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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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wird wohl noch weiter was geschehen, man ist nie sicher bei die Brüder, und jetzt wollen wir von ihm einen Fingerabdruck machen und sein Längenmaß bestimmen, und am besten ihn vorher fassen, man führe ihn uns vor, trari trara.
    Die Hosen zieht sich Reinhold hoch, latscht auf seinem Bau hin und her, dem bekommt die Ruhe und das viele Geld nicht. Seine letzte Braut hat er weggeschickt, die feine mag er jetzt auch nicht.
    Man muß mal wat anders machen. Er möcht was mit Franz anfangen. Jetzt geht das Kamel wieder rum und strahlt und protzt mit seine Braut; als wenn da was bei ist. Vielleicht nehm ich ihm die doch weg. War neulich eklig mit ihrem Gesabber.
    Der Klempner, mit Namen Matter, der Polizei freilich unter dem Namen Oskar Fischer bekannt, macht ein erstauntes Gesicht, als Reinhold ihn nach Sonja fragt. Schlankweg fragt der nach Sonja, und ohne weiteres gesteht Matter, na, wenn dus weißt, dann weißt dus eben. Da legt Reinhold seinen Arm um Matters Taille und fragt: ob Matter sie ihm mal abtreten will für eine kleine Partie. Da stellt sich heraus, daß Sonja Franzen gehört und nicht Mattern. Na, dann kann Matter ihm das Mädel mal für eine Autofahrt verschaffen, nach Freienwalde.
    »Dann mußte Franzen fragen und nich mir.« »Franzen kann ich nicht fragen, mit dem hab ich was von früher, und mir mag sie nicht, glaub ick. Det hab ick gemerkt.« »Dazu geb ich mir aber nicht her. Wenn ick sie vielleicht alleene will.« »Na, kannste ja. Bloß für eine Fahrt.« »Von mir aus kannste alle Weiber haben, Reinhold, die ooch, aber woher nehmen und nicht stehlen.« »Na, mit dir looft sie doch. Du, Karl, wenn du einen braunen Lappen kriegst von mir.« »Immer her damit.«
    Zwei blaue Schupo setzten sich auf einen Stein und fragten alle, die vorübergingen, und hielten alle Autos an: ob sie nicht einen gesehen haben, der ein gelbes Gesicht hat und schwarze Haare. Der wird von ihnen gesucht. Was er getan hat oder tun wird, das wissen sie nicht, es steht im Polizeibericht. Es hat ihn aber keiner gesehen oder will ihn keiner gesehen haben. Da müssen die beiden Schupo noch weiter gehen die Alleen entlang, und zwei Bullen gesellen sich ihnen bei.

    Am Mittwoch, den 29.August 1928, nachdem dieses Jahr schon 242 Tage verloren hat und schon nicht mehr viel zu verlieren hat – und die sind unwiderruflich hin mit einer Fahrt nach Magdeburg, mit einer Wiederherstellung und Genesung, mit Reinholds Schnapsanpassung, Miezes Auftauchen, und sie machen ihren ersten diesjährigen Einbruch, und Franz ist wieder der strahlende Friede und die vollste Friedfertigkeit –, da schießt der Klempner mit der kleinen Mieze in die Landschaft. Ihm hat sie gesagt, nämlich dem Franz, sie fährt mit ihrem Gönner. Warum sie fährt, weiß sie nicht. Sie will nur Franzen helfen, aber wie: weiß sie nicht. Sie hat in der Nacht geträumt: ihr Bett und Franzens stehen in dem Wohnzimmer ihrer Wirtsleute unter der Lampe, und dann bewegt sich der Vorhang vor der Tür, und etwas Graues, eine Art Gespenst, wickelt sich langsam daraus, kommt in das Zimmer. Ach, seufzte sie, und dann saß sie im Bett auf, und Franz schlief fest nebenan. Ich helf ihm, ihm passiert nichts, und dann legte sie sich wieder hin, komisch, wie unsere Betten nach vorn in das Wohnzimmer rollen.
    Ruck, sind sie in Freienwalde, hübsch in Freienwalde, ist ein Badeort, hat einen hübschen Kurgarten mit gelbem Kies, gehen viele Leute drauf. Wen werden sie wohl da treffen, wie sie grade Mittag gegessen haben neben dem Kurgarten auf der Terrasse?
    Erdbeben, Blitz, Blitz, Donner, Gleise aufgerissen, der Bahnhof um, Rollen, Qualm, Rauch, alles hin, Schwaden, nichts zu sehen, Schwaden, quellendes Schreien... ich bin deine, ich bin doch dein.
    Laß ihn kommen, laß ihn sitzen, ick fürcht mir vor dem nicht, vor dem nu grade nicht, dem seh ich ruhig ins Gesicht. »Das ist Fräulein Mieze; kennste ihr schon, Reinhold?« »Flüchtig. Freut mir sehr, Fräulein.«
    Und so sitzen sie im Kurgarten in Freienwalde; es spielt einer schön Klavier im Lokal. Da sitze ich in Freienwalde, und der sitzt mir gegenüber.
    Erdbeben, Blitz, Schwaden, alles hin, aber es ist schön, daß wir den getroffen haben, den hole ich aus, über alles, was bei Pums war, und was Franz macht, bei dem kann mans schaffen mit Jieprigmachen; zappeln lassen, dann kommt der. Mieze träumt, wie ihr das Glück wohlgesinnt ist. Der Klavierspieler singt: Sag mir oui, mein Kind, das ist französisch, Sag mir ja, na und auch auf

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