Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
❧ 1
Wir gratulieren Ihnen …
Fassungslos starre ich die Worte an. »Ivy College« steht in glänzenden goldenen Buchstaben am oberen Seitenrand.
… zur Aufnahme für den Studiengang »Creative Theatre« am Ivy College, London.
Meine Hand beginnt zu zittern, sodass ich Mühe habe, meinen Teebecher nicht fallen zu lassen, und ich spüre, wie sich ein dämliches Grinsen auf meinen Zügen ausbreitet.
Ich fasse es nicht. Absolut nicht. Tausende junger Schauspielertalente haben in diesem Jahr dort vorgesprochen. Nicht einmal im Traum hätte ich gedacht, am berühmten Ivy College aufgenommen zu werden.
Ich lese das Schreiben noch einmal durch, weil ich immer noch nicht sicher bin, ob es vielleicht nicht doch bloß ein Traum ist, während meine Gedanken zum Tag des Vorsprechens zurückschweifen.
Es herrschte eine Gluthitze, in der U-Bahn drängten sich die Leute, schwitzend, klebrig, mit Wasserflaschen und Limodosen bewaffnet.
Ich war lediglich ein einziges Mal davor in London gewesen – um meine beste Freundin Jen bei der Suche nach besonders ausgefallenen Schuhen für eine Hochzeit zu unterstützen. Allerdings waren wir damals nicht über die Oxford Street hinausgekommen.
Deshalb waren mir die Panik, Aggressivität und stickige Enge in der U-Bahn während der Hauptverkehrszeit fremd, und ich kam mir wie eine willenlose Puppe vor, die im Gewirr hin und her geschubst wird.
Prompt verlief ich mich, aber die meisten Leute waren viel zu beschäftigt, um stehen zu bleiben und mir weiterzuhelfen.
Schließlich erklärte sich ein Mann mit grauem Bart und knapper, markanter Aussprache bereit, mir den Weg zum College zu zeigen. Ich folgte ihm durch Nebenstraßen, vorbei an hübschen Stadthäusern, bis zu einem von einem schwarzen Zaun umgebenen Grundstück. Zwischen den hohen Tannen machte ich mehrere, mit silbrig glänzendem und grünem Efeu bewachsene Ziegelgebäude aus.
»Ich liebe Efeu«, sagte ich zu dem Mann. »Er ist eine meiner Lieblingspflanzen.«
»Dann erfreuen Sie sich daran, solange Sie es noch können«, gab der Mann zurück. »Das College gehört irgend so einem Hollywoodstar. Es ist eine reine Zeitfrage, bis er es abreißt und einen dieser Klötze aus Glas und Beton hinstellt.«
»Meinen Sie Marc Blackwell?«
Der Mann nickte. »Ich habe nur die schlimmsten Sachen über ihn gehört. Er muss ein außergewöhnlich arroganter Mann sein. Eiskalt.«
»Dasselbe habe ich auch gehört«, sagte ich. »Andererseits hat er allen Grund, arrogant zu sein. Er ist kaum älter als ich, hat aber schon so viel erreicht. Zwei Oscars, ein eigenes College.«
Der Mann musterte mich von oben bis unten. Wahrscheinlich fragte er sich, was ein Mädchen wie ich in verwaschenen Jeans und einem einfachen weißen T-Shirt hier zu suchen hatte.
»Ich spreche hier vor«, erklärte ich. »Aber die nehmen mich sowieso nicht. Nicht in einer Million Jahre. Ich bin nur hier, weil meine Tutorin an der Uni meinte, ein Vorsprechen wäre eine wertvolle Erfahrung für mich. Und das College ist wirklich wunderschön. All die Bäume. Man könnte sich in diesem Wald glatt verirren.«
Die efeubewachsenen Ziegelgebäude schienen sich eng aneinanderzuschmiegen, als versuchten sie, sich gegenseitig Wärme zu spenden. Sie erinnerten mich an Kinder, die sich im Wald verlaufen hatten.
»Tja, dann wünsche ich Ihnen viel Glück.« Der Mann wandte sich zum Gehen, während ich zurückblieb und staunend das College betrachtete – die Türme, Balkone und Bogenfenster verliehen ihm das Flair eines Märchenschlosses. Aber die Bäume gefielen mir noch besser. Ein Stück wilder, ungezähmter Natur mitten in London.
Lange Zeit stand ich reglos da, bis ich das schmiedeeiserne Tor aufstieß und das Gelände betrat. Die Pracht des Anwesens beschwor das Gefühl herauf, klein und unbedeutend zu sein, aber nervös war ich nicht. Schließlich hatte ich nichts zu verlieren, sondern konnte höchstens um eine Erfahrung reicher werden. Ich hatte keine Ahnung, dass ich bei dem Vorsprechen Marc Blackwell höchstpersönlich begegnen würde.
❧ 2
S chließlich schaffte ich es, inmitten der verschlungenen Pfade, Ziegelrundbögen und Korridore den Vorsprechsaal zu finden.
Zwei Gestalten saßen an einem langen Tisch, als ich eintrat. Eine erkannte ich auf Anhieb: Denise Crompton, eine Schauspielerin, die vor allem für ihre Musical-Rollen berühmt war. Winzige Fältchen erschienen in ihren Augenwinkeln, als sie mich anlächelte.
Als ich sah, wer sich neben ihr
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