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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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im Papier ist der Unterschied, in der Zeitung. Meinethalben, schön, sollt ihr haben, was ihr denkt. Wat macht ihr aber damit, siehste, danach frage ich. Und wenn du mich nu fragst, was du machst, da sag ich geradezu: dasselbe wie einer aus der S. P. D. Genau, akkurat dasselbe; stehst an der Drehbank, trägst deine sechs Dreier nach Hause, und deine Aktiengesellschaft verteilt Dividende, von deiner Arbeit. Europäische Arbeiter schuften mit Maschinen jahrzehntelang an einem Privatvermögen. Vielleicht haste det allein geschrieben.«
    Der graue Arbeiter läßt seine Augen von Franz zu Willi hin und her gehen, er sieht sich wieder um, und hinten am Schanktisch stehen noch welche, der Arbeiter rückt dichter an den Tisch, flüstert: »Na, wat macht ihr?« Willi blitzt Franzen an: »Sag du.« Aber Franz will erst nicht, er sagt, ihn interessieren keine politischen Unterhaltungen. Der graue Anarchist hält aber bei der Stange: »Das ist hier keine politische Unterhaltung. Wir unterhalten uns bloß über uns. Was hast du denn für Arbeit?«
    Franz rückt auf seinem Stuhl hoch und faßt nach seinem Bierseidel, den Anarchisten kuckt er fest an. Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, ich muß auf den Bergen weinen und heulen und bei den Herden in der Wüste klagen, denn sie sind so verheert, daß niemand da wandelt, es ist beides, Vögel des Himmels und das Vieh, alles weg.
    »Was ich arbeite, kann ich dir sagen, Kollege, denn Genosse bin ich nicht. Ich geh rum, ich tu ein bißchen, aber arbeiten tu ich nicht, ich laß andere für mich arbeiten.«
    Was quatscht der, die wollen mir foppen. »Dann biste also Unternehmer, haste Angestellte, wieviel haste denn? Und was willste denn bei uns, wenn du Kapitalist bist?« Ich will Jerusalem zum Steinhaufen und zur Wohnung der Schakale machen und will die Städte Judas wüste machen, daß niemand drinnen wohnen soll.
    »Mensch, siehste nicht, ich hab bloß einen Arm. Der andere ist ab. Das hab ich dafür bezahlt, daß ich gearbeitet habe. Darum will ich nischt mehr wissen von anständiger Arbeit, verstehste?« Verstehste det, verstehste det, haste die Oogen zu sehen, soll ick dir ne Brille koofen, glotz mir man an. »Nee, det versteh ich noch immer nicht, Kollege, wat du nu für Arbeit machst. Wenn det nu keene anständige Arbeit ist, dann ist et eine unanständige.«
    Schlägt Franz auf den Tisch, zeigt mit dem Finger auf den Anarchisten, stößt mit seinem Kopf gegen ihn vor: »Siehste, er hats begriffen. Grade det ist es. Unanständige Arbeit. Deine anständige Arbeit ist ja Sklaverei, det haste ja selbst gesagt, und das ist die anständige Arbeit. Und det hab ick mir gemerkt.« Gemerkt auch ohne dir, dazu brauch ich dir gar nicht, du Pflaumenweicher, Zeitungsschmierer, Quasselstrippe.
    Der Anarchist hat spitze weiße Hände, er ist Feinmechaniker, er sieht seine Fingerkuppen an und denkt: ist gut, daß man solche Lumpen entlarvt, kompromittieren einen, ich werd noch einen holen, damit er das anhört. Er steht auf, Willi hält ihn zurück: »Wohin, Kollege? Sind wir schon fertig? Mach doch det erst ab mit dem Kollegen hier, wirst doch nicht kneifen.« »Ick geh ja bloß noch einen holen, der zuhören soll. Ihr seid zwei gegen einen.« »Wat hier, wirste einen holen, will ich gar keenen haben. Sag du doch, wat sagste hier zu dem Kollegen Franz?« Der Anarchist setzt sich wieder, dann werden wir die Sache alleine schmeißen: »Also der ist nicht Genosse, und Kollege ist er ooch nicht. Denn er arbeitet ja nicht. Stempeln scheint er ooch nicht zu gehen.«
    Verhärtet sich Franzens Gesicht, seine Augen blicken rasend: »Nee, det tut er nicht.« »Dann ist er nicht mein Genosse und nicht mein Kollege und auch kein Erwerbsloser. Dann frag ich bloß, und alles andere geht mir nichts an: wat sucht er hier?« Hat Franz sein entschlossenstes Gesicht: »Darauf hab ich bloß gelauert, det du sagst und fragst: wat willst du hier. Hier verkoofst du Zettel und Zeitungen und Broschüren, und wenn ick dir danach frage, wie es damit steht, was drin steht, dann sagst du: wie kommste dazu, zu fragen? Was suchste hier? Haste nicht geschrieben und selbst gesagt von der verfluchten Lohnsklaverei und daß wir Ausgestoßene sind und uns nicht bewegen können?« Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hunger zwingt. »So, dann haste aber nicht weiter zugehört. Daß ich von der Arbeitsverweigerung gesprochen habe. Dazu muß einer erst arbeiten.« »Die verweigere ich.« »Das nützt uns

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