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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Woche, ist er mit Ihrer wohlwollenden Hilfe hinter Ihrem Rücken hallelluja heidi und davon.« »Versteh ich nicht, müßte man mal versuchen, glaub ich nicht, Herr Oberarzt.« (Ich weiß alles, du weißt nichts, gack gack, wir wissen alles.) »Aber ich. Werden Sie noch lernen. Das müssen Sie erlebt haben. Na, nu quälen Sie den mal nicht, glauben Sie mir schon, hat doch keinen Zweck.« (Werde mal nach Haus 9 rüber, diese Grünschnäbel, wer nur den lieben Gott läßt walten, wieviel Uhr ist es eigentlich.)

    Besinnungslos und abwesend ist Franz Biberkopf, sehr weiß, gelblich, mit Wasserschwellungen an den Knöcheln, Hungerödem, er riecht nach Hunger, nach dem süßlichen Azeton, wer in den Raum tritt, merkt gleich, hier geht was Besonderes vor.
    Eine tiefe Stufe hat schon Franzens Seele erreicht, sein Bewußtsein ist nur manchmal da, da verstehen ihn die grauen Mäuse, die oben im Magazin wohnen, und die Eichhörnchen und Feldhasen, die draußen herumspringen. Die Mäuse sitzen in ihrem Bau, zwischen dem festen Haus und der großen Zentrale von Buch. Da schwirrt von Franzens Seele was an und irrt und sucht und zischelt und fragt und ist blind und kehrt zurück in das Gehäuse, das noch hinter der Mauer im Bett liegt und atmet.
    Die Mäuse laden Franzen ein, mit ihnen zu essen und nicht traurig zu sein. Was ihn betrübt mache. Da stellt sich heraus, daß es für ihn nicht leicht ist, zu sprechen. Sie drängen ihn, er möchte doch ein ganzes Ende machen. Der Mensch ist ein häßliches Tier, der Feind aller Feinde, das widrigste Geschöpf, das es auf der Erde gibt, noch schlimmer als die Katzen.
    Er sagt: Es ist nicht gut, in einem Menschenleib zu leben, ich will lieber kauern unter der Erde, über die Felder laufen und fressen, was ich finde, und der Wind weht, und der Regen fällt, und die Kälte kommt und vergeht, das ist besser als in einem Menschenleib leben.
    Die Mäuse laufen, Franz ist eine Feldmaus und gräbt mit.
    Im festen Haus liegt er im Bett, die Ärzte kommen und halten seinen Leib bei Kraft, inzwischen er immer tiefer verblaßt. Sie sagen selbst, er ist nicht mehr zu halten. Was in ihm Tier war, läuft auf dem Felde.
    Jetzt schleicht etwas aus ihm fort und tastet und sucht und macht sich frei, was er sonst nur selten und dämmernd in sich gefühlt hat. Das schwimmt über die Mauselöcher weg, sucht um die Gräser, tastet in den Boden, wo die Pflanzen ihre Wurzeln und Keime verborgen halten. Da spricht etwas mit ihnen, sie können es verstehen, es ist ein Wehen hin und her, ein Klopfen, es ist, als wenn Keime über den Boden fallen, Franzens Seele gibt ihre Pflanzenkeime zurück. Es ist aber eine schlechte Zeit, kalt und gefroren, wer weiß, wieviel angehen werden, aber Platz ist auf den Feldern, viele Keime hat Franz in sich, jeden Tag weht er aus dem Haus und schüttet neue Keime aus.

Der Tod singt sein langsames, langsames Lied
    Die Sturmgewaltigen sind jetzt still, es hat ein anderes Lied begonnen, das Lied kennen sie alle und den, der es singt. Wenn der seine Stimme erhebt, sind sie immer still, sogar die, die die Ungestümsten auf der Erde sind.
    Der Tod hat sein langsames, langsames Lied begonnen. Er singt wie ein Stammler, jedes Wort wiederholt er; wenn er einen Vers gesungen hat, wiederholt er den ersten und fängt noch einmal an. Er singt, wie eine Säge zieht. Ganz langsam fährt sie an, dann fährt sie tief ins Fleisch, kreischt lauter, heller und höher, dann ist sie mit einem Ton zu Ende und ruht. Dann zieht sie langsam, langsam wieder zurück und knirscht, und höher, fester wird ihr Ton und kreischt, und ins Fleisch fährt sie hinein.
    Langsam singt der Tod.
    »Es ist Zeit für mich, zu erscheinen bei dir, weil ja schon aus dem Fenster die Samen fliegen und du dein Laken ausschüttelst, als wenn du dich nicht mehr hinlegst. Ich bin kein bloßer Mähmann, ich bin kein bloßer Sämann, ich habe hier zu sein, weil es gilt für mich, zu bewahren. O ja! O ja! O ja!«
    O ja, das singt am Ende jeder Strophe der Tod. Und wenn er eine starke Bewegung macht, singt er auch O ja, weil es ihm Freude macht. Die es aber hören, machen dann die Augen zu, es ist nicht zu ertragen.
    Langsam, langsam singt der Tod, die böse Babylon hört ihm zu, die Sturmgewaltigen hören ihm zu.
    »Ich stehe hier und habe zu registrieren: Der hier liegt und sein Leben und seinen Körper preisgibt, ist Franz Biberkopf. Wo er auch ist, weiß er, wohin er geht und was er will.«
    Das ist gewiß ein schöner Gesang, aber

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