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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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am Sonnabend nach Brandenburg fährt, um Reinhold zu besuchen, und er hat allerhand zum Mitbringen bei sich von Reinholds Braut und von Pums, liegt da im Abteil eine Zeitung, das ist eine alte Zeitung, von Donnerstag abend, da steht auf der ersten Seite: »Der Mörder von Freienwalde gefaßt. Unter falschem Namen im Zuchthaus.« Der Zug rattert unter Konrad, die Schienen stoßen, der Zug rattert. Von wann ist die Zeitung, was ist das für eine, Lokalanzeiger, Donnerstag abend.
    Sie haben ihn. Er ist nach Berlin abgeführt worden. Das hab ich gemacht.
    Die Weiber und die Liebe haben dem, Reinhold, zeit seines Lebens Unglück und Glück gebracht, so haben sie ihm zuletzt auch das Verhängnis gebracht. Nach Berlin haben sie ihn transportiert, er hat sich wie ein Rasender aufgeführt. Es fehlte nicht viel, so hätten sie ihn in dieselbe Anstalt gebracht, wo sein ehemaliger Freund Biberkopf saß. So wartet er denn, wie er sich in Moabit beruhigt hat, wie sein Prozeß läuft und was von drüben kommen wird, von dem Franz Biberkopf, der sein Helfershelfer oder Anstifter ist, aber man weiß noch nicht, was aus dem überhaupt werden wird.

Irrenanstalt Buch, festes Haus
    Im Polizeigefängnis, im panoptischen Bau vom Präsidium, vermuten sie zwar erst, Franz Biberkopf schiebt einen Ball, spielt den Verrückten, weil er weiß, daß es um die Rübe geht, dann sieht sich aber der Arzt den Gefangenen an, man bringt ihn ins Lazarett nach Moabit, auch da ist kein Wort aus ihm herauszukriegen, der Mann ist scheinbar wirklich verrückt, er liegt ganz starr, plinkt nur wenig mit den Augen. Als er zwei Tage die Nahrung verweigert hat, fährt man ihn nach Buch heraus, in die Irrenanstalt, auf das feste Haus. Das ist in jedem Fall richtig, denn beobachtet muß der Mensch sowieso werden.
    Sie haben den Franz erst in den Wachsaal gesteckt, weil er immer splitternackt dalag und sich nicht hat zugedeckt, sogar das Hemd riß er sich immer ab, das war das einzige Lebenszeichen, das Franz Biberkopf einige Wochen gab. Die Augen hielt er immer fest zugepreßt, er lag ganz steif, und jede Nahrung hat er verweigert, so daß man ihn mit der Schlundsonde hat füttern müssen, wochenlang nur Milch und Ei und etwas Kognak dabei. Dabei schmolz der kräftige Mann sehr zusammen, ein einzelner Wärter konnte ihn leicht ins Badewasser tragen, das ließ sich Franz gern gefallen, und im Badewasser pflegte er sogar ein paar Worte zu sagen, auch die Augen zu öffnen, zu seufzen und zu stöhnen, aber all den Tönen war nichts zu entnehmen.
    Die Anstalt Buch liegt ein Stück hinter dem Dorf, das feste Haus liegt außerhalb der Häuser der andern, die nur krank sind und nichts verbrochen haben. Das feste Haus liegt im freien Gelände, auf dem offenen, ganz flachen Land, der Wind, der Regen, der Schnee, die Kälte, der Tag und die Nacht, die können das Haus umdrängen mit aller Kraft und mit aller Macht. Keine Straßen halten die Elemente auf, es sind nur wenige Bäume und Sträucher, dann stehen noch ein paar Telegraphenstangen da, aber sonst sind nur Regen und Schnee, Wind, Kälte, Tag und Nacht da.
    Wumm wumm, der Wind macht seine Brust weit, er zieht den Atem ein, dann haucht er aus wie ein Faß, jeder Atem schwer wie ein Berg, der Berg kommt an, krach, rollt er gegen das Haus; rollt der Baß. Wumm wumm, die Bäume schwingen, können nicht Takt halten, es geht nach rechts, sie stehen noch links, nun knackt er sie über. Stürzende Gewichte, hämmernde Luft, Knackern, Knistern, Krache, wumm wumm, ich bin deine, komm doch, wir sind bald da, wumm, Nacht, Nacht.
    Franz hört das Rufen. Wumm wumm, hört nicht auf, kann schon aufhören. Der Wärter sitzt an seinem Tisch und liest, ich kann ihn sehen, er läßt sich durch das Geheul nicht stören. Ich lieg auch schon lang. Die Jagd, die verfluchte Jagd, die haben mir holter die polter gejagt, ich bin an Arm und Beinen zerbrochen, mein Genick ist hin und zerbrochen. Wumm wumm, das kann wimmern, ich lieg schon lang, ich steh nicht auf, Franz Biberkopf steht nicht mehr auf. Und wenn die Posaune vom Jüngsten Gericht bläst, Franz Biberkopf steht nicht auf. Da können sie schreien, was sie wollen, können mit der Sonde kommen, jetzt bohren sie die Sonde mir schon durch die Nase, weil ich nicht den Mund aufmachen will, aber einmal bin ich doch verhungert, was können die mit ihre Medizin, können machen, was sie wollen. Sauzeug, das verfluchte, das habe ich jetzt hinter mir. Jetzt trinkt der Wärter sein Glas Bier, das hab

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