Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition)

Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition)

Titel: Berlin 1933-1945: Stadt und Gesellschaft im Nationalsozialismus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ganz bewusst in der Öffentlichkeit herausgestellt und – wie die Neue Reichskanzlei – zu ikonenhaften Bildzeichen der nationalsozialistischen Staatsidee und des »Führerglaubens« aufgewertet. Doch auch die Alltagsarchitektur enthielt politische Botschaften. So hatte der Wohnungsbau eine integrative Funktion. Man sprach damit die Arbeiterschaft an, die von der nationalsozialistischen »Volksgemeinschaft« überzeugt werden sollte, und bei der Errichtung neuer Fabriken wurden die »sozialen Errungenschaften« betont, die den Arbeitern zugutekämen. Was und wie man auch immer baute, ob Verkehrsprojekte in fortschrittlicher Technologie oder Fabriken in traditioneller Bauweise, alles wurde stets als Erfolg gefeiert.

Resümee
    In den ersten Jahren nach der »Machtergreifung« waren die Baumaßnahmen in Berlin auf punktuelle Eingriffe im innerstädtischen Bereich beschränkt. Mit einzelnen propagandistisch aufgewerteten Großprojekten versuchten die Nationalsozialisten, die Reichshauptstadt baulich in Besitz zu nehmen. Die innerstädtischen Vorhaben gingen einher mit Baumaßnahmen in den Außenbezirken, die sowohl vom Magistrat (Messegelände, Bezirksratshäuser) als auch vom Reich (Reichssportfeld, Flughafen Tempelhof) in Auftrag gegeben wurden. Zudem entwickelten sich in Wilmersdorf und Schöneberg – maßgeblich beeinflusst durch das Interesse der DAF an diesen Standorten – gewichtige Nebenzentren. Die Baumaßnahmen folgten keinem übergeordneten Plan. Erst 1937/38 setzten mit der Einrichtung des GBI umfassende Planungen zur Neugestaltung des Zentrums und wichtiger »Interessensgebiete« ein. Während in anderen deutschen Städten bald nach der »Machtergreifung« ambitionierte städtebauliche Pläne vorgelegt wurden (1933/34 Ausbau des Königsplatzes in München, 1934 Beginn der Planungen für die Gestaltung des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg und des Gauforums in Dresden, 1936 Baubeginn am Gauforum in Weimar), hinkte die Reichshauptstadt diesen »Führerstädten« hinterher. Aufgrund der vergleichsweise späten Planung und des 1939 beginnenden Krieges konnten die Pläne Albert Speers für die Reichshauptstadt »Germania« nicht ausgeführt werden.
    Gleichwohl ist in Berlin zwischen 1933 und 1945 ein umfangreiches Bauvolumen bewältigt und die Bautätigkeit anderer Großstädte um ein Mehrfaches übertroffen worden. 46 Diese beachtliche Bautätigkeit resultiert wohl einerseits aus der Größe Berlins und dem riesigen Bedarf an Wohnraum, andererseits aus dem Bestreben der Behörden, Dienststellen, Verbände und Unternehmen, in der Reichshauptstadt präsent zu sein. Hinsichtlich der formalen Mittel und des Einsatzes von Baustilen und Inszenierungselementen unterscheidet sich die Architektur in Berlin nicht von der in anderen deutschen Städten.
     
    DR. MATTHIAS DONATH
    (geb. 1975), Zentrum für Kultur//Geschichte, Rittergut Niederjahna bei Meißen.

INSZENIEREN UND ZERSTÖREN
Kultur und Medien am Standort Berlin
    Die Medien- und Kulturlandschaft des »Dritten Reiches« ist in den letzten Jahren gründlich erforscht worden. 1 Obgleich der Standort für jede mediale und kulturelle Produktion wie Rezeption von zentraler Bedeutung ist, ist Berlin unter diesem Gesichtspunkt bisher jedoch nur am Rande beachtet worden. Das erstaunt deshalb, weil die Reichshauptstadt der mit Abstand größte Kultur-und Medienstandort Deutschlands war. Hier soll daher der Versuch unternommen werden, Kultur und Medien des »Dritten Reiches« in einer Standortbetrachtung Berlins zu fassen. Dabei wird keine medienwissenschaftliche Analyse der Inhalte und medienimmanenter Funktionszusammenhänge geboten, sondern eine Gesellschaftsgeschichte des medialen und kulturellen Lebens zur NS-Zeit, wobei die Begriffe »Medien« und »Kultur« hier auf Massenmedien und die »bürgerliche Hochkultur« beschränkt bleiben. Gleichwohl existierten auch in der NS-Zeit vielfältige Subkulturen.

Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
    Insbesondere die CTR und die PGLA waren auf relativ begrenzte Wissenschaftsdisziplinen konzentriert. Im Vergleich dazu war die inzwischen gut erforschte KWG breit aufgestellt. Ansässig war die Großorganisation der preußisch-deutschen Spitzenwissenschaften im Berliner Vorort Dahlem, der aufgrund der hervorragenden Arbeitsbedingungen, die die KWG bot, zum »Götterhimmel der Wissenschaften« wurde, wie Adolf Butenandt – seit 1936 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts (KWI) für Biochemie und seit 1960 Präsident der

Weitere Kostenlose Bücher