Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
willste«, die biegt rasch aus, »willste mir los werden, Franz?« »Mächen, Gottes willen.« »Willstet nich, Franzeken?« »Nee, Gottes willen.« »Warum loofste denn; verdien ick dir nich genug; ich verdien doch genug.« »Mieze, ick will dir ja bloß wat schenken.« »Nee, ick will nich.« Und legt wieder den Kopf an die harte Tischkante. »Na, Mieze, soll ick denn jar nischt tun? Ich kann nicht so leben.« »Sag ick nich, brauchst doch bloß nich wegen Geld. Ick will et nich haben.«
    Und Mieze sitzt auf, faßt ihren Franz um und sieht ihm wonnig ins Gesicht und plappert so lauter süßen Quatsch und bettelt und bettelt: »Will et nich haben, will et nich haben.« Und warum er denn nichts sagt, wenn er was will, aber Mädel, ich hab doch, ich brauch doch nischt. »Und soll ick gar nischt tun?« »Ich tu doch, wozu bin ich denn sonst da, Franzeken.« »Aber ick – ick...« Sie umhalst ihn. »Ach, loof mir nich weg.« Sie plappert und küßt und lockt ihn: »Schenk et weg, gib es Herbert, Franz.« Franz ist so selig bei dem Mädel, hat die eine Haut, da kann er nischt sagen, es war Quatsch, daß er ihr was sagte von Pums, na natürlich, davon versteht sie nischt. »Du versprichst mir, Franz, das tust du nich mehr.« »Ich tus ja auch nicht wegen Geld, Mieze.« Und da erst fällt ihr ein, was ihr Eva gesagt hat, und sie soll auf Franz aufpassen.
    Da wird ihr etwas heller, er tut es also wirklich nicht wegen Geld, und vorhin das mit dem Arm, er muß immer an seinen Arm denken. Und es stimmt, was er sagt mit dem Geld, daran liegt ihm nichts, das hat er ja von ihr, soviel er braucht. Sie denkt und denkt und hält ihn in den Armen.

Liebesleid und -lust
    Und ist, wie Franz sie abgeküßt hat, auf der Straße und hin zu Eva. »Franz hat mir zweihundert Märker gebracht. Weeßte woher? Von die da, du weeßt doch.« »Pums?« »Ja, hat mir selbst gesagt; wat soll ick machen?«
    Eva ruft Herbert rein, Franz war Sonnabend mit Pums unterwegs. »Hat er gesagt wo?« »Nee, aber wat soll ick nu machen?« Herbert staunt: »Sieh mal eener an, macht er direkt mit die mit.« Eva: »Verstehste det, Herbert?« »Nee. Doll.« »Wat machen wir nu?« »Immer lassen. Gloobste, dem liegt am Geld? Da haste, wat ick sage. Der geht scharf ran, von dem erleben wir bald wat.« Eva steht der Mieze gegenüber, das blasse Hurchen, das sie von der Invalidenstraße aufgelesen hat; sie erinnern sich beide eben, wo sie sich zuerst gesehen haben; die Kneipe neben dem Baltikumhotel. Eva sitzt mit einem Provinzler drin, die hats nich nötig, aber sie liebt eben Extratouren, und dann viele Mädchen und drei, vier Jungen. Und um 10 zottelt Kriminalstreife Mitte an, und alle rüber zur Wache Stettiner Bahn, im Gänsemarsch rüber, Zigaretten in der Schnauze, frech wie Oskar. Die Bullen marschieren vorn und hinten, die besoffene Wanda Hubrich, die olle, natürlich an der Spitze, und dann der Krakeel drüben, und Mieze, Sonja heult sich bei Eva aus, weil nu alles rauskommt in Bernau, dann haut der eine Grüne der besoffenen Wanda die Zigarette aus der Hand, und die zieht allein ab in die Arrestzelle und schmeißt zu und schimpft drin.
    Eva und Mieze sehen sich an, Eva stachelt: »Du wirst jetzt uffpassen müssen, Mieze.« Mieze bettelt sie an: »Wat soll ick bloß machen?« »Det ist deiner, da muß ein Mensch allein wissen, wat er zu machen hat.« »Ick weeß ja nich.« »Na heul bloß nich, Mensch.« Herbert strahlt: »Ich sag euch, der Junge is gut, und det freut mir, det er jetzt rangeht, der hat einen Plan, det is ein ganz Geriebener.« »Jott, Eva.« »Heul doch nich, nich heulen, Mensch, ick paß ooch schon uff.« Du verdienst wirklich den Franz nich. Nee, die nich, sich so zu haben. Wat nu det dämliche Stück heult, die Pute. Ick hau ihr noch eens hinter die Löffel.

    Trompeten! Die Schlacht ist im Gang, die Regimenter marschieren, trara, trari, trara, die Artillerie und die Kavallerie, und die Kavallerie und die Infanterie, und die Infanterie und die Fliegerei, trari, trara, wir ziehen in feindliches Land hinein. Worauf Napoleon sagte: Vorwärts, vorwärts, ohne Unterlaß, oben ist trocken und unten naß. Aber wenn unten ist trocken geworden, erobern wir Mailand, und ihr kriegt ein Orden, trari, trara, trari, trara, wir ziehen an, wir sind bald da, o welche Lust, Soldat zu sein.

    Mieze braucht nicht lange zu heulen und zu überlegen, was sie zu tun hat. Es kommt selbst an sie heran. Da sitzt in seiner Bude der Reinhold, sitzt bei seiner feinen

Weitere Kostenlose Bücher