Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
nich hübsch.« »Bloß ein bißchen kurz, Fräulein. Sie waren wohl müde, ick hab bei Sie angeklopft, Sie haben nicht aufgemacht.« »Die Luft brennt einem und die Autofahrt und alles.« »Na war et nich ooch ein bißchen hübsch?« »Natürlich, wie meinen Sie?« »Ick mein bloß, wenn man so geht. Und mit einem so hübschen Fräulein.« »Hübsches Fräulein, machen Sie man hallwege. Ich sage ja nicht: hübscher Herr.« »Daß Sie mit mir gehen –« »Wat is damit?« »Na ich denke mir, an mir is doch nicht weiter viel abzusehen. Daß Sie mit mir gehen, Frollein, können Sie mir glauben, det freut mir wirklich.« Ein goldiger Junge. »Haben Sie eigentlich keine Freundin?« »Freundin, wat nennt sich heute alles Freundin.« »Nanu.« »Na ja. Da gibt es allerhand. Det kennen Sie nicht, Fräulein. Sie haben da einen Freund, der ist solide, und der tut was für Sie. Aber ein Mädchen, dat will sich bloß amüsieren, een Herz, sowat hat das nicht.« »Da haben Sie aber Pech.« »Sehen Sie, Fräulein, daher kommt det ooch mit dem – na mit dem Weibertausch. Aber det möchten Sie ja nich hören.« »Och, reden Sie man. Wie war det denn.« »Det kann ick Ihnen genau sagen und det wern Sie ooch jetzt verstehn. Können Sie ein Weib länger halten als ein paar Monate oder paar Wochen, wenn nischt an die ist? Na? Vielleicht treibt sie sich rum oder ist nischt an ihr, versteht nischt, mischt sich in allet in oder vielleicht sauft?« »Is ja eklig.« »Sehen Sie, Mieze, so is mir doch gegangen. Und so gehts einem. Lauter Bruch, Abfall, Bowel. Det is aus ein Müllkasten geholt. Möchten Sie mit sowat verheirat sein? Na, ick nich ne Stunde. Na, dann hält mans son bißchen aus, vielleicht paar Wochen, nachher gehts eben nicht, dann muß sie gehen und ick sitz wieder da. Is nich schön. Aber hier is schön.« »Bißchen Abwechslung is wohl ooch bei?« Reinhold lacht: »Wie meinen Sie det, Mieze?« »Na, na, andere möchten Sie ooch mal?« »Warum nicht, nanu, sind doch alles Menschen.«
    Sie lachen, sie gehen Arm in Arm, erster September. Die Bäume hören nicht auf zu singen. Es ist ein langes Predigen.
    Ein Jegliches, ein Jegliches hat seine Zeit und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde, ein Jegliches hat sein Jahr, geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, das gepflanzt ist, ein Jegliches, Jegliches hat seine Zeit, würgen und heilen, brechen und bauen, suchen und verlieren, seine Zeit, behalten und wegwerfen seine Zeit, zerreißen und zunähen, schweigen und reden. Ein Jegliches hat seine Zeit. Darum merkt ich, daß nichts Besseres ist, als fröhlich sein. Besseres als fröhlich sein. Fröhlich sein, laßt uns fröhlich sein. Es ist nichts Besseres unter der Sonne als lachen und fröhlich sein.
    Reinhold hat Miezes Hand, er geht an ihrer Rechten, was er für einen starken Arm hat. »Wissen Sie Mieze, eigentlich hab ick gar keen Mut gehabt, Sie mal einzuladen, von damals, wissen schon.« Und dann gehen wir eine halbe Stunde, sprechen wenig. Es ist gefährlich lange zu gehen und nicht zu sprechen. Aber man fühlt seinen rechten Arm.
    Wo setz ich die süße Kruke bloß hin, det is ne ganz besondere Marke und vielleicht spar ick mir das Mädel noch auf, man muß genießen, vielleicht schlepp ick ihr ins Hotel und in der Nacht, in der Nacht, wenn der Mondschein erwacht. »Sie haben ja lauter Narben an der Hand, und tätowiert sind Sie ooch, an der Brust ooch?« »Jawoll, wollen Sie mal sehen?« »Warum tätowieren Sie sich denn?« »Kommt drauf an, wo, Fräulein.« Mieze kichert, schaukelt in seinem Arm: »Kann mir denken, hab ooch mal einen gehabt, vor Franzen, wat der sich allens bemalt hat, ist nicht zu sagen.« »Tut weh, ist aber schön. Wollen Sie mal sehen, Fräulein.« Da läßt er ihren Arm, knöpft sich rasch die Brust auf, zeigt die Brust, da. Ist ein Amboß, ein Lorbeerkranz drum. »Nu decken sich doch mal zu, Reinhold.« »Da kuck ihn ruhig an.« Die Flamme in ihm, die blinde Gier, er packt ihren Kopf, preßt ihn ran an seine Brust: »Küssen, du, küssen, mußt küssen.« Sie küßt nicht, ihr Kopf bleibt da gedrückt liegen unter seinen Händen: »Lassen Sie mich doch los.« Er läßt sie los: »Hab dir doch nich, Mensch.« »Ick geh los.« Son Aas, ich krieg dir an den Hals, wie redt det Stück mit mir. Er zieht sich das Hemd vor. Die krieg ich noch, die tut sich, immer mit die Ruhe, sachte, Junge. »Hab dir doch nischt getan, knöpp mir schon zu. So. Na, wirst ja woll schon ein Mann

Weitere Kostenlose Bücher