Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
du machst ne Ansage, oder du suchst dir
    nen anderen Doofen.“
    Sirin schüttelte den Kopf und hoffte, dass sein Gesicht nichts von dem Blut abbekommen hatte. Er hatte sich nur kurz mit dem Ärmel über den Mund gewischt, aber vergessen in den Spiegel zu schauen.
    Verdammt, die Villa war voll von den Dingern. Wieso hab ich nicht in den Spiegel geschaut, bevor ich abgehauen bin?
    „Also, was ist?“, fragte Parchim, seinen massigen Ellbogen auf der Mittelkonsole abgestützt. Sirin drehte sich nach hinten, sah durch die Rückscheibe, aber das Taxi hinter ihm hatte gerade einen Fahrgast aufgenommen, und jetzt gab es kein weiteres Fahrzeug mehr, in das er wechseln könnte. Und wenn, wäre es jetzt auch egal. Er hatte sich schon viel zu auffällig benommen, und bei einer Gegenüberstellung würde es keine zwei Sekunden dauern, bis der Fahrer ihn identifiziert hätte.
    „Dann zum Flughafen“, keuchte Sirin, immer noch völlig außer Atem.
    Er war nur wenige hundert Meter gerannt, aber der Spurt war es nicht, was ihn so fertig gemacht hatte.
    „Welcher Flughafen?“, fragte der Fahrer, sein bärtiges Gesicht wieder nach vorne gerichtet, während er erst das Taxameter und dann die Zündung startete.
    „Schönefeld.“
    „Na klar, doch.“
    Der Mercedes schob sich behäbig auf die kopfsteingepflasterte Straße. Sirin schloss die Augen und sank verzweifelt in sich zusammen.
    Verdammt, was für ein beschissener Tag, dachte er. Ich hätte wirklich auf meinen Schwanz hören sollen.
    Der hatte der ihm nämlich davon abgeraten, die Aktion zu starten, ganz im Gegensatz zu seinem neunmalklugen Halbbruder, von dem er den Tipp hatte.
    „Todsicher“, hatte Tarek gesagt. Mann, und das Arschloch hatte Recht behalten.
    So was von todsicher.
    Am Anfang sah es noch so aus, als würde alles glattgehen, aber das tat es bei Katastrophen vermutlich immer. Ja, Familie Neureich war verreist. Ja, die Alarmanlage der Villa war ein Kinderspiel und nein, er hatte keine Kohle mehr, mit der er seine Drogen bezahlen konnte. Und trotzdem hatte er es heute Morgen verdammt noch mal in seinem Urin gehabt, dass etwas schief gehen würde. Keine Morgenlatte – kein Glück. Das war schon immer so gewesen. Weiß der Geier, weshalb er es trotzdem durchgezogen hatte, obwohl er heute mit einer weichgekochten Nudel zwischen seinen Beinen aufgewacht war.
    „Geht’s nicht etwas schneller?“, fragte er. Vor ihnen suchte ein Sportwagen nach einem Parkplatz, und der Taxifahrer traute sich ganz offensichtlich nicht zu überholen, obwohl es hier kaum Gegenverkehr gab.
    Normalerweise fahrt ihr Idioten doch wie die Henker. Weshalb muss ich ausgerechnet die einzige Taxe Berlins erwischen, die sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält?
    „Ich arbeite und bin nicht auf der Flucht!“, versorgte ihn Parchim mit einem dieser dämlichen Sprüche, die man auf Aufklebern findet, mit denen sich Sekretärinnen und Sachbearbeiter so gerne die Bürowände tapezieren. Um seine lahmarschige Lebenseinstellung zu untermauern, fuhr der Idiot mit Absicht noch langsamer. Schließlich stoppte Parchim sogar, damit der Sportwagen sich in seine Lücke klemmen konnte. Sirin wollte gerade erneut protestieren, als es zweimal kurz hintereinander laut und unangenehm knackte.
    „Zentrale für Wagen 25562.“
    Der Fahrer griff zu einem rasierapparatförmigen Funkgerät und löste es vom Armaturenbrett.
    „Zentrale für Wagen 25562. Parchim, bist du da?“
    Sirin hatte bei einer Taxidurchsage noch nie etwas verstanden, aber diese Frauenstimme war kristallklar, ohne die sonst üblichen Störgeräusche und Aussetzer.
    „Höre“, antwortete der Fahrer gelangweilt und ließ den roten Sprechknopf wieder los.
    „Stehst du noch immer noch im Müggelschlößchenweg?“
    „Nein.“
    „Okay, gut für dich. Sonst hätte die Polizei dich gleich besucht.“
    Sirin erstarrte.
    „Wieso, was’n los?“
    „Ein Einbruch mit Todesfolge“, seufzte die Frau in der Zentrale.
    „Soll wohl ein ziemliches Massaker gewesen sein. Jetzt suchen
    sie Zeugen, die vielleicht was gesehen haben.“
    Sirin sah nach vorne zum Rückspiegel. Ihre Blicke trafen sich. Er spürte den kalten Schweiß austreten und fühlte sich, als ob auf seiner Stirn eine Hinweistafel blinkte: Ich war es. Ich bin der, den sie suchen. Ich war es.
    „Wo war das genau?“, fragte Parchim, den Blick jetzt abwechselnd auf die Straße und in den Rückspiegel gerichtet.
    „Fliederstraße 27 A, nur einen Katzensprung vom Stand.“
    Noch

Weitere Kostenlose Bücher