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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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sie uns ooch nich rin; aber komm mal Donnerstag oder Sonnabend. Na, du denkst wohl, ich mach einen Eunuch, weil sie mir einen Arm abgeschossen haben.« »Wer hat geschossen?« »Ich habe da ne Schießerei gehabt mit Bullen. Det war eigentlich um gar nichts, det war da hinten am Bülowplatz, da wollten en paar klauen, anständige Kerls, aber haben hatten sie nichts und woher nehmen. Sag ich dir, ich geh draußen lang, seh, was geschoben wird und richtig an der Ecke so zwei verdächtige hinten mit ein Rasierpinsel uffm Hut. Soll ick dir sagen: ich in das Haus, flüstre dem Jungen das, der Schmiere steht, aber die wollen nicht weg, wegen zwei Bullen noch lange nicht. Du das waren Jungs, und erst müssen sie die Ware weg haben. Da kommen dir dann die Bullen an und wollen das Haus beschnuppern. Da muß wohl einer wat gemerkt haben im Haus, Pelzwaren, wat für Weiber, wenn die Kohlen knapp sind. Da legen wir uns denn in Hinterhalt, und wie die Bullen rin wollen, wat sag ich, kriegen sie die Haustür nicht auf. Die andern machen natürlich hinten raus. Und dann, wie die Bullen mit dem Schlosser wat probieren, schieße ich durchs Schlüsselloch. Wat sagste, Meck?« »Wo war det?« Dem bleibt die Spucke weg. »In Berlin um die Ecke, in de Kaiserallee.« »Mach doch keen Quatsch.« »Na, ich hab blind geschossen. Die aber richtig, durch die Tür. Gekriegt haben sie mir doch nich. Bis die die Tür aufgekriegt haben, waren wir über alle Berge. Bloß mein Arm. Siehst ja.« Meck meckert: »Wat is?« Gibt ihm Franz großartig die Hand: »Na auf Wiedersehn, Meck. Und wenn du mal was brauchst, ich wohne – das sage ich dir noch. Und gute Geschäfte.«
    Ab durch die Weinmeisterstraße. Meck ganz gebrochen: Entweder veräppelt mir der Kerl – oder ich muß mal Pums fragen. Die haben mir doch was ganz anderes erzählt.

    Und Franz wandert durch die Straßen nach dem Alex zurück.
    Wie der Schild des Achilles aussah, womit bewaffnet und geschmückt er in den Kampf zog, kann ich nicht genau beschreiben, kann mich nur noch dunkel auf Armschienen und Beinschienen besinnen.
    Aber wie Franz aussieht, der jetzt in einen neuen Kampf zieht, das muß ich sagen. Also Franz Biberkopf hat seine alten, verstaubten, vom Pferdevieh mit Dreck beschmissenen Sachen an, eine Schiffermütze mit einem verbogenen Anker drauf, Jacke und Hose brauner abgetragener Bowel.
    Er ist in den Münzhof rin und nach 10 Minuten, eine Molle runter, mit einer von einem andern sitzengelassenen, noch ziemlich frischen Person raus, und mit die spaziert er, weil es drin muffig und draußen sehr schön ist, wenn auch ein bißchen nießlig, durch die Weinmeisterstraße und Rosenthalerstraße.
    Und Franz, das Herz geht ihm auf, soviel Schwindel und Betrug sieht er, wohin er guckt! Ein anderer Mensch, andere Augen. Als wenn er jetzt erst Augen hätte! Das Mädel und er, die lachen sich krumm, was sie alles sehen! Es ist sechs Uhr, schon etwas drüber, es regnet, es pladdert, Gott sei Dank, die kleine Kruke hat einen Schirm.
    Die Budike, sie gucken durchs Fenster.
    »Da verkooft der Budiker sein Bier. Paß mal uff, wie der verschänkt. Haste gesehn, Emmi, hastet gesehn: Schaum bis da.« »Na, wat is dabei?« »Schaum bis da? Schwindel ist! Schwindel! Schwindel! Und recht hat er, der Junge ist patent. Ick freu mir.«
    »Ne du! Dann is es doch n Gauner!« »Patent ist der Junge!«
    Spielwarengeschäft:
    »Donnerwetter, Emmi, weißte, wenn ich hier stehe und mir det kleine Zeug ansehe, kuck mal, dann sag ich schon nich mehr: ich freue mir. Son Mist, und seine bemalten Eier, du, die haben wir als kleine Kinder mit Mutter zusammen kleben müssen. Wat die dafür bezahlt haben, det will ick dir jar nich sagen.« »Na siehste.« »Det sind Schweine. Am besten die Scheiben einschlagen. Plunder. Arme Leute ausnützen ist eine Gemeinheit.«
    Damenmäntel. Da will er vorbeigehen, bremst sie. »Denn wenn du wissen willst, davon kann ich dir nu wieder ein Lied singen. Damenmantel nähen. Du. Für die feinen Damen. Wat gloobst du, wat man kriegt für son Ding?« »Komm doch, Mädel, will ich gar nich wissen. Wenn du dirs geben läßt.« »Nu, nu halt mal die Luft an, wat willst du denn machen.«
    »Wäre ich ja ein Ochse, wenn ich mir ein paar Pfennig bieten ließe. Nen Seidenmantel will ich alleene tragen, det sag ich.« »Na sag das mal.« »Und dafür sorg ich, daß ich ein Seidenmantel trage. Sonst bin ich ein Ochse, und er hat recht, daß er mir seine acht Groschen in die Hand drückt.«

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