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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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nicht eifersüchtig wäre, hätte er mir schon längst loofen gelassen. Der Mensch will ja ein Kind von mir, stell dir vor, dafür ist das Stübchen!« Sie lachen, es ist ein molliges, buntbemaltes, bebändertes Stübchen, mit einem niedrigen Kinderbett. An den Stangen des Bettes klettern die Äffchen rauf und runter; Eva nimmt eines an ihre Brust, sie blickt verschleiert vor sich: »Hätt ihm ooch schon den Gefallen getan mit dem Kind, aber von ihm mag ich keins. Nee, von ihm nicht.« »Na, und Herbert will keins.« »Nee, ich möchte eins von Herbert. Oder von Franz. Bist böse, Sonja?«
    Sonja tut aber etwas ganz anderes, als Eva glaubt. Sonja kreischt, hat ein aufgerissenes Gesicht, schiebt das Äffchen von Evas Brust weg und umarmt heftig, glücklich, selig, wonnig die Eva, die nicht versteht und das Gesicht wegdreht, denn Sonja will sie immer küssen. »Na komm doch, Eva, komm doch. Ich bin doch nicht böse, ich freue mich, daß du ihn magst. Sag mal, wie gern hast du ihn? Ein Kind möchtst du von ihm, na, sags ihm doch.« Eva kriegt es fertig, das Mädel von sich wegzudrängen. »Bist du verrückt, Mensch. Sag mal bloß, Sonja, was ist mit dir? Sag mal aufs Wort: willste ihn mir zuschanzen?« »Nee, warum denn, ick möcht ihn doch behalten, det ist mein Franz. Aber du bist doch meine Eva.« »Wat bin ich?« »Meine Eva, meine Eva.«
    Und Eva kann sich nicht wehren, Sonja küßt sie auf Mund, Nase, Ohren, Nacken; Eva hält still, dann, wie Sonja ihr Gesicht in Evas Brust wühlt, hebt Eva stark Sonjas Kopf hoch: »Mensch, du bist schwul.« »Gar nicht«, stammelt die und entzieht wieder ihren Kopf Evas Händen, legt ihn an Evas Gesicht, »ich hab dich gern, ich hab das noch gar nicht gewußt. Vorhin, wie du sagst, du willst von ihm ein Kind –.« »Na, was denn, Mensch? Da biste tückisch geworden?« »Nee, Eva. Ich weeß doch nicht.« Und Sonja hat ein glührotes Gesicht und sieht die Eva von unten an: »Du möchst wirklich von ihm ein Kind?« »Wat ist denn mit dir?« »Möchste von ihm eins?« »Nee, ich habs bloß gesagt.« »Ja, du willst doch eins, du sagst bloß so, du willst, du willst.« Und wieder wühlt sich Sonja an Evas Brust und preßt Eva an sich und summt wonnig: »Das ist so schön, daß du von ihm ein Kind willst, ach, ist das schön, ich bin so glücklich, ach, bin ich glücklich.«
    Da führt Eva die Sonja in das Nebenzimmer, legt sie auf die Chaiselongue: »Du bist doch schwul, Mensch.« »Nee, ich bin nicht schwul, ich hab noch nie eine angefaßt.« »Aber mir möchste doch anfassen.« »Ja, weil ich dich so lieb habe und weil du von ihm ein Kind haben willst. Und das sollste von ihm haben.« »Du bist verrückt, Mädel.« Die ist ganz mitgerissen und hält Evas Hände fest, die aufstehen will: »Ach, sag doch nicht nein, du willst doch von ihm eins, du mußt es mir versprechen. Du versprichst es mir, du bekommst ein Kind von ihm.« Eva muß sich mit Gewalt von Sonja losmachen, die schlaff daliegt, die Augen geschlossen hält und mit den Lippen schmatzt.
    Sonja steht dann auf, sitzt neben Eva am Tisch, wo das Hausmädchen ihnen Frühstück mit Wein serviert. Für Sonja bringt sie Kaffee und Zigaretten, Sonja träumt noch verklärt und wirr vor sich. Sie hat wie immer ein weißes einfaches Kleid an; Eva geht in einem schwarzseidenen Kimono. »Na, Mädel, Sonja, kann man jetzt mit dir wat Vernünftiges reden?« »Kann man immer.« »Und wie gefällts dir bei mir?« »Na wie.« »Siehste. Und den Franz hast du doch gern?« »Ja.« »Na ich meine, wenn du den Franz gern hast, dann paß doch mal auf den Jungen auf. Der läuft da rum, wo nicht gut ist, und immer mit dem Willi, dem Lausejungen.« »Ja, der gefällt ihm.« »Und du.« »Ick? Mir gefällt er ooch. Wenn er Franzen gefällt, gefällt er mir ooch.« »So biste nu, Mädel, du hast eben keine Augen, du bist noch zu jung. Die Gesellschaft ist nicht für Franz, sag ich dir, det sagt Herbert ooch. Det is ein Lausejunge. Der verführt den Franz. Hat der nicht schon an seinem Arm genug?«
    Sonja blaßt im Moment ab, läßt die Zigarette im Mundwinkel sinken, legt sie hin, fragt leise: »Wat is denn los? Gottes willen.« »Wer weeß, wat los is. Ick loof nich hinter Franzen her und du ja ooch nicht. Na ick weeß, du hast ja ooch keine Zeit. Aber laß dir man erzählen, wo er hingeht, wat erzählt er denn?« »Och, bloß Politik, det versteh ick nicht.« »Und siehste, det macht er, Politik und nischt als Politik bei de Kommunisten und

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