund auf. Aber die Hitze rieselte in ihre Eingeweide. Durch die lastenden eisigen Kolosse lief die Wärme, und alles was in ihnen war, fühlte sich angefaßt. Zum Aufbeben waren sie gebracht, wie die neue Gewalt über sie kam, die sie von Urzeiten kannten. Die Firne stemmten sich auseinander, Luft saugten sie auf. Ihre Hohlräume, von Wasser plätschernd, erweiterten sich wie Lungen. Von Röhren Gängen wurden sie durchlöchert, Gewölbe unterminierten sie. Es floß von ihnen ab, Wasser, zu dem sie sich verwandelten erweichten. Das lustige weiße klingende Wasser. Schäumende Läufe in den Leibern der Firne; Schellen und Schlittenfahrt. Aus weiten Gletschertoren stürzten die Gewässer entbunden hervor. Nagend umspülten sie die blauweißen Säulen der Gletscherhallen, erwärmte schmelzende drängende Wasser. Gewölbe Firne zitterten unter der hebenden Wucht. Lechzend wühlten sich die Quellen durch das Eis, schnitten in die weißen Gemäuer ein. Von den gedehnten sturzsüchtigen Säulen troff weißes Wasser, immer neues Wasser. Im Klingen Klirren des Wolkenschleiers das Puffen Erdröhnen der sterbenden hinsinkenden Gletscher und Firne. Durch ihre Leiber, in den Eisfelsen wirbelte ein unregelmäßiges Auf und Ab von Trommelschlägen, bohrendes erregtes Wasser. Der Dunst lag bergehoch über dem Land.
    Die Küstengletscher glitten rascher hin. Sie drängten in die Fjorde; von rückwärts, aus dem Inland wurden sie gestoßen. Über ihre Köpfe, ihre Rücken herauf stiegen Eismassen. Ein brandendes Eismeer war im Inland entstanden. Schollen und Schichten drängten sich zusammen, türmten sich aneinander auf, rannten sich splitternd fest. Das Inlandeis, die Firne hatten sich auf die Wanderschaft begeben. Sie schwammen auf dünnen Schichten des leckenden Wassers. Die Gewölbe unter sich hatten sie zerknickt, das Wasser aber hatten sie nicht pressen können. Das lief vor ihnen her, und wie es quoll, trug es sie. Unterschmolzen wurden die Massen; sie mußten gleiten schwimmen. Auf dem sanften biegsamen Wasser schwammen sie. Ihre Wucht war in Jahrtausenden gewachsen, in der Finsternis, zwischen langen Wintern, kurzen Sommern. Schnee auf Schnee war über sie gefallen, von Stürmen zugetragen, war geschmolzen vereist. Der Wind hatte den Schnee nicht mehr abgeblasen, immer mehr Schnee wurde an das Eis geheftet, das Gebirge konnte ihn nicht abschütteln, die Eismassen umschnürten die Felsen, wuchsen von den Hügeln auf, belagerten sie. Dann war das Land nichts als eine Fußbank unter ihnen. Sie quetschten es breit, zerrieben seine Fältelung. Jetzt waren sie erschüttert. Unsicher ließen sie ihren Sitz los. Und sie waren nicht allein. Hinter sich fühlten sie es sich schieben. Sie wurden gehoben, von ihrem Platz geschleudert, von unten herauf gehebelt. Unsichtbar noch die Bergwände Täler, die

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