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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Maschinen und der Gedankenmacht der westlichen Stadtschaften. Der Tod von Tausenden von Menschen war gefolgt, Island war zerrissen worden. Der eisige Kontinent mit den Gletschern tauchte auf, überwallt von Schrecknissen. Ihnen allen, die fuhren, war dies geschehen. Sie fuhren weg, aber sie wollten sich erinnern. Jetzt das Letzte von sich werfen, auch diese alten Ankerplätze, auch die Schiffe verlassen. Dann auf den Kontinent. Mit glühenden Augen hatte der so gealterte Kylin zu ihnen gesprochen: wieder leben. Was würde kommen auf dem Kontinent. Aber sie wollten hinein. Die Städte würden kommen.

    DAS MEER verwandelte sich während ihrer Fahrt. Der Nordkanal, die Irische See. Wellen warfen sich, spielten züngelten. Ein fernes Gestirn schien aus der Luft. Das Wasser spiegelte die Schiffskörper. Lautlos spiegelte es die Schiffswände. Stumm zogen Algenfäden hin. Lauer Wind legte sich an die Schiffe, drängte sie, ließ ab. Langsam fuhren sie. Um die Scillyinseln bogen sie östlich um. Eine dunkle Linie erschien über dem weiß glitzernden Meeresbogen. Da im Südosten, wo das Meer in das dämmrige schimmernde Himmelsweiß überging, zeichnete sich eine zerbröckelte Linie. Schwärzer klobiger wurden die unterbrochenen Striche. Auf den Schiffen schlossen sie die Augen, legten sich an Balken Geländer. Dies war der Kontinent. Rascher ließen die Führer die Schiffe laufen. Das Meer rauschte sanft gleichmäßig unter ihnen. Schon sahen sie die Kreidefelsen, die weißen Zacken, die Brandung davor. Da gaben sich die Schiffe Zeichen. Verlangsamten die Fahrt, hielten auf offenem Meer. Im Angesicht der Küste des Festlands hielten alle Schiffe. Eine stumme Stunde verging. Plätschern Ansingen Verklagen des Windes.
    Mit rauhen Kreidefelsen begann der Kontinent. Dann bog er sich glatt hin. Einmal war ein Gebirge von Cornwall und Irland zum Festland herübergestrichen. Die Berge hatten sich gesenkt, das Meer über sie ergossen; das Meer umströmte jetzt die Inseln. Nach Süden und Osten streckten sich französische Landschaften, von dem atlantischen Wasser breit umfaßt, nach dem südlichen farbigen Meer quellend. Jahrhunderttausende hatten Mulden Becken Platten Anschwellungen diese Länder gebildet. Alte Meere im Norden waren abgeflossen, Vulkane erloschen, ihre Auswürflinge lagen auf den Hochflächen. In großen Strömen öffnete das Land seine Brust. Königlich schwollen sie zum Meer. Mit Gebirgen weiten Ackerflächen Flußebenen Weinbergen lag das Land, ruhte nicht bis es das Meer grüßte. Es hatte Matten Wiesen Wildbäche Gebirgsseen entwickelt. Grüne Laubwälder ließ es aus seinem Boden steigen, in ihren Wurzeln hob es sich zu schwarzen und silbrigen Stämmen auf, entfaltete unter dem luftdurchflossenen Himmel Blättermassen. Die zogen das Licht an, vermählten sich mit ihm. Mit grünen roten gelben Farben sahen Pflänzchen um sich. Gräser standen in dichten Scharen beieinander, spielten ließen den Wind gegen ihre Kanten pfeifen. Über Waldböden liefen Ameisen, verschalte braune und schillernde Käfer, betasteten Halme, drehten sie, suchten schleppten. Mücken schwammen mit feinen Tönen in der Luft, die sie trug. Große träge Tiere beschnupperten die Erde der Äcker und Wiesen. Schwerwampige Rinder kauten Gras; mit muskulösen Lippen schnappten rafften sie es, warfen es sich auf die nasse rauhe Zunge. An Pflügen von Siedlern kopfsenkende Pferde mit großen schwarzen Augen; sie peitschten sich die Schenkel mit langen Schweifen.
    Die Erde beliefen, ihre Rinde schrammten betasteten Menschen. Ihre Leiber trugen kein Fell wie die Rinder und Schafe; sie waren ohne Schuppen, nahmen das Licht der fernen Sonne mit nackter glatter Haut auf. Für die Gase der Luft hatten sie die zarten durchsichtigen Öffnungen der Münder und Nasen. Das Gewölbe ihrer Brust, von knöchernen Rippenbögen umspannt, machten sie zum Raum der Luft. Wie am Spinnrad hob und senkte sich die Brust, sog Luft ein, entließ sie. Unermüdlich sogen die Menschen sich an der Luft fest, durchtränkten sich mit unsichtbaren Kräften. In ihre Därme ließen sie die Säfte vieler Pflanzen und Tiere fließen, nahmen an sich und ließen sich durchlodern von den Gewalten, die sich auf dem Erdboden niedergelassen hatten. Aus dem Wasser waren die Tiere aufgestiegen; die Menschen ließen nicht von ihm und es ließ nicht von ihnen, strömte durch ihre Gewebe und Häute.
    Zitternd und leicht flogen die Menschen über die Wiesen Ebenen Hochflächen, stoben

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