Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)
nich leiden, sowat bringt Unglück. Darauf stößt Franz den Klempner in die Seite: Der meint Katzen. Alles brüllt vor Lachen.
Und zwei Tage sagt Franz Biberkopf nischt zu Hause, was gewesen ist. Erst wie ihm Pums zwei Hunderter zuschickt, und wenn er sie nicht braucht, kann er sie ja wiedergeben, da lacht Franz, die kann er immer brauchen, und wenn ich sie Herbert geben soll für Magdeburg. Und zu wem wird er gehen, wem guckt er zu Haus unter die Augen, wem denn, wemchen denn, na, wem denn bloß? Für wen, für wen hab ich mein Herze rein gehalten? Für wen, für wen, für dich allein, heut nacht kommt mir das Glück entgegen, drum lad ich dich verwegen ein, heut nacht will ich dich heiß beschwören, daß wir gehören uns allein. Miezeken, mein goldenes Miezeken sieht aus wie eine Braut aus Marzipan, und die goldenen Schuhchen, und da stehst du und wartest, wat denn dein Franz für Umstände macht mit der Brieftasche. Die klemmt er sich zwischen die Knie, und dann zieht er Geld raus, ein paar Lappen, und die hält er ihr hin, legt sie auf den Tisch, strahlt sie an und ist so zart zu ihr, wie er nur kann, der große Junge und hält ihre Finger fest, was hat die für süße dünne Fingerchen!
»Na, Mieze, Miezeken?« »Wat is, Franz?« »Na nischt ist; ick freu mir über dich.« »Franz.« Kann die kucken, kann die eenen Namen sagen. »Ick freu mir, weiter nischt. Kuck mal, Mieze, det is ja so komisch im Leben. Ick habs ganz anders wie andere Leute. Die gehts gut, die loofen herum und rennen und verdienen und machen sich schön. Und ick – ick kann ja nich wie die. Ich muß mir meine Pelle ankucken, meine Jacke, der Ärmel, der Arm fehlt mir.« »Franzeken, bist mein gutes Franzeken.« »Nu ja, kuck mal, Miezeken, det is nu mal so, und det werde ich nicht ändern, kann keener ändern, aber wenn du det nu rumträgst mit dir und is wie ne offene Stelle.« »Nu ja, Franzeken, wat is denn bloß, ick bin doch ooch noch da, und is doch alles lange gut, und fang doch nicht wieder an damit.« »Tu ick nich. Grade darum, ick tu es nich.« Und lächelt ihr von unten ins Gesicht, und das glatte straffe hübsche Gesicht und so schöne bewegliche Augen hat das Mädel: »Da kuck mal, wat uffn Tisch liegt, die Lappen. Hab ick verdient, Mieze, – schenk ick dir.« Na, wat nu. Wat machst du fürn Gesicht, warum denn, kuckt das Geld so an, beißt doch nicht, schönes Geld. »Hastet verdient?« »Ja, siehste, Mädel, hab ick geschafft. Ich muß arbeiten, sonst geht es nicht mit mir. Sonst geh ich kaputt. Erzählst nicht weiter, mit Pums und Reinhold wars, Sonnabend nacht. Sag Herbert nicht und Eva auch nicht. Mensch, wenn die wat hören, für die bin ick dot.« »Wo hastet her?« »Ding gedreht, Mausken, sag doch, mit Pums, na wat denn, Mieze? Und det schenk ick dir. Krieg ickn Kuß, na, wat sagste?«
Sie hält den Kopf auf der Brust, dann legt sie die Backe an seine, küßt ihn, hält sich an ihm fest, sagt nichts. Sieht ihn nich an: »Das schenkste mir?« »Ja, Mensch, wem denn?« Ist det ein Mädel, macht die een Theater. »Warum – willst du mir denn Geld schenken?« »Na, willste keens?« Sie bewegt die Lippen, macht sich von ihm los, jetzt sieht Franz: die sieht aus wie damals aufm Alex, als sie von Aschinger kamen, die wird käsig, die macht schlapp. Da sitzt sie schon aufm Stuhl und kuckt die blaue Tischdecke an. Wat is nu, wird een Mensch aus die Weiber klug. »Mädel, willste denn nich, ick hab mir darauf gefreut, kuck doch mal an, da können wir ne Reise machen, Mensch, wohin.« »Ist wahr, Franzeken.«
Und legt den Kopf auf die Tischkante, und die weint, das Mädel weint, was is denn nu bloß los mit die? Franz streichelt ihr den Nacken und ist so freundlich gut zu ihr, so herzensgut, für wen, für wen hab ich mein Herze rein gehalten, für wen, für wen allein. »Mädel, meine Mieze, wenn wir ne Reise machen können, denn willste, willste denn nich mit mir fahren?« »Doch«, und dann hebt sie den Kopf auf, dat süße glatte Gesichtchen und der ganze Puder eine Soße mit den Tränen, und legt einen Arm um Franzens Hals und drückt ihr Gesichtchen an seins, und dann läßt sie es rasch los, als wenn sie was beißt, und flennt wieder über die Tischkante, aber davon sieht man nichts, das Mädel ist ganz still, die gibt nichts von sich. Wat hab ick denn nu wieder falsch gemacht, die will nicht, daß ich arbeite. »Komm, heb doch det Köppchen hoch, komm doch, kleenes Köppchen, warum weenste denn?« »Willste,
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