Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
ihn grade, oder Pums und der Verein schmeißt ihn raus, und die solln mal sehen, wo sie Anschluß kriegen und wie sie hochgehen. Der Arm muß bezahlt werden. Ist der rechte. Die müssen dir ne Rente dafür zahlen.« Franz schüttelt den Kopf. »Was heißt hier Kopfschütteln. Wir schlagen dem den Schädel ein, der das gemacht hat, und das ist ein Verbrechen, und wenn man das nicht anzeigen kann fürs Gericht, dann müssen wirs machen.« Eva: »Franz war in keenem Verein, Emil. Du hörst doch, er wollte grade nich mitmachen, und darum haben sies gemacht.« »Das ist sein gutes Recht, braucht er auch nich. Seit wann kann man einen zwingen zu was? Wir sind doch keene wilde Völkerschaft. Dann sollen sie zu die Indianer gehen.«
Franz schüttelt den Kopf: »Was ihr für mich bezahlt habt, kriegt ihr wieder auf Heller und Pfennig.« »Wolln wir gar nich, haben wir nich nötig, brauchen wir nich. Die Sache muß in Ordnung kommen, Donnerwetter. So was kann doch nich liegenbleiben.«
Eva sagt auch entschieden: »Nee Franz, das bleibt nich liegen, dir haben sie die Nerven kaputt gemacht, deswegen kannst du bloß nich ja sagen. Aber auf uns kannst du dir verlassen: Uns hat Pums nicht die Nerven kaputt gemacht. Sollst mal hören, was Herbert sagt: das gibt noch ein Blutbad in Berlin, daß die Leute staunen werden.« Emil nickt: »Garantiert.«
Franz Biberkopf blickt geradeaus, denkt: das geht mich nichts an, was die sagen. Und wenn die was machen, das geht mich auch nichts an. Davon wächst mir der Arm nicht, und das ist auch ganz richtig, daß der Arm weg ist. Der mußte ab, da gibts nichts gegen zu bellen. Und das ist noch nicht das letzte.
Und er überdenkt, wie alles gewesen ist: Der Reinhold hat einen Haß auf ihn gehabt, weil er ihm das Weib nicht abgenommen hat, und darum schmeißt er ihn aus dem Wagen raus, und da liegt er in der Klinik in Magdeburg. Und er wollte anständig bleiben, und so ist es jetzt gekommen. Und er streckt sich im Bett, ballt die Faust auf der Bettdecke: so ist es gekommen, genau so. Wir werden weiter sehen. Werden wir.
Und Franz verrät nicht, wer ihn vors Auto geschmissen hat. Seine Freunde sind ruhig. Sie denken, eines Tages wird ers doch sagen.
Franz ist nicht k. o., und sie kriegen ihn nicht k. o.
Die Pumskolonne, die in Geld schwimmt, ist aus Berlin verschwunden. Zwei von ihnen gondeln in die Gegend von Oranienburg auf ihre Klitsche, Pums geht nach Altheide ins Bad wegen Asthma, läßt seine Maschine ölen. Reinhold süffelt leicht, täglich immer ein paar Schnäpschen, der Mann genießt, er gewöhnt sich dran, man muß auch mal was haben von seinem Leben und kommt sich ganz dumm vor, daß er solange ohne das existiert hat, bloß mit Kaffee und Limonade, was beinah kein Existieren war. Dieser Reinhold hat ein paar Tausender liegen, was keiner weiß. Damit möchte er was machen, aber weiß erst nicht was. Bloß nicht auf die Klitsche wie die andern. Da hat er sich ein feines Weib aufgegabelt, die auch mal beßre Tage gesehn hat, und für die mietet er einen piekfeinen Bau an der Nürnberger Straße, und da kann er dann unterkriechen, wenn er den dicken Wilhelm spielen will oder vielleicht wo die Luft nicht sauber ist. So ist alles schön und glatt, er hat seinen Fürstenbau im Westen, nebenbei natürlich die alte Bude mit einem Weibstück drin, alle paar Wochen ein anderes, das Theater kann der Junge nich lassen.
Wie sich nun Ende Mai einmal ein paar von der Pumskolonne in Berlin treffen, quasseln sie auch über Franz Biberkopf. Wegen dem, haben sie gehört, hats ein Gerede im Verein gegeben. Der Herbert Wischow macht die Leute gegen uns rebellisch, wir wären Schweinehunde, der Biberkopf hätte gar nicht mit uns mitmachen wollen, da hätten wirs mit Gewalt versucht, und nachher haben wir ihn noch dazu aus dem Wagen geschmissen. Aber wir haben sagen lassen: er wollte uns verpfeifen, von Gewalt ist keine Rede, den hat keiner angefaßt, aber nachher ist uns nichts weiter übriggeblieben. Sie sitzen da und schütteln die Köpfe, Krach mit dem Verein möchte keiner haben. Da sind einem ja die Hände gebunden, und man liegt auf der Straße. Und da meinen sie: Man muß seinen guten Willen zeigen, für den Franz muß man sammeln, weil er sich doch schließlich anständig gezeigt hat, man muß für eine Erholung sorgen für den, und was das Krankenhaus gekostet hat. Nicht lumpen lassen.
Reinhold bleibt dabei: Den Kerl muß man ganz totschlagen. Die andern sind nicht dagegen, eigentlich nicht,
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