Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
in Politik. Wenn Eva Franzen bettelt, er soll doch den Kerl lassen, den Willi, der ihm bloß Geld abnimmt und sonst nischt weiter als ein Taschendieb ist, dann ist Franz ganz ihrer Meinung; Franz hat wirklich nischt mit Politik zu tun, die war ihm sein Lebelang über. Aber heute verspricht er, den Willi laufen zu lassen, und morgen spaziert er wieder mit dem Bengel und nimmt ihn mit zum Rudern.
    Eva sagt zu Herbert: »Wenn es nicht Franz wär und er hätt nicht so Schlamassel mit dem Arm gehabt, dann würde ich schon wissen, wie ich den kurier.« »Na?« »Das kann ich dir versprechen, der geht keine zwei Wochen mehr mit dem grünen Jungen, der ihn ja bloß ausmistet. Denn wer geht denn mit dem. Erstens, ich wär an Miezes Stelle imstande und ließ den verschütt gehn.« »Wen, den Willi?« »Den Willi oder auch den Franz. Det wär mir egal. Aber sie sollens merken. Wenn einer im Kittchen sitzt, dann wird er sich wohl doch überlegen, wer recht gehabt hat.« »Du bist aber ordentlich rabiat auf den Franz, Eva.« »Na, hab ich ihm darum die Mieze zugeschanzt, und sie plagt sich ab mit den beiden Kerlen, die sie hat, damit Franz seine Dinger macht. Nee, ein bißchen hören muß der Franz nu ooch. Nu hat er bloß einen Arm, wo soll das hin? Da will er Politik machen und ärgert das Mädel.« »Ja, die ärgert sich mächtig. Hat sie mir gestern auch gestoßen. Sitzt da, wartet, er soll kommen. Schließlich wat hat son Mädel von ihrem Leben.« Eva küßt ihn: »Geht mir ganz genau so. Na, du sollst mal so wegbleiben und son Quatsch machen, in Versammlungen loofen! Herbert!« »Na, wat wär denn, Mäuschen?«
    »Erst kratz ich dir die Augen aus, und dann kannste mir im Mondschein besuchen.« »Det tu ich ja gern, Mäuschen.« Sie klapst ihn auf den Mund, lacht, dann schüttelt sie den Herbert: »Ich sag dir, ich laß mir nicht das Mädel, die Sonja, so ruinieren, dazu ist sie mir zu gut. Als ob sich der Mensch nicht schon genug die Finger verbrannt hat, und bringt ihm nicht fünf Pfennig ein.« »Na, mach mal wat mit unserm Franzeken. Solange ich den Jungen kenne, ist er gut und lieb gewesen, aber auf den kannste einreden wie auf ne Wand, er hört nicht.« Eva denkt, wie sie ihn umworben hat, als Ida kam, und nachher, wie sie ihn gewarnt hat, was hat sie von dem Mann gelitten, sie ist auch jetzt nicht glücklich.
    »Mir ist bloß nicht klar«, sagt sie und steht mitten in der Stube, »da hat der Mann diese Geschichte mit Pums gehabt, und das waren Verbrecher, und er rührt dir keinen Finger. Er hats ja jetzt gut, aber ein Arm ist schließlich ein Arm.« »Mein ich ooch.« »Er will davon nicht sprechen, das ist so gut wie sicher. Jetzt werd ich dir mal was sagen, Herbert. Die Mieze kennt die Sache natürlich mit dem Arm. Bloß wo es war und wer, det weeß sie auch nicht. Ich hab sie schon gefragt. Weeß nicht und möcht auch nicht dran rühren. Ist son bißchen pflaumenweich, die Mieze. Na, vielleicht macht sie sich jetzt Gedanken drüber, wenn sie so alleene dasitzt und wartet, und unser Franz, wo der ist, und natürlich kann er bei sowas reinfallen. Die Mieze, die weint schon genug, natürlich nicht vor ihm. Der Mann rennt in sein Unglück. Der soll sich um seine Sachen bekümmern. Die Mieze muß den hetzen auf die Pumssache.« »Au weih.« »Das ist besser. Das sag ich. Det gehört sich für Franz. Und wenn er ein Messer nimmt oder eine Pistole, hat er da nicht recht?« »Von mir aus schon lange. Ich hab doch selbst genug rumgefragt. Pumsleute halten absolut dicht; da weeß keener was.« »Wird schon wer sein, der wat weeß.« »Na, wat willste denn?« »Darum soll sich Franz kümmern, nicht um den Willi und die Anarchisten und Kommunisten und det ganze Dreckzeug, das keen Geld bringt.« »Verbrenn dir man nich die Finger, Eva.«

    Evas Verhältnis ist nach Brüssel, da kann sie die Mieze zu sich einladen und ihr alles zeigen, wie es bei ganz feinen Leuten ist. Denn so was kennt Mieze noch nicht. Der Mann ist so verrückt nach der Eva, daß er sogar ein kleines Kinderstübchen für sie eingerichtet hat, wo zwei Äffchen wohnen. »Du denkst wohl, Sonja, det is für die Äffchen? Jawoll, Kuchen. Die hab ich bloß ringesetzt, weil det son hübsches Stübchen ist, nicht, und die Äffchen, davor schwärmt der Herbert, und det macht dem immer son Spaß, wenn er so herkommt?« »Wat, den bringste her, Mensch?« »Wat schadt dat? Der Olle kennt den, ist mächtig eifersüchtig, na, det is ja gerade schön. Gloobste, wenn der

Weitere Kostenlose Bücher