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Berge Meere und Giganten (German Edition)

Berge Meere und Giganten (German Edition)

Titel: Berge Meere und Giganten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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steckte den rothaarigen Kopf in die Höhlen, rief hinein, suchte Menschen. Knurrte: »Wer ist da? Ist wer da? Ha! Ich bin Good Luck.« »Was will Good Luck.« »Nichts. Will euch ansehen. Wißt ihr, was ich gemacht habe?« »Du bist heiser.« »Vom Rauch. Ich habe die Schiffe angesteckt.« »Wen kümmerts.« »Alles weg. Ihr habt recht. Ach was tue ich. Was tu’ ich.« Und er irrte in den Höhlen herum, setzte sich ans Meer. Er lief eines Tages wieder vor die Hütten, rief mit seiner heiseren Stimme alle, die er traf, zusammen. Rasch sollten sie kommen. Hastete: »Schnell. Kommt ans Wasser.« Da setzte er sich an den Strand, nahm zwei glatte große Steine zwischen die Knie, fing an zu reiben. Er knirschte die Menschen an, die mit ihm gekommen waren: »Hinsetzen. Nehmt Steine. Macht wie ich. Mahlen.« Einige taten es. Er knirschte: »Mahlen, mahlen. Bis es Staub ist.« Dann ließ er die Steine fallen, hetzte: »Was machen wir jetzt? Kiesel werfen. Übers Wasser.« Und fing an zu schleudern. Die anderen fluchten, zogen sich dumpf zurück. Er hängte sich an den, an den: »Mich nicht allein lassen, mich nicht allein lassen. Was soll ich tun.« »Steine werfen.« Sie liefen fort, warfen sich hin: »Ein dumpfes Vieh.« Ließen ihn knirschen schlucken.
    Was bei Good Luck begonnen hatte, nahm bei andern seinen Fortgang. Bis der verwilderte Kylin mit einem Boot bei Mainland erschien in der Sankt Magnus Bucht und in einer steinigen Ebene alle zusammenführte, die sich aufbieten ließen. Von einem zum andern ging Kylin, betrachtete die Männer und Frauen, hielt ihre Hände. »Die Vorräte sind bald zu Ende. Der tolle Good Luck hat die besten vollsten Schiffe verbrannt. Es ist kein Schade. Wir müssen uns nun früher entscheiden.« Ein Gequälter höhnte, ob er sie wieder führen wollte, vielleicht nach Grönland. »Nein. Ich spreche den Namen des Landes, das du eben genannt hast, nicht aus. So gewiß nicht mehr, wie Fromme früherer Zeit den Namen eines Gottes, einer Macht, an die sie glaubten. Ich will euch auch nicht führen. Ja. Ich bin schuld an diesen Dingen. Nicht am Turmalinschleier und dem letzten Unglück. Aber an dem vorher. Das hab ich getan. Die Vulkane hab ich aufgerissen.« Er stand flüsternd neben einem Felsen: »Tut mit mir, was ihr wollt.« Sie standen herum. Kylin setzte sich auf den Boden, bedeckte sein Gesicht, schluchzte. Keiner rührte ihn an. »Was wird nun geschehen. Ich habe mir genau alles überlegt und alles vorher gewußt. Ihr werdet mir nichts tun. Obwohl es mir in manchen Augenblicken lieber wäre, einer täte mir etwas an. Aber ich bin schon darüber weg. Und darum bin ich ja hergekommen.« Viele blickten auf. »Es kann sein, daß wir noch einen Monat, zwei Monate auf den Inseln bleiben können. Aber ich will weg. Liebe Freunde, ich bin auf dem Weg, von hier zu gehen und wollte es euch noch sagen. Good Luck ist verrückt. Es werden noch manche von euch verrückt werden, wenn ihr euch nicht entschließt und wenn nicht etwas geschieht. Ich geh weg. Ich geh weg. Das weiß ich.« »Und warum, Kylin. Wohin.« »Ich spreche nicht aus, was geschehen ist. Bleibe ich noch lange hier, so brauchen keine Drachen zu kommen, ich werde verschlungen. Ich will nicht. Soll ich euch sagen? Die Stadtschaften sind nicht mehr mein Feind.« Dichter drängten sie sich um ihn. »Die Stadtschaften haben ganz überflüssig einen Ring um sich gegen uns gezogen. Ich werde gewiß nichts gegen sie unternehmen.« »Wir auch nicht.« »Freunde, wißt ihr, was ich tue? Ich, Kylin? Ich geh meine Wege. Was soll ich hier, vor den Stadtschaften, an der Türe? Ich geh in die Welt. Die Erde ist groß.«
    Da wimmerten höhnten lachten noch manche. Aber Kylin blieb auf der Ebene an der Sankt Magnus Bucht. Die Verstörung verließ sie. Hunger trieb sie. Noch rauschten Schwärme der Ungeheuer durch die Luft. Nicht in die Höhe schauten die alten Grönland und Islandfahrer. Auf den letzten Frachtern drängten sie sich zusammen. Mit Seufzern und stumpf schoben sie sich auf die Decks. Ihren Weg nahmen sie in kleinen Trupps durch die ruhige Irische See.
    Die Orkney und Shetlandinseln, so lange belagert von Menschenscharen, von den westlichen Geschwadern umringt, wurden entblößt, den Wogen und Stürmen wiedergegeben. Stumm wie sie Island verlassen hatten, gaben die Seefahrer die Shetlands und Orkneys frei. Hier waren die Ölwolken entstanden, Holyhead und Bou Jeloud, von hier waren die unzähligen Schiffe ausgegangen, beladen mit den

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