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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Kaiser überreicht den Degen, der Kaiser muß ihm den Degen wiedergeben, das ist der Lauf der Welt. »Mensch, wenn du nicht gehst, ich schrei Hilfe, ich rufn Überfall.« »Warum denn?« Rummer di bummer, ich bin so weit gelaufen, ich bin da, ich sitz da. »Haben sie dich denn schon rausgelassen?« »Ja, ist um.«
    Und gluppscht sie an und steht auf: »Weil sie mich rausgelassen haben, bin ich eben da. Mich haben sie schon rausgelassen, aber wie.« Wie, will er sagen, aber kaut an seinem Zwirnsfaden, die Trompete ist zerbrochen, es ist vorbei, und zittert und kann nicht heulen und sieht nach ihrer Hand. »Was willst du denn, Mensch. Ist denn was los?«
    Da sind Berge, die seit Jahrtausenden stehn, gestanden haben, und Heere mit Kanonen sind drübergezogen, da sind Inseln, Menschen drauf, gestopft voll, alles stark, solide Geschäfte, Banken, Betrieb, Tanz, Bums, Import, Export, soziale Frage, und eines Tages geht es: rrrrrr, rrrrrr, nicht vom Kriegsschiff, das macht selber hops, – von unten. Die Erde macht einen Sprung, Nachtigall, Nachtigall, wie sangst du so schön, die Schiffe fliegen zum Himmel, die Vögel fallen auf die Erde. »Franz, ich schrei, was, laß mich los. Karl kommt bald, Karl muß jeden Augenblick kommen. Mit Ida hast du auch so angefangen.«
    Was ist eine Frau unter Freunden wert? Das Londoner Ehescheidungsgericht sprach auf Antrag des Kapitäns Bacon die Scheidung seiner Ehe wegen Ehebruchs seiner Frau mit seinem Kameraden, dem Kapitän Furber, aus und billigte ihm eine Entschädigung von 750 Pfund zu. Der Kapitän scheint seine treulose Gattin, die demnächst ihren Liebhaber heiraten wird, nicht allzu hoch bewertet zu haben.
    Oh, da sind Berge, die seit Jahrtausenden ruhig gelegen haben, und Heere mit Kanonen und Elefanten sind drübergezogen, was soll man machen, wenn sie plötzlich anfangen, hops zu machen, weil es unten so geht: rrrrrr rumm. Wollen wir gar nichts dazu sagen, wollen wirs nur lassen. Minna kann ihre Hand nicht loskriegen, und seine Augen sind vor ihren. Son Mannsgesicht ist mit Schienen besetzt, jetzt fährt ein Zug drüber weg, sieh mal, wie der raucht, der fährt, FD, Berlin/Hamburg-Altona, 18 Uhr 5 bis 21,35, drei Stunden 35 Minuten, da kann man nichts machen, solche Männerarme sind aus Eisen, Eisen. Ich schrei Hilfe. Sie schrie. Sie lag schon auf dem Teppich. Seine stoppligen Backen an ihren, sein Mund schlürft nach ihrem rauf, sie dreht sich ab. »Franz, o Gott, hab Erbarmen, Franz.« Und – sie hat richtig gesehen.
    Jetzt weiß sie, sie ist die Schwester von Ida, so hat er manchmal Ida angeschaut. Er hat Ida in den Armen, sie ist es, darum hat er so die Augen geschlossen und sieht glücklich aus. Und da ist nicht mehr die schreckliche Schlägerei und das Herumsumpfen, da ist nicht mehr das Gefängnis! Das ist Treptow, Paradiesgarten mit Brillantfeuerwerk, wobei er sie traf und brachte sie nach Hause, die kleine Schneidermamsell, sie hatte eine Vase gewonnen beim Würfeln, im Hausflur mit ihrem Schlüssel in der Hand küßte er sie zuerst, sie stellte sich auf die Zehen, Leinenschuhe hatte sie an, und der Schlüssel fiel ihm runter, dann konnte er nicht mehr von ihr los. Das ist der alte gute Franz Biberkopf.
    Und jetzt riecht er sie wieder, am Hals, es ist dieselbe Haut, der Dunst, das macht schwindeln, wo geht es hin. Und sie, die Schwester, wie sonderbar es ihr geht. Das fühlt sich von seinem Gesicht, von seinem Stilliegen an sie an, sie muß nach, sie wehrt sich, aber das geht über sie wie eine Verwandlung, ihr Gesicht verliert die Spannung, ihre Arme können ihn nicht mehr wegdrücken, ihr Mund wird hilflos. Der Mann sagt nichts, sie läßt läßt läßt ihm ihren Mund, sie erweicht wie im Bad, mach mit mir, was du willst, sie zerfließt wie Wasser, es ist schon gut, komm nur, ich weiß alles, ich bin dir ja auch gut.
    Zauber, Zucken. Der Goldfisch im Becken blitzt. Das Zimmer blinkt, es ist nicht Ackerstraße, kein Haus, keine Schwerkraft, Zentrifugalkraft. Es ist verschwunden, versunken, ausgelöscht die Rotablenkung der Strahlungen im Kraftfeld der Sonne, die kinetische Gastheorie, die Verwandlung von Wärme in Arbeit, die elektrischen Schwingungen, die Induktionserscheinungen, die Dichtigkeit der Metalle, Flüssigkeiten, der nichtmetallischen festen Körper.
    Sie lag auf dem Boden, warf sich hin und her. Er lachte und streckte sich: »Na, würg mir mal, ich halt still, wenn du es fertigkriegst.« »Verdient hast dus.« Er krabbelte hoch, lachte und drehte

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