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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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während die Frau in der Vermittlung weiterredete, scherte das Taxi nach links über die Gegenspur und kam abrupt in einer Einfahrt zu stehen.
    Sirin zog hastig seine rechte Hand aus der Jackentasche, doch kurz bevor er den Türgriff erreichen konnte, schnappte die Zentralverriegelung ein.
    Scheiße, verdammt!
    Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, blickte er in den Lauf einer Pistole.
    „Zeig mir deine Hände.“
    Mist, hört dieser beschissene Tag denn nie auf?
    Erst der misslungene Einbruch, dann ein Taxifahrer, der den Helden spielen will. Aber vermutlich war das seine gerechte Strafe.
    Welcher Trottel wählt schon ein Taxi als Fluchtfahrzeug? Die sind alle über Funk verbunden, können in Nullkommanix Hilfe holen, und seit den Übergriffen der letzten Jahre ist jeder Fahrer bis an die Zähne bewaffnet.
    „Was wollen Sie von mir?“, spielte Sirin den Ahnungslosen. „Wieso halten Sie an?“
    „Junge, ich kann bis drei zählen. Ein Mann stürmt in mein Taxi. Keuchend, blass wie der Tod auf Latschen und ohne Plan, wo es hingehen soll.“
    „Sie irren sich.“
    „Ach ja? Dann zeig mir endlich deine verdammten Hände.“
    Der Lauf der Pistole war nur noch wenige Zentimeter von Sirins Oberkörper entfernt. Selbst wenn es sich bei dem Modell um eine Gaspistole handelte – wonach es nicht aussah –, würden die Verletzungen aus dieser Entfernung verdammt schmerzhaft, wenn nicht tödlich sein, also gehorchte er.
    „Es ist nicht so, wie es aussieht, …“
    „… nuschelt die Frau zu ihrem Ehemann, während sie vom Schwanz ihres Liebhabers steigt, ja, ja.“ Parchim lachte dreckig, als er Sirins blutige Hände sah.
    „Steht irgendwo Idiot auf meiner Stirn, oder wieso behandelst du mich wie einen?“
    Er hielt sich das Mikrofon direkt vor seinen Mund, ohne die Waffe zu senken oder Sirin auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    „Zentrale?“
    „Wagen 25562, ich höre.“
    „Warten Sie“, flehte Sirin hektisch, bevor der Fahrer weitersprechen sollte.
    „Geben Sie mir eine Minute, um es Ihnen zu erklären.“
    „Wieso sollte ich?“
    „Nur eine Minute, Mann, bitte. Sie haben das Funkgerät. Sie haben die Waffe. Was haben Sie schon zu verlieren?“
    „Gibt es ein Problem, Wagen 25562?“
    Parchims Daumen ruhte eine quälend lange Pause auf der roten Sprechtaste, dann spreizte er ihn wieder ab und nickte Sirin auffordernd zu.
    „Also gut, ich geb’s zu.“ Er atmete tief aus. „Ich war dort.“
    „Wo?
    „Fliederstraße 27 A, Mann. Ich dachte, die wären verreist.“
    „Wer die?“
    „Scheiße, die Eigentümer. Die alten Säcke, die da wohnen und ihr Geld zählen.“
    „Du bist dort eingebrochen?“
    „Ja. Aber ich hab nichts gemacht, okay? Ich hab mit der Sauerei da drinnen nichts zu tun. Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Die war schon tot, als ich reinkam.“
    „Wer war tot?“
    „Die Haushälterin, das Au-Pair-Mädchen, die Mutter, was weiß ich, wer dort auf’s Haus aufgepasst hat?“
    „Wagen 25562, bitte kommen“, drängte die Frau im Sprechfunk. Sie klang jetzt deutlich nervöser, seitdem Parchim ihr nicht mehr antwortete. „Sollen wir Hilfe schicken?“
    Sirin sah, wie der Fahrer wieder den roten Knopf drücken wollte, und sein Magen zog sich wie eine Ziehharmonika zusammen.
    „Mann, Alter, ich schwöre, ich war’s nicht.“
    „Sorry, Kleiner“, Parchim zeigte auf Sirins verschmierte Hände.
    „Wenn es wirklich nur eine kleine Gaunerei wäre, würd’ ich ja ein Auge zudrücken. Aber dir klebt Blut an den Fingern.“
    „Ja, weil ich versucht habe, die Tante wiederzubeleben. Scheiße, Alter, die hat noch geröchelt, als ich ins Wohnzimmer kam. Die war abgestochen. Da war alles voller Blut, aber ich war’s nicht, okay? Ich hab da noch nicht mal was mitgenommen.“
    Der Fahrer schüttelte bedauernd und Kopf und drückte die Sprechtaste
    „Zentrale? Ich stehe Müggelheimer 17 in einer Einfahrt. Bitte ruf sofort die Polizei; ich glaube, der gesuchte Täter ist mein Fahrgast.“
    „Wagen 25562 verstanden!“
    „Mann, Mist. Nein.“ Sirin schlug verzweifelt mit seinem Ellenbogen gegen das Seitenfenster, ohne es zu beschädigen.
    „Du verletzt dich nur selbst“, mahnte Parchim, die Waffe weiterhin auf den Oberkörper gerichtet.
    „Haben Sie mir nicht zugehört? Ich war es nicht, Alter. Ich hab noch nie im Leben jemanden getötet.“
    Der Taxifahrer zog geräuschvoll Luft durch seine Zähne ein und zuckte bedauernd mit den Achseln.
    „Mich musst

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