Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
unten, wer schließt, wo sind die Steckuhren. Spesen ersetzt Pums. Mal muß Heller auch als Einkäufer für eine Posener Firma kommen, die sich eben erst etabliert hat; na, die Leute wollen sich erst nach der Posener Firma erkundigen, schön, können sie, ick wollte auch bloß sehen, wie hoch bei euch die Decke ist, wenn man nächstens von oben runterkommt.
Bei dieser Partie, Nacht Sonnabend zum Sonntag, ist Franz zum erstenmal dabei. Er hat es geschafft. Franz Biberkopf, er sitzt im Auto, sie wissen alle, was zu tun ist, er hat seine Rolle wie sie. Es geht ganz geschäftsmäßig, Schmiere muß ein anderer stehen, das heißt: es ist eigentlich kein richtiges Schmierestehen, drei Jungs sind einfach abends vorher in der Buchdruckerei ein Stock höher eingeschlichen, die Leiter und das Gebläse haben sie in Kisten hinten raufgetragen, hinter den Papierballen verstaut, den Wagen hat einer abgefahren, um 11 schließen sie den andern auf, keen Aas merkt im Haus was, sind ja lauter Büroräume und Geschäfte. Dann sitzen sie friedlich bei der Arbeit, einer immer am Fenster, kuckt raus, einer kuckt auf den Hof, dann geht es los mit Gebläse am Fußboden, über ein halb Meter im Quadrat, das besorgt der Klempner mit der Schutzbrille. Wie sie durch das Holz von der Decke durch sind, knattert es, unten poltert es, das ist aber nichts, das sind Bröckel von dickem Stuck, die runterfallen, die Decke platzt von der Hitze, sie schieben in die erste Öffnung einen feinen Seidenschirm durch, da fallen die Klumpen rein, das heißt, die meisten, alle kann man doch nicht abfangen. Aber es passiert nichts, unten ist alles schwarz und mucksstill.
Um 10 steigen sie ein, erst der elegante Waldemar, weil er das Lokal kennt. Geht von der Strickleiter runter wie eine Katze, der Kerl macht das zum erstenmal, hat keine Spur von Angst, das sind so die Windhunde, die haben das meiste Glück, natürlich so lange, bis es schief geht. Und dann muß noch einer runter, die Stahlleiter ist bloß 2,50 Meter hoch, langt nicht an die Decke, unten schleppen sie Tische, dann langsam die Leiter runter, auf den obersten Tisch gestellt, und da wären wir. Franz bleibt oben, liegt auf dem Bauch über dem Loch, rafft mit seinem Arm wie ein Fischer die Tuchballen, die sie raufreichen, legt sie hinter sich, wo ein anderer schon steht. Franz ist stark. Reinhold, der mit dem Klempner unten ist, staunt selbst, was Franz kann. Drollige Sache, mit einem Einarmigen ein Ding drehen. Sein Arm faßt wie ein Kran, das ist eine kolossale Bombe, ein doller Kloben. Nachher schleppen sie die Körbe runter. Obwohl unten im Hofausgang einer aufpaßt, macht Reinhold Patrouille. Zwei Stunden, dann ist alles glatt, der Wächter geht durchs Haus, bloß dem Mann nichts tun, der wird doch nichts merken, wär schön dumm, wird der für seine paar Pimperlinge, die er kriegt, sich totschießen lassen, na siehste, da zoppt er ab, is ein ordentlicher Mann, dem lassen wir einen blauen Schein bei seine Steckuhr liegen. Dann ist es zwei, halb drei kommt das Auto. Inzwischen frühstücken die oben noch schön, nur nicht zuviel Schnaps, nachher macht wer Lärm, und dann ist einhalb drei. Zwei Mann haben heute mit der Kolonne ihr erstes Ding gedreht, Franz und der elegante Waldemar. Rasch werfen die beiden noch eine Münze, Waldemar gewinnt, er hat den Siegel auf die heutige Tour zu drücken, er muß nochmal die Leiter runter, in das finstere ausgeplünderte Lager, und da kauert er sich hin, zieht die Hosen ab und drückt auf den Fußboden, was er im Bauch hat.
Und wie sie um ein halb vier abgeladen haben, drehen sie rasch noch ein Ding, denn so jung kommen wir nicht nochmal zusammen, und wer weiß, wann wir uns wiedersehen am grünen Strand der Spree. Verläuft alles glatt und gut. Bloß bei der Rückfahrt überfahren sie einen Hund, grade das muß ihnen passieren, was den Pums übernatürlich aufregt, weil der Hunde mag, und der schimpft auf den Klempner, der den Chauffeur macht, er kann doch tuten, sone Töle haben sie auf die Straße gejagt, weil sie die Steuer nicht bezahlen können, und dann kommst du und fährst ihn noch tot. Reinhold und Franz lachen furchtbar, wie sich der Alte künstlich aufregt übern Köter, der ist wirklich schon ein bißchen schwach im Kopf. Das war ein schwerhöriger Hund, ich hab getutet, jawoll, einmal, und seit wann gibt es schwerhörige Hunde, na, vielleicht machen wir kehrt und fahren ihn ins Krankenhaus, quatsch doch nich, paß lieber uff, ick kann det
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