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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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von mir, alles ausm Gefängnis, Festung, jetzt sperren sie mir hier ein, sie entmündigen das Volk, ich bin ihnen zu gemeingefährlich. Ja, das bin ich. Ich bin Freidenker, das kann ich dir sagen, du siehst mir hier sitzen, ich bin der ruhigste Mann von der Welt, aber wenn man mir reizt. Es kommt eine Zeit, und das Volk erwacht, das mächtige, kraftvolle, freie, so ruht denn, ihr Brüder, edel und groß habt ihr für uns euch geopfert.
    Weeßte, du, Kollege, mach mal die Oogen uff, damit ick merke, daß du mir zuhörst – so ist gut, mehr brauchste nicht, ick verrat dir schon nicht –, wat haste denn gemacht, einen abgemurkst von die Tyrannen, Tod euch, den Henkern, den Despoten, stimmt an. Weeßte, du liegst und liegst, und ick kann die ganze Nacht nicht schlafen, das macht immer draußen wumm wumm, hörste det ooch, die schmeißen noch nächstens die ganze Bude um. Die haben recht. Ich hab heut nacht gerechnet, die ganze Nacht, wieviel Drehungen macht die Erde in eine Sekunde um die Sonne, ich rechne und rechne, ich denke, es sind 28, und dann kommt mir vor, meine Olle schläft neben mir, und da wecke ich ihr, sie sagt: Ollerchen, reg dir nich uff, war aber bloß geträumt.
    Mir haben sie eingesperrt, weil ich trinke, aber wenn ich trinke, bin ich zornig, zornig, aber bloß über mich, und dann muß ich alles kaputt schlagen, was mir in die Quere kommt, weil ich eben nich Herr über meinen Willen bin. Ich gehe mal wegen meine Rente aufs Amt, sitzen die Pachulken in der Stube, lutschen an ihrem Federhalter und kommen sich vor wie große Herren. Ich und die Türe uffgerissen und gesagt, da sagen sie: was wollen Sie denn, wer sind Sie überhaupt hier? Da hau ich auf den Tisch: Sie wünsch ich gar nicht zu sprechen, mit wem hab ich denn die Ehre, ich bin Schögel, ich bitte ums Telephonbuch, ich wünsche den Regierungspräsidenten. Und da habe ich die Bude kurz und klein geschlagen, und zwei haben auch noch dran geglaubt von die Pachulken.«

    Wumm Schlag, wumm Schlag, wumm Sturmbock, wumm Torschlag. Wuchten und Rammen, Krachen und Schwingen. Wer ist denn dieser verlogene Kerl, Franz Biberkopf, ein Wiedehopf, ein Gliedertropf, der möchte warten, bis mal Schnee fällt, dann, meint er, sind wir weg und kommen nicht wieder. Was der schon denkt, son Kerl kann ja nicht denken, hat ja keine Grütze in seinem Deetz, der will hier liegen und will bocken. Dem werden wir aber die Suppe versalzen, wir haben Knochen aus Eisen, Krach Tor paß auf, knack Tor, Loch im Tor, Riß im Tor, paß auf, kein Tor, leeres Loch, Höhle, wumm, wumm, paß auf, wumm wumm.
    Ein Klappern, es geschieht ein Klappern im Sturm, in dem Wehen und Blasen wird ein Klappern laut, ein Weib dreht ihren Hals auf einem scharlachfarbenen Tier. Sie hat sieben Köpfe und zehn Hörner. Sie schnattert und hat ein Glas in der Hand, sie höhnt, sie lauert auf Franz, den Sturmgewaltigen prostet sie zu: schnarr, schnarr, regen Sie sich ab, meine Herren, es lohnt nicht sehr um den Mann, ist nicht viel los mit dem Kerl, hat ja bloß noch einen Arm, und Fleisch und Fett ist nicht an ihm dran, der ist bald kalt, dem legen sie schon Wärmkruken ins Bett, und ich hab auch schon sein Blut, er hat selber nur noch ein bißchen davon, damit kann er sich nicht mehr wichtig tun. I wo, ich sage, regen Sie sich ab, meine Herren.
    Vor Franzens Augen geschieht das. Die Hure bewegt ihre sieben Köpfe, schnattert und nickt. Das Tier setzt unter ihr seine Füße, schaukelt den Kopf.

Traubenzucker und Kampferspritzen,
aber zuletzt mischt sich ein anderer ein
    Franz Biberkopf kämpft mit den Ärzten. Er kann ihnen den Schlauch nicht wegreißen, er kann ihn sich nicht aus der Nase ziehen, sie gießen Öl auf den Gummi, und die Sonde rutscht ihm in den Rachen und den Schlund, und die Milch und Eier fließen in seinen Magen. Aber wenn die Fütterung vorbei ist, fängt Franz an zu würgen und zu brechen. Das ist mühsam und schmerzlich, aber es geht, auch wenn man einem die Hände anbindet und man sich nicht den Finger in den Rachen stecken kann. Man kann bald alles erbrechen, was man will, und wir werden sehen, wer seinen Willen behält, sie oder ich, und ob mir noch einer zwingen wird auf dieser verfluchten Welt. Ich bin nicht für die Ärzte ihre Versuche da, und was mit mir los ist, wissen sie doch nicht.
    Da setzt Franz es durch und wird schwächer und schwächer. Sie probieren es mit ihm auf alle Weise, sprechen ihm zu, fühlen seinen Puls, legen ihn hoch, legen ihn niedrig, man macht

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