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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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einmal! Unfehlbar ischt kein Untersuchungsrichter und mir soll dieser Fall selbst im Alter eine Witzigung sein. Man muß nicht immer Verbrechen wittern wollen! Besorgen Sie die Vernichtung durch Verbrennen des Protokolls in meinem Ofen hier!“
    Das geschah rasch, die Flamme verzehrte gierig den Papierbogen. Bei dieser Gelegenheit geriet der Aktuar in unsanfte Berührung mit den zersprungenen Kacheln des wackeligen, alten Ofens, und krachend stürzte dieser ein.
    „Gott sei Dank!“ rief Ehrenstraßer. „Wie oft habe ich um Bewilligung eines neuen Ofens petitioniert und immer vergeblich. Die Rauchqualen werden nun für immer ein Ende haben. Schreiben Sie einen Bericht an das Obergerichtspräsidium, daß mein Ofen eingestürzt ischt! So hat denn alles auch eine gute Seite, damit auch mein Irrtum!“

XX.
    Der Weihnachtsabend war gekommen mit strenger Kälte und viel Schnee, in welchem das Amtsstädtchen schier erstickte. Kaum die nötigsten Steige waren eingeschaufelt, wer die Straße überqueren wollte, mußte waten. Das bißchen Leben auf den erstarrten Straßen erstarb völlig, bis auf Schneeballen werfende Jungens und wenige Gebirglerfuhrwerke zeigte sich niemand im Freien; das Schneetreiben war zu arg.
    Still ging es im Hause des Richters zu; Emmy waltete ihres Amtes als Haushälterin, die nur ein Mädchen zur Verrichtung der groben Arbeit hielt. Verstummt der einstige Kinderlärm, es ist still geworden wie in einem Kloster.
    Emmy richtete die wenigen Geschenke für den Vater zurecht, auf daß doch ein klein wenig Weihnachten gefeiert werde. Die reichsdeutsche Weihnachtsfeier mit Kerzenschimmer im Tannenbäumchen und all dem wonnigen Zauber kannte man in Ehrenstraßers Familie nicht. Und für die diesmaligen Weihnachten ist ja gar keine besondere Veranlassung zu einer besonderen Feier gegeben. Der Vater einsam und verlassen wie die Tochter, ferne die Gattin und die Kinder.
    Ehrenstraßer kam früher am Nachmittag nach Hause als sonst, es war ihm am heiligen Abend denn doch zu kahl in der Amtsstube, zu öde und einsam bei seinen Akten. Die Geschenke für Emmy hatte er in der Kanzlei verwahrt und trug selbe jetzt ins Haus.
    „Stille Weihnachten heuer!“ meinte der Richter mit wehmütigem Lächeln und legte die Paketchen auf den Tisch der Wohnstube.
    „Verzage nicht, Vater! Es geschieht alles nach Gottes heiligem Willen und Gott legt dem Menschen nicht mehr auf, als der Sterbliche tragen kann!“
    „Ja, ja! Muß schon so sein! Wie ischt's, Emmy, soll ich dir dein Weihnachten jetzt gleich oder beim Lampenschein übergeben?“
    „Bitte, lieber Vater! Es ischt traulicher beim Lampenschein!“
    „Dann sorge aber, daß wir heute Punsch bekommen! Hat der Fischer den gewünschten Karpfen geliefert?“
    „Nein! Er ließ sagen, bei dieser Kälte könne er überhaupt keinen Fisch liefern!“
    „Macht auch nichts! In der Großstadt sind wir ja nicht und der Mensch muß sich bescheiden. Aber ein Fläschchen Punsch haben wir doch?“
    „Ja, ein einziges vermochte ich aufzutreiben, es war glücklich das letzte beim Krämer!“
    „Es geht nichts über eine weise Verproviantierung! Eigentlich leben wir doch in einem richtigen Landnest!“
    „Willst du fort von hier, Vater?“
    „Wie kommst du auf diesen Gedanken?“
    „Weil Väterchen auf unser Städtchen zu schelten beginnt, genau wie —.“
    Emmy brach plötzlich ab.
    „Genau wie — ja, ich weiß, was du sagen wolltest! Nein, nein, ich empfinde keine Sehnsucht, von hier wegzukommen!“
    Mehr für sich flüsterte Ehrenstraßer: „Die ersten Weihnachten seit der Trennung! Wie es ihnen wohl ergehen mag drunten im Süden?! Außer den Anwaltsbriefen kein Lebenszeichen! Wer hätte solchen Starrsinn für möglich gehalten?“
    Emmy näherte sich dem Vater und bat schmeichelnd, es möge Papa keine trüben Gedanken aufkommen lassen am heiligen Abend. Noch seien ja Vater und Tochter beisammen!
    „Du bischt ein gutes Kind, Emmy! Aber versauern sollst du nicht in unserer Einsamkeit, ich kann das nicht verantworten!“
    Lächelnd erwiderte Emmy: „Vaterle will mich doch nicht gewaltsam fortschicken?“
    Die Korridorschelle begann zu klingeln, sie mußte energisch von Männerhand gezogen worden sein.
    „Doch nicht Besuch?“ meinte Ehrenstraßer und zündete für alle Fälle die Hängelampe an, während Emmy in den Korridor hinausging, wo das Dienstmädchen bereits die Thür geöffnet hatte und den Besucher einließ.
    Trotz des schwachen Scheines des Korridorlämpchens

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