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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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zu zügeln. Der Oberste Befehlshaber hatte sich, trotz der Sorgen, die ihn plagten, geradezu herzlich verabschiedet und ihm Grüße an General Watana aufgetragen. Mireille war auch als Asche noch ein Glücksbringer.
    Der Umweg, der sie beim zweiten Ausflug ans schwindende Tageslicht führte, zeigte, dass dem Bund der Mildtätigen nicht mehr alle Wege offen standen. McLenin machte auf subtile Weise mächtig Druck. Als sie den Gewerbehof im Wedding mit einiger Verspätung erreichten, war es bereits dunkel, aber im Büro von „Pax Animalis“ brannte Licht.
    Wenn Heinz Haller überrascht war, auch Farang erneut zu sehen, dann ließ er es sich nicht anmerken. Er strotzte vor Freundlichkeit. Alles war auf das Beste erledigt. Die Urne war aus Bronze, und für die Echtheit der Asche bürgte das Zertifikat. Farang überprüfte auch das Beileidsschreiben und bestätigte den Männern des Obersten Befehlshabers, alles habe seine Richtigkeit. Einer der Vietnamesen reichte Haller einen Umschlag mit dem Geld und steckte Urne und Dokumente in einen schwarzen Rucksack. Khun Heinz zählte die nagelneuen Scheine durch und nickte zufrieden.
    Der andere Vietnamese zog eine schallgedämpfte Automatik aus der Anoraktasche und schoss Haller in den Kopf.
    Haller fiel um und verstreute dabei etwas Bargeld in seinem Büro.
    Farang gelang es nur mit Mühe, sich zu beherrschen. Er hatte keine Chance. Der Vietnamese steckte die Waffe weg, und beide Männer verschwanden in der Dunkelheit, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, geschweige denn, ihn zu behelligen. Alles wie abgesprochen – bis auf Hallers Ableben. Es machte ihn wütend. Nicht, dass ihm der Kinderschänder ans Herz gewachsen war, aber der Mann hatte sein Wort gehalten, und sowohl ihm als auch dem Alten bei der Lösung eines Problems geholfen, und zwar mit absoluter Zuverlässigkeit. Dafür verdiente man nicht den Tod.
    Er ging in die Hocke und sammelte das Geld ein. Sicher hatte der Alte auch dazu eine Weisung erlassen. Ein bisschen Blutgeld als Reisespesen für den Begnadigten. Wie dem auch war, er konnte es jetzt gut gebrauchen.
    Sein Blick fiel auf das Telefon, und für einen Moment erwog er, Heli anzurufen. Er ließ es. Die Zeit drängte. Gerne hätte er sich noch einmal durch Rückfrage bei Heinz Haller vergewissert, die Adresse beim letzten Besuch richtig verstanden zu haben. Aber dazu war es jetzt zu spät.

92
    Die Lage war ausweglos.
    Das Ultimatum hatte der Oberste Befehlshaber noch weggewischt wie eine lästige Lappalie, die ihn nicht davon abhalten konnte, den Feind zu vernichten. Doch seitdem waren mehrere Ausbruchsversuche seiner Männer gescheitert. Seine Truppe war auf einen kläglichen Haufen dezimiert, mit dem er keine Chance mehr hatte. Die Verstärkung aus der Villa war schon auf dem Weg zu ihm aufgerieben worden. Und was ihn am meisten bedrückte: Die Rückführung der Urne mit Mireilles Asche war in Anbetracht der Lage unmöglich, auch wenn das Kommando noch rechtzeitig aufgebrochen war. Mochte der Eurasier die Freiheit genießen, die er ihm gewährt hatte. Es war nichts Geringeres, als eine edle und großzügige Geste, mit der ein Herrscher sich Meriten für ein nächstes Leben erwarb. Über die beiden Gefangenen, die in die Residenz gebracht worden waren, hatte er wohlweislich kein Wort verloren. Dass seine Männer die Frau als seine Gefährtin identifiziert hatten, hätte die Motivation des Halbdeutschen unnötig gemindert. Wäre Mireille nicht gewesen, so hätte sich seine Großmut in Grenzen gehalten, und er hätte andere Prioritäten gesetzt. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle?
    Er nahm das Rubinhalsband, das er in der Uniformtasche über dem Herzen trug, und platzierte es an prominenter Stelle auf dem Altar.
    Er fühlte sich müde.
    Es war wie in den alten Zeiten in Südvietnam. Auch damals hatte der Vietcong mit der tückischen Kampftechnik, die er so verachtete, die Oberhand behalten. Die Hunde waren zu feige, um ihm in einer offenen Schlacht zu begegnen, und diesmal war er schon zu alt und ohne den Schutz seiner Männer auch zu schwach, um sich dagegen aufzubäumen. Es hatte Zeichen gegeben – aber er hatte sie nicht beachtet oder falsch gedeutet. Mireilles Tod, der Fluch, den der Herrscher des Wasserreiches über ihn verhängt hatte ...
    Er war umzingelt. Seine Zeit lief ab, und er hatte nicht vor, dem Gegner in die Hände zu fallen. Für einige schwierige und quälende Minuten wog er das Für und Wider der passenden Aufmachung

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