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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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Bei einem Überfall in der Marienbader Straße hatten beide Täter die Frau vor den Augen ihres Mannes vergewaltigt und ihn dann anschließend exekutiert, als er ihnen nicht gleich die Kombination des Safes verraten wollte.
    Abrupt richtete Tatjana sich im Bett auf. Soll ich jetzt schon die Polizei anrufen? Sie entschied sich dagegen. Die Bullen würden noch früh genug da sein. Sie blickte an sich herunter, sie war nackt. Ihr Morgenmantel hing im Bad, den konnte sie jetzt nicht holen. Ich muss auf der Stelle Frank wecken!
    Er schlief noch immer wie ein zufriedenes Baby. Jetzt drehst du langsam durch. Beruhige dich und weck ihn gefälligst, damit du einen wachen Zeugen hast!
    „Wach auf, Frank!“, flüsterte sie und packte ihn bei den Schultern.
    „Los, wach auf, da ist jemand im Haus!“
    Er öffnete die Augen und sah sie desorientiert an. „Was sagst du da?“
    „Im Erdgeschoss ist jemand. Ich habe Schritte gehört“, flüsterte sie.
    „Ach, das ist bestimmt der Wind, die Äste im Garten oder so was …“
    „Nein, wenn ich es dir doch sage. Ich habe seine Schritte gehört.“
    Frank wollte einfach nur weiterschlafen. „Komm, lass uns kuscheln und wieder einschlafen. Du bildest dir die Geräusche bloß ein.“
    „Ich habe Angst.“ Es gelang ihr, hysterisch zu klingen.
    Schlaftrunken setzte er sich im Bett auf und lauschte. „Ich kann nichts hören.“
    „Da ist aber jemand.“
    Dann hörte er ihn endlich auch. Die Geräusche waren unmissverständlich.
    „Hast du denn die Alarmanlage nicht eingeschaltet?“
    „Nein, hab ich nicht.“
    Plötzlich drangen von unten die Schritte noch deutlicher an ihre Ohren.
    „Ruf die Polizei!“, flüsterte er mit heiserer Stimme.
    „Mein Handy liegt unten auf dem Kamin.“ Gut, dass ich auch daran rechtzeitig gedacht habe. Ihre Gedanken rasten. Sie griff nach der schwarz lackierten Kassette unter dem Nachttisch
    ihres Mannes. Dort bewahrte Stefan Kondome, Papiertaschentücher und seine Pistole auf. Er hatte die Waffe gekauft, nachdem die Zeitungen voller Häme waren über die Berliner Polizei, die es nicht geschafft hatte, die „Grunewald-Bestien“ zu fangen. Alle paar Wochen fuhr Stefan mit ihr zum Schießtraining. Er hatte ihr gezeigt, wie man mit der Waffe umging. Die konzentrierten Zielübungen machten Spaß und waren ein gutes Mittel, um Stress abzubauen.
    Mit zitternden Händen lud sie das Magazin und hielt den Lauf der Pistole zur Decke gerichtet. Frank war in seine Jeans geschlüpft und sah sie entgeistert an.
    „Was machst du da?“ Er war kreideweiß im Gesicht. „Warte noch. Mein Handy muss hier irgendwo …“
    „Pst!“ Tatjana lauschte ein paar Sekunden in die Dunkelheit und hörte wieder die Schritte, dieses Mal bereits auf der Treppe. Unwirsch wandte sie sich zu Frank um und fauchte ihn an: „Der Mistkerl kann ein Vergewaltiger sein! Vielleicht wird er sich auf mich stürzen und mich töten! Und ich liege mit einem Milchbubi im Bett, der mich sicher nicht verteidigen wird.“
    Der Mann kam leise und sehr langsam die Stufen herauf. Die Treppe lag völlig im Dunkeln, es gab nicht einmal eine Notbeleuchtung. Tatjana winkte Frank zu, er solle sich ins Badezimmer zurückziehen. Dann stellte sie sich mit der entsicherten Pistole an die Tür zum Flur. Frank protestierte, aber sie drehte ihm den Rücken zu und konzentrierte sich auf die Treppe.
    Dann ging alles ganz schnell. Tatjana zielte in die Richtung, wo sie ihren Mann ungefähr vermutete. Du musst zwei Mal schießen! Mindestens!! Das hatte man ihr eingetrichtert. Mit einem lauten Schrei stürzte der Getroffene in die Schwärze der Nacht. Sie hörte seinen Körper mit einem dumpfen Laut am Fuß der Treppe aufschlagen.
    Langsam bückte sie sich und legte die Pistole auf den Boden. Dabei registrierte sie, dass Frank wie erstarrt noch immer hinter ihr stand.
    „Du hast geschossen!“
    „Der Kerl hat‘s verdient.“ Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht mehr. Bin ich das wirklich? Habe ich tatsächlich meinen Mann erschossen?
    „Ist er tot?“
    „Das weiß ich nicht. Er ist jedenfalls die Treppe hinunter gefallen und jetzt höre ich nichts mehr.“
    „Du hast auf einen Menschen geschossen!“, wiederholte Frank, noch immer völlig fassungslos.
    Sie nahm ihm sein Handy aus der Hand und wählte den Notruf. Nach und nach begriff sie, dass sie es getan hatte.
    Endlich!
    Wie betäubt blieb sie nackt vor Frank stehen, der sie in die Arme schloss, bis sie schließlich die Sirenen der Polizei

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